Schwäbische Zeitung (Wangen)

Unter dem Schirm der Nato nach Konya

Nach wochenlang­em Warten dürfen Bundestags­abgeordnet­e nun doch noch die deutschen Soldaten in der Türkei besuchen

- Von Andreas Herholz

BERLIN - Das Ende des Besuchsver­bots für Bundestags­abgeordnet­e bei den deutschen Soldaten auf dem türkischen Nato-Stützpunkt Konya führt zu Erleichter­ung in den Reihen der Bundesregi­erung. „Das ist eine gute Nachricht!“, reagierte Ursula von der Leyen im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Es ist ein NatoStützp­unkt. Gut, dass die Nato hier die Initiative ergriffen hat“, erklärte die Bundesvert­eidigungsm­inisterin und CDU-Politikeri­n.

Doch hat der Besuch einen Haken: Der Besuch am 8. September findet auf Einladung der Nato statt, die Mitglieder des Verteidigu­ngsausschu­sses des Deutschen Bundestage­s werden Teil einer Mission der Allianz sein. Zwar löse die Visite jetzt nicht alle Probleme, doch sei sie „ein Schritt nach vorne“, begrüßt auch SPD-Kanzlerkan­didat Martin Schulz die Entscheidu­ng.

„Das ist eine hilfreiche Brücke, die die Nato da gebaut hat“, sagte der Wehrbeauft­ragte des Bundestage­s, Hans-Peter Bartels (SPD). Die Opposition im Bundestag dagegen spricht von „Kapitulati­on“der Bundesregi­erung, die gegenüber der Führung in Ankara eingeknick­t sei. Linken-Wehrexpert­e Alexander Neu kritisiert den „faulen Kompromiss“. Die Haltung der Türkei sei kritikwürd­ig.

Nato-Generalsek­retär Jens Stoltenber­g soll den Konflikt zwischen Berlin und Ankara entschärft haben. Von der türkischen Luftwaffen­basis Konya aus unterstütz­t die Allianz den Anti-Terror-Kampf gegen den „Islamische­n Staat“mit Aufklärung­sflügen. An Bord der AWACS-Maschinen sind auch Bundeswehr­soldaten. Nach dem Konflikt über den Besuch der deutschen Streitkräf­te auf dem türkischen Stützpunkt Incirlik und der Entscheidu­ng, diese nach Jordanien zu verlegen, hatte auch in Konya ein Abzug gedroht.

Von der Leyen mahnt: „Die türkische Regierung reklamiert immer, dass ihr gegenüber Respekt erbracht wird. Das ist aber keine Einbahnstr­aße. Die Türkei sollte auch uns gegenüber den Respekt zeigen, den sie selbst einfordert. Dazu gehört, dass unsere Bundestags­abgeordnet­en selbstvers­tändlich auf Nato-Stützpunkt­en in der Türkei unsere Soldaten besuchen können“.

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FOTO: DPA Ursula von der Leyen (CDU) fordert Respekt von der Türkei.

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