Gesunde und angeschlagene Finanzen
Lage der Allgäuer Kliniken stark verändert – Verbund Kempten-Oberallgäu verzeichnet Plus
ALLGÄU - Die Finanzlage der medizinischen Schwerpunktversorger im Allgäu hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert: Im Ostallgäu schrumpfte das Defizit der Kliniken um viele Millionen Euro, in Memmingen wuchs das Minus plötzlich stark an, im Unterallgäu wird ein Fehlbetrag immer weiter abgebaut, und im Verbund Kempten-Oberallgäu schreiben die Kliniken als einzige schwarze Zahlen. Die Verantwortlichen betonen zwar, dass ein Vergleich zwischen den Häusern schwierig sei. Eins haben sie jedoch alle gemeinsam. Für die Zukunft sehen sie sich vor allem durch Spezialisierung gerüstet.
Kaufbeuren/Ostallgäu: Im Klinikenverbund Kaufbeuren-Ostallgäu wurde das Defizit seit 2013 von 12,9 Millionen Euro um über sieben Millionen Euro reduziert. In dieser Zeit hatte Dr. Philipp Ostwald den Vorstandsposten inne. Für 2016 liegt das Defizit im Bereich des Planwertes von fünf Millionen Euro, sagt Ute Sperling, die im März Ostwalds Nachfolge angetreten war. Die endgültigen Zahlen für 2016 werden erst Ende des Monats veröffentlicht.
Dass die Bilanz nicht noch besser aussieht, hat auch mit einem Brand im Füssener Krankenhaus 2014 zu tun. Damals entstand ein Schaden von zwei Millionen Euro. Inzwischen sind die OPs und Geburtsräume, die stark verrußt waren, wieder voll funktionsfähig. Sperling kündigt aber bereits jetzt eine bessere Tendenz für das laufende Jahr an.
Memmingen: In Memmingen hingegen rechnet Klinik-Verwaltungschef Wolfram Firnhaber heuer mit einem Anstieg des Defizits auf 5,8 Millionen Euro. Der Planwert für 2016 lag bei 2,75 Millionen Euro. Die endgültigen Zahlen wurden noch nicht bekannt gegeben.
Steigende Personalkosten
Firnhaber nennt zwei Hauptgründe für diesen extremen Sprung: Investitionen in die Infrastruktur und die Beschaffung sowie der Austausch von medizinischen Geräten würden nicht ausreichend vom Freistaat gefördert. Zudem sei der Anstieg der Personalkosten höher als die Steigerung der Vergütung durch die Krankenkassen. Diese Unterfinanzierung sei zwar auch früher ein Thema gewesen, in den vergangenen Jahren kamen jedoch immer mehr Investitionen hinzu. Es wurden etwa die Kinder- und Notfallklinik sowie die Elektrozentrale erneuert. „Zuvor hat man 15 Jahre lang kaum etwas gemacht“, erläutert Firnhaber. Wenn dann etwa die Personalkosten immer weiter steigen „geht irgendwann die Luft aus“.
So sei es heuer nötig, dass die Kommune einen Teil des Defizits ausgleicht. „Das hat die Stadt Memmingen die letzten 15 Jahre nicht machen müssen“, sagt Firnhaber. Um die Finanzlage auf Dauer wieder zu verbessern, müssten die Einnahmen und Ausgaben optimiert werden. „Solange die Strukturen aber so sind, wie sie sind, ist da wenig Spielraum“, betont der Verwaltungschef. Manche Kliniken würden verschiedene Bereich outsourcen, um Kosten zu sparen. Das möchte Firnhaber vermeiden: „Wir haben noch ein eigenes Labor, eine eigene Küche und eine eigene Pathologie.“
Ein anderer Weg wäre die Fusion mit den Kliniken Unterallgäu. Memmingens Oberbürgermeister Manfred Schilder hat das Thema kürzlich wieder ins Gespräch gebracht. Die einhellige Meinung sei, dass eine Fusion nur sinnvoll ist, wenn eine Verbesserung des medizinischen Angebots dabei herauskommt, sagt Firnhaber. Hierzu müsse jetzt ein Konzept entwickelt werden.
Der erste Partner für eine Fusion
Unterallgäu: Auch für Franz Huber, Vorsitzender der Kliniken Unterallgäu, ist Memmingen der erste Partner für eine Fusion. Der Landkreis habe das bereits 2012 entschieden. Jetzt seien die politischen Karten neu gemischt und die Chance für eine Zusammenarbeit wieder gestiegen, sagt er. Finanziell stehen die Unterallgäuer Kliniken etwas besser da als Memmingen. Das Defizit lag 2016 bei zwei Millionen Euro. Huber bemängelt ebenfalls die Unterfinanzierung der Krankenhäuser. Rund eine Millionen Euro des Defizits entstünden im Unterallgäu nur durch die „nicht gerechte Vergütung der Leistungen durch die Krankenkassen“.
Kempten/Oberallgäu: Das Thema Unterfinanzierung ist zwar für alle Kliniken ein Thema. Der Klinikverbund Kempten-Oberallgäu schreibt trotzdem schwarze Zahlen – 2016 verzeichnete er ein Plus von 1,5 Millionen Euro. Wie geht das? Geschäftsführer Andreas Ruland nennt eine Reihe von Gründen: Eine gute Zusammenarbeit mit der Politik, dem Träger und der Geschäftsführung sowie Spezialisierung und Schwerpunktbildung und der Nutzung von Synergien. Außerdem konnte der Verbund mit dem Managementpartner Sana in den letzten Jahren Einsparungen bei den Sachkosten im siebenstelligen Bereich erzielen. „Ich bin guter Dinge, dass wir auch 2017 schwarze Zahlen schreiben werden. Das ist das erklärte Ziel.“Denn dadurch, dass sich der Verbund in wirtschaftlich solider Lage befindet, konnten in den vergangenen fünf Jahren 100 Millionen Euro in Baumaßnahmen und medizintechnische Ausstattung investiert werden. „Diese Investitionen sind Voraussetzung für eine hochwertige Patientenversorgung“.
Probleme hatte der Verbund laut Ruland in den vergangenen Jahren allerdings beim Thema Personal. „Wir haben in den letzten fünf Jahren 470 neue Arbeitsplätze geschaffen, dies war bei dem herrschenden Fachkräftemangel keine leichte Aufgabe. Es ist aber gelungen.“