Bauernverband will von Nitratbelastung des Trinkwassers nichts hören
Wasserversorger warnen Verbraucher vor steigenden Preisen und machen die Landwirtschaft für Verunreinigung verantwortlich
BERLIN/STUTTGART - Der Deutsche Bauernverband hat den Wasserversorgern wegen ihrer Warnungen vor einer Gefahr für das Trinkwasser die Verunsicherung der Verbraucher vorgeworfen. „Der BDEW wärmt erneut alte, längst widerlegte Behauptungen zur Entwicklung der Nitratgehalte im Grundwasser neu auf. Richtiger werden die Aussagen durch Wiederholungen nicht“, sagte ein Sprecher des Verbandes am Montag der „Schwäbischen Zeitung“.
Offenbar wolle die Wasserwirtschaft die Bevölkerung ungerechtfertigt verunsichern, so der Sprecher weiter. Die Qualität des Grundwassers in Deutschland werde nicht immer schlechter, behauptet der Verband. Das Gegenteil sei der Fall: Immer mehr Messstellen wiesen geringere Nitratgehalte im Grundwasser auf. Dies weise auch der Nitratbericht 2016 der Bundesregierung nach.
Die deutschen Wasserversorger, der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hatten am Montag ihre Sorge vor einer zunehmenden Nitratbelastung des Trinkwassers geäußert und als Hauptverursacher für die hohen Werte die Landwirtschaft verantwortlich gemacht. Zugleich warnten sie vor deutlich höheren Preisen für Trinkwasser.
Laut dem Bauernverband wird allerdings der Nitrat-Schwellenwert von 50 Milligramm pro Liter in 82 Prozent der über 1200 deutschen Grundwassermessstellen des Messnetzes der europäischen Umweltagentur nicht erreicht. Bei 72 Prozent der Messstellen seien die Nitratwerte stabil oder fallend, sagte der Sprecher. „Andererseits ist bei rund 28 Prozent der Messstellen ein ansteigender Trend festzustellen, hier müssen Wasserwirtschaft und Landwirtschaft an Lösungen gemeinsam arbeiten.“Die Tierhaltung als Verursacher zu kritisieren, lenke von den anzugehenden Problemlösungen ab, so der Bauernverband.
Baden-Württemberg ist von der Nitratbelastung nicht so stark betroffen wie andere Bundesländer. Das bestätigten zuletzt die Zahlen von der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz vom vergangenen November. Im Jahresbericht für 2015 heißt es, dass die mittlere Nitratkonzentration weiter um 0,6 Milligramm pro Liter gesunken ist. Seit Beginn der Datenreihe im Jahr 1994 ging die Belastung im Land insgesamt um 22 Prozent zurück.