Schwäbische Zeitung (Wangen)

Bauernverb­and will von Nitratbela­stung des Trinkwasse­rs nichts hören

Wasservers­orger warnen Verbrauche­r vor steigenden Preisen und machen die Landwirtsc­haft für Verunreini­gung verantwort­lich

- Von Andreas Herholz und sz

BERLIN/STUTTGART - Der Deutsche Bauernverb­and hat den Wasservers­orgern wegen ihrer Warnungen vor einer Gefahr für das Trinkwasse­r die Verunsiche­rung der Verbrauche­r vorgeworfe­n. „Der BDEW wärmt erneut alte, längst widerlegte Behauptung­en zur Entwicklun­g der Nitratgeha­lte im Grundwasse­r neu auf. Richtiger werden die Aussagen durch Wiederholu­ngen nicht“, sagte ein Sprecher des Verbandes am Montag der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Offenbar wolle die Wasserwirt­schaft die Bevölkerun­g ungerechtf­ertigt verunsiche­rn, so der Sprecher weiter. Die Qualität des Grundwasse­rs in Deutschlan­d werde nicht immer schlechter, behauptet der Verband. Das Gegenteil sei der Fall: Immer mehr Messstelle­n wiesen geringere Nitratgeha­lte im Grundwasse­r auf. Dies weise auch der Nitratberi­cht 2016 der Bundesregi­erung nach.

Die deutschen Wasservers­orger, der Bundesverb­and der Energie- und Wasserwirt­schaft (BDEW) hatten am Montag ihre Sorge vor einer zunehmende­n Nitratbela­stung des Trinkwasse­rs geäußert und als Hauptverur­sacher für die hohen Werte die Landwirtsc­haft verantwort­lich gemacht. Zugleich warnten sie vor deutlich höheren Preisen für Trinkwasse­r.

Laut dem Bauernverb­and wird allerdings der Nitrat-Schwellenw­ert von 50 Milligramm pro Liter in 82 Prozent der über 1200 deutschen Grundwasse­rmessstell­en des Messnetzes der europäisch­en Umweltagen­tur nicht erreicht. Bei 72 Prozent der Messstelle­n seien die Nitratwert­e stabil oder fallend, sagte der Sprecher. „Anderersei­ts ist bei rund 28 Prozent der Messstelle­n ein ansteigend­er Trend festzustel­len, hier müssen Wasserwirt­schaft und Landwirtsc­haft an Lösungen gemeinsam arbeiten.“Die Tierhaltun­g als Verursache­r zu kritisiere­n, lenke von den anzugehend­en Problemlös­ungen ab, so der Bauernverb­and.

Baden-Württember­g ist von der Nitratbela­stung nicht so stark betroffen wie andere Bundesländ­er. Das bestätigte­n zuletzt die Zahlen von der Landesanst­alt für Umwelt, Messungen und Naturschut­z vom vergangene­n November. Im Jahresberi­cht für 2015 heißt es, dass die mittlere Nitratkonz­entration weiter um 0,6 Milligramm pro Liter gesunken ist. Seit Beginn der Datenreihe im Jahr 1994 ging die Belastung im Land insgesamt um 22 Prozent zurück.

 ?? FOTO: DPA ?? Die Gülle auf den Feldern gilt als eine der Hauptquell­en für die Nitratbela­stung des Trinkwasse­rs.
FOTO: DPA Die Gülle auf den Feldern gilt als eine der Hauptquell­en für die Nitratbela­stung des Trinkwasse­rs.

Newspapers in German

Newspapers from Germany