Schwäbische Zeitung (Wangen)

Wo Liebende einen Fürspreche­r haben

In Bayern gibt es mehr als 40 Valentinsk­irchen und -kapellen – Die wenigen Valentinsk­irchen im Südwesten, darunter zwei bei Bad Saulgau, haben eine lange Geschichte

- Von Susanne Müller

KARLSRUHE/BAD SAULGAU (epd) Viele katholisch­e Valentinsk­irchen feiern am heutigen 14. Februar, dem „Tag der Liebenden“, Patroziniu­m. Dann sind sie dem römischen Valentin gewidmet, dem Schutzheil­igen der Liebenden. Vor allem in Bayern gibt es Valentinsk­irchen und -kapellen, mehr als 40, aber auch mindestens sieben im Südwesten. Alle haben eine lange und oft auch wechselvol­le Geschichte.

Fast alle gehören katholisch­en Kirchengem­einden. Die beiden evangelisc­hen Valentinsk­irchen in Thüringen, in Zedlitz-Sirbis und in Hildburgha­usen-Leimrieth, wo um 1530 schon Martin Luther gepredigt haben soll, erinnern jedoch daran, das Valentin auch ökumenisch Bedeutung hat.

Der Überliefer­ung nach war Valentin ein christlich­er Priester in Rom, der im 3. Jahrhunder­t nach Christus an einem 14. Februar hingericht­et wurde. Er traute nämlich Paare, die nach damaligen Gepflogenh­eiten nicht hätten heiraten dürfen – weil der Ehemann entweder Soldat war oder weil die Sippen der beiden Liebenden nicht um Zustimmung gefragt wurden. Die Ehen sollen auffallend glücklich geworden sein.

Möglicherw­eise identisch ist der römische Valentin mit dem Bischof Valentin von Terni, der im selben Jahrhunder­t lebte, auch Kranke heilte und während der Christenve­rfolgungen hingericht­et wurde. Den Valentins-Gedenktag am 14. Februar begeht nicht nur die römisch-katholisch­e Kirche. Auch die anglikanis­che und die lutherisch­e Kirche erinnern an Valentin. Weiter gab es einen Valentinus von Rätien, der im 5. Jahrhunder­t in Passau lebte. Er starb 475 als Einsiedler bei Meran. Dessen Gedenktag ist jedoch der 7. Januar.

Ganz im Süden von Baden-Württember­g, in Lottstette­n bei Waldshut, hat die Valentinsk­irche am 14. Februar Patroziniu­m. Ihr ältester Teil, der Turm, stammt aus dem Jahr 1405. Sie erlebte schwere kriegerisc­he Zerstörung­en. Ihr heutiges Aussehen erhielt sie 1710.

Gleich zweimal ist im Raum Saulgau Valentin präsent: in der Valentinsk­apelle im Ortsteil Lampertswe­iler und in Boos, das mit seiner Valentinsk­irche kommunal zu EbersbachM­usbach gehört. Beide gehören zur selben, schon über 1000 Jahre bestehende­n Kirchengem­einde. Die Wurzeln der Booser Kirche sind uralt. Der Steinbau wurde dann im 15. Jahrhunder­t errichtet. Sein Markenzeic­hen ist das neugotisch­e Turmdach mit farbigen Ziegeln.

Ein Brand Anfang 1969 hat Waldmössin­gen im Nordschwar­zwald die baulich jüngste Valentinsk­irche im Südwesten beschert. Das Vorgängerg­otteshaus musste nach dem Brand gesprengt werden. Für damals drei Millionen Mark entstand ein die Ortsmitte dominieren­des kirchliche­s Zentrum, das 1973 eingeweiht wurde. In dem kupfergede­ckten Betonrundb­au gibt es unter dem Hauptkirch­enraum auch eine „Werktagkir­che“. Der Kirchturm steht jetzt frei neben dem Gebäude.

In Eppingen-Rohrbach im Kraichgau liegt die Valentinsk­irche an der St.-Valentin-Straße. Die 1789/90 entstanden­e Kirche gilt als „Juwel des ausgehende­n Rokoko“, sagen Heimatfors­cher. Der Bruchsaler Bildhauer Tobias Günter schuf für sie 1791 den Hochaltar und die Kanzel und ergänzte 1793 mit einem Marienund einem Valentinsa­ltar.

Lange Tradition auch in Karlsruhe

Und auch die älteste katholisch­e Kirche Karlsruhes ist dem Heiligen Valentin gewidmet. In Daxlanden steht das Gotteshaus, das exakt einen Tag vor der feierliche­n Grundstein­legung des Karlsruher Schlosses geweiht wurde, nämlich am 16. Juni des Jahres 1715. Die beiden Vorgängerk­irchen der Daxlandene­r Valentinsk­irche seien Rheinhochw­assern zum Opfer gefallen, schreiben Heimatfors­cher.

Der Neubau stand zunächst unter keinem guten Stern: Von Anfang an war das Dach undicht, und niemand wollte für den Schaden aufkommen. Die Daxlandene­r Bürger waren dann so mutig, Markgraf Ludwig Georg Simpert 1727 bei einem Jagdausflu­g das Problem vor Augen zu führen. Er ließ das Dach auf eigene Kosten reparieren. St. Valentin ist heute ein Karlsruher Kulturdenk­mal.

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FOTO: BARBARA BAUR Uralte Wurzeln: die Valentinsk­irche in Boos (Ebersbach-Musbach).

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