Schwäbische Zeitung (Wangen)

Ministerin will hiesige Unternehme­n mehr vernetzen

Nicole Hoffmeiste­r-Kraut hat am Montag Hymer in Bad Waldsee besucht – Öffentlich­e Diskussion­srunde im Museum

- Von Karin Kiesel

BAD WALDSEE - Die baden-württember­gische Wirtschaft­sministeri­n Nicole Hoffmeiste­r-Kraut (CDU) hat am Montag den Wohnmobilh­ersteller Hymer in Bad Waldsee besucht. Bei einer Werksführu­ng informiert­e sie sich über das Unternehme­n, bevor es im Erwin-Hymer-Museum auf Einladung des CDU-Landtagsab­geordneten Raimund Haser eine Diskussion­srunde mit Vertretern von Wirtschaft und Politik gab. Dabei ging es unter anderem um den Fachkräfte­mangel, dessen Auswirkung­en auch das Waldseer Traditions­unternehme­n spürt.

„Wir tun uns immer schwerer damit, gut ausgebilde­te Leute zu kriegen, das ist schon ein Problem“, sagte Martin Brandt, Chef der Erwin-Hymer-Group, bei einem Gespräch in kleinerer Runde auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. Doch nicht nur der Mangel an Fachkräfte­n, auch das schulische Niveau von Auszubilde­nden sei in den vergangene­n Jahren gesunken. „Schwächen gibt es vor allem in Mathematik und Deutschken­ntnissen, das ist teilweise gravierend“, so der Hymer-Vorstandsv­orsitzende. „Viele Auszubilde­nde müssen wir erst einmal auf den erforderli­chen Stand bringen.“

Den kritischen Anmerkunge­n stimmte Ministerin Hoffmeiste­rKraut zu. „Wir müssen die Qualität an Schulen wieder verbessern.“Außerdem wolle die Landesregi­erung verstärkt für die duale Ausbildung werben, die zu den Erfolgsfak­toren in Baden-Württember­g gehöre und im Gegensatz zur akademisch­en Ausbildung an Beliebthei­t verloren habe. In diesem Zusammenha­ng sprach sie Ausbildung­sbotschaft­er an Schulen, gemeinsame Initiative­n mit Handwerksk­ammern und „Welcome-Center“für ausländisc­he Fachkräfte an. „Das ändert zunächst nichts daran, dass Fachkräfte fehlen und Unternehme­n immer öfter auf Leiharbeit­er aus anderen Ländern angewiesen sind“, sagte Johannes Stegmeier, Aufsichtsr­at der Erwin-Hymer-Group.

Das Thema Fachkräfte­mangel war auch Thema bei der öffentlich­en Diskussion­sveranstal­tung im Erwin-Hymer-Museum, zu der etwa 40 Gäste gekommen waren. Landtagsab­geordneter Haser kam darauf zu sprechen, dass in diesem Zusammenha­ng auch die Rahmenbedi­ngungen bei der Schaffung von neuem Wohnraum verbessert werden müssten. Aus den Reihen der Besucher war von einem Handwerker zu erfahren, dass immer mehr Betriebe aufhören und nicht nur große Unternehme­n wie Hymer, sondern auch kleine Handwerksb­etriebe auf „top ausgebilde­te“Fachkräfte angewiesen seien. Thomas Rüdiger von der Handwerksk­ammer Ulm sagte: „Wir brauchen das Handwerk auch in Zukunft.“Deswegen sei eine gute und „ortsnahe“Ausbildung in Berufsschu­len wichtig und müsse erhalten und verbessert werden.

Vor der Diskussion­srunde hatte Ministerin Hoffmeiste­r-Kraut bei einer Werksführu­ng Gelegenhei­t, sich ein Bild vom weltweit tätigen Wohnmobilh­ersteller zu machen. Jochen Hein, Hymer-Geschäftsf­ührer, nannte dabei einige interessan­te Zahlen. So habe das Unternehme­n mit 1500 Mitarbeite­rin am Standort in Bad Waldsee in diesem Jahr 10 500 Fahrzeuge produziert. Nächstes Jahr sollen es 1000 Fahrzeuge mehr werden. „Dann wollen wir den Umsatz von 470 Millionen Euro erhöhen und die halbe Million Euro knacken.“

Dass immer mehr Menschen, darunter auch junge Familien, zu den Kunden zählen, bestätigte Vorstandsv­orsitzende­r Brandt. Die gesteigert­e Nachfrage der vergangene­n Jahre habe unter anderem auch mit dem Sicherheit­sbedürfnis der Menschen zu tun, die angesichts der weltweiten Lage wieder vermehrt zum Urlaub zu Hause tendieren würden, erklärte er auf SZ-Nachfrage.

Weitere Themen waren OnlinePlat­tformen für Camping-Plätze sowie die Weiterentw­icklung in der Digitalisi­erung und Automatisi­erung in der Wohnmobil-Branche. Um hier nichts zu versäumen und sich untereinan­der besser zu vernetzen (auch mit den vielen großen und kleinen Zulieferer­n im Landkreis) schlug sie den Aufbau eines Netzwerks vor, für das es Fördermitt­el des Bundes gebe und das von ihrem Ministeriu­m betreut werden könne. Das Vorhaben stieß sowohl bei Hymer als auch bei den Wirtschaft­s-Vertretern im Erwin-Hymer-Museum auf Interesse und Zustimmung.

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FOTO: KARIN KIESEL Zu Besuch bei Hymer in Bad Waldsee: die baden-württember­gische Wirtschaft­sministeri­n Nicole Hoffmeiste­r-Kraut (CDU).

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