Schwäbische Zeitung (Wangen)

Zahl der Skitoureng­eher nimmt zu

Erneut Diskussion um das abendliche Aufsteigen in Skigebiete­n – Störung des Wildes befürchtet

- Von Uwe Jauß

LINDAU - Der Deutsche Alpenverei­n (DAV) geht davon aus, dass sich die Zahl der Skitoureng­eher in Deutschlan­d seit der Jahrtausen­dwende verdreifac­ht hat. Sie liege bei mindestens einer halben Million Menschen. Grundlage der Schätzung ist eine Umfrage unter DAV-Mitglieder­n im vergangene­n Jahr. Der Boom sorgt jedoch für immer wiederkehr­ende Diskussion­en, da viele dieser Sportler Skigebiete für Aufstieg und Abfahrt nutzen.

Erneut hat sich der Konflikt ins Brauneck verlagert. Die Region liegt nur 60 Kilometer südlich von München. Regionale Vertreter des Bund Naturschut­z und des Bayerische­n Jagdverban­des (BJV) klagen vor allem über einen abendliche­n „Sturm aufs Brauneck“. Hauptstädt­er würden nach Feierabend gerne massenhaft die Gelegenhei­t für einen kurzen Skiausflug nutzen. Laut DAV ist es genau diese Art des Skitoureng­ehens, das stark zugenommen hat. Das Problem dabei: Nicht jeder abendliche Tourengäng­er bleibt offenbar im vorgesehen­en Pistenbere­ich. Würden die Leute aber in den Bergwald hineingehe­n, sei dies ein Problem fürs Wild, sagt etwa BJV-Präsident Jürgen Vocke. Es würde aufgescheu­cht, verbrauche viel Energie und könnte deshalb womöglich junge Bäume verbeißen.

Am Brauneck hat es vor sechs Jahren bereits eine Eskalation wegen Pistensper­rungen für Skitoureng­änger gegeben. Die Seilbahnbe­treiber befürchtet­en Unfälle durch aufsteigen­de Sportler. Zudem störte es sie, dass Tourengäng­er die Infrastruk­tur des Skigebiets gratis benutzten. In Verhandlun­gen mit den Seilbahnbe­treibern war es dem DAV aber gelungen, einen Kompromiss zu finden. So wird versucht, die Tourengäng­er am Rande der Piste zu kanalisier­en. Dieses Konzept haben viele Skigebiete übernommen.

Neue Chanchen im Allgäu

Im Allgäu gibt es indes während dieser Saison sogar zwei Gebiete, in denen es keinen üblichen Pistenbetr­ieb mehr gibt und deshalb Konflikte zwischen Alpinfahre­rn und Tourengehe­rn nicht mehr gegeben sind. Dies ist zum einem am Grünten der Fall. Dort haben die örtlichen Bergbahnen wegen Geldmangel­s ihren Betrieb eingestell­t. Der Grünten gehört nun den Tourengehe­rn, die sich gerne das Grüntenhau­s als Ziel nehmen.

Am Hochgrat in der Nagelfluhk­ette hat es ebenfalls eine Änderung gegeben. Die Seilbahn läuft zwar, aber die Abfahrt wird nicht mehr präpariert. Nur eine Rodelstrec­ke ist gepflegt. Weshalb das Gebiet für normale Pistenfahr­er eher uninteress­ant geworden ist. Desto mehr steigen Tourengehe­r auf. Viele tun dies donnerstag­s, wenn auf dem Staufnerha­us Tourengehe­r-Stammtisch ist. Am Hochgrat sind gegenwärti­g auch keine Ökokonflik­te bekannt. Vom Seilbahnbe­treiber heißt es, die Tourengehe­r hielten sich an die festgelegt­en Routen. So etwas freut auch den DAV. So lobt Manfred Scheuerman­n vom Ressort Natur- und Umweltschu­tz das Skibergste­igen ausdrückli­ch als umweltfreu­ndlich – jedoch nur, „solange die Regeln beachtet werden“.

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FOTO: TOBIAS HASE Das Skitoureng­ehen – hier am Wank bei Garmisch-Partenkirc­hen – wird in den Alpen immer beliebter.

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