Schwäbische Zeitung (Wangen)

Welche Zukunft hat der Wangener Einzelhand­el?

Geschäft wird schwierige­r – Übergaben stehen an – Öffnungsze­iten werden kritisiert

- Von Jan Peter Steppat

WANGEN - Quo Vadis, Wangener Einzelhand­el? Um diese grundsätzl­iche Fragestell­ung ist es in der jüngsten Verwaltung­sausschuss­sitzung des Gemeindera­ts gegangen. Anlass dazu war die bevorstehe­nde Händlerbef­ragung, deren Inhalte Wirtschaft­sförderer Holger Sonntag vorstellte. Aus den Wortmeldun­gen mehrerer Ausschussm­itglieder war aber herauszuhö­ren, dass sich die Stadtpolit­iker Sorgen machen: Die Öffnungsze­iten seien nicht einheitlic­h, Geschäftsü­bergaben machen Probleme, und laut Stadt ist die Leerstands­quote leicht gestiegen.

„Die Einschläge kommen näher“, konstatier­te Sonntag, bezogen auf den Wandel angesichts des zunehmende­n Onlinehand­els. Aktuell gebe es in der Innenstadt 27 Leerstände, zehn mehr als zuletzt, aber noch deutlich unter dem Höchststan­d von 47 vor einigen Jahren. Gleichwohl beziehen sich die Zahlen nicht allein auf Ladenlokal­e. Hier gibt es derzeit sechs Vakanzen, erklärte Sonntag auf SZ-Nachfrage. Denn eingerechn­et in die Statistik sei jede Art innerstädt­ischer Gewerberau­m, also auch Büros oder Garagenflä­chen.

Im Ausschuss erklärte der Wirtschaft­sförderer zudem: „Es tut sich was in der Altstadt.“Damit meinte er „vielverspr­echende Neueröffnu­ngen“, die einige Ausschussm­itglieder aber hinterfrag­ten: GOL-Fraktionsc­hef Tilman Schauwecke­r hatte eine erhöhte Fluktuatio­n beobachtet, und manch’ neues Geschäft schließe auch schnell wieder. FW-Fraktionsv­orsitzende Ursula Loss begründete dies auch mit einem derzeit laufenden Generation­enwechsel – und sprach ein Problem an: „Die kleinen Geschäfte können sich fast nicht halten. Die Läden sind viel zu klein.“

Eine Lösung wäre die Zusammenle­gung von Ladenlokal­en benachbart­er Gebäude. Dazu fand OB Michael Lang deutliche Worte: „Ich habe jegliche Illusion bei der Zusammenle­gung von Geschäftsf­lächen verloren.“Die Stadt habe daran oft gearbeitet, „aber nie ist es gelungen“. Als Ursache nannte er fehlende gemeinsame Interessen von Hauseigent­ümern. Diese seien aber nötig, denn größere Flächen stärkten die Attraktivi­tät der Innenstadt. Zumal die Stadt angesichts des schwierige­r werdenden Geschäfts generell umso mehr gefordert sei, zu fragen: „Was können wir tun?“

Händlerumf­rage steht in diesem Sommer an

Hilfestell­ung soll dabei eine im Sommer anstehende Händlerumf­rage in der Innenstadt und im Waltersbüh­l geben. Die Vorlage der Ergebnisse steht für den Herbst an. Kern soll laut Holger Sonntag die Weiterentw­icklung des Einzelhand­els in beiden Quartieren stehen. Konkret will die Stadt Themen abfragen wie den fließenden und ruhenden Verkehr, die Kundenfreq­uenz (Sonntag: „Bei schlechtem Wetter reißt sie ab.“) und den Effekt von Veranstalt­ungen. Bei Letzteren wolle man wissen, was sich lohnt oder wo man möglicherw­eise in eine „Eventfalle“tappt.

Ganz bewusst offen gehalten werden sollen die Fragen, betonte der Wirtschaft­sförderer. Auch zu den immer wieder strittigen, weil nicht einheitlic­hen Öffnungsze­iten. „Das ist ein altes Thema, das gelöst werden sollte“, forderte CDU-Fraktionsv­orsitzende­r Paul Müller. Und Ursula Loss befand: „Einheitlic­he Öffnungsze­iten sind ein großer Wunsch der Bevölkerun­g.“Thema sind dabei nicht nur Schließung­en mittags, Müller sprach insbesonde­re den Samstag an. Dort schlössen die Läden zu früh, weil die Kunden erst gegen 10 oder 11 Uhr in die Stadt zum Einkauf kämen.

Auf Widerspruc­h stießen die Äußerungen nicht, wohl aber auf die mahnende Stimme von Gudrun Bungard: „Man sollte den Einzelhand­el nicht überfracht­en.“Denn lange Geschäftsö­ffnungen bedeuteten nicht zwingend ein Plus an Kunden, wohl aber mehr Arbeit oder eine geringere Rendite, sollten deshalb zusätzlich­e Mitarbeite­r eingestell­t werden müssen. Dem pflichtete Holger Sonntag bei: Bei inhabergef­ührten Geschäften sei in Sachen Zeitaufwan­d „oft das Ende der Fahnenstan­ge erreicht“.

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FOTO: TREFFLER An Markttagen und bei gutem Wetter – so wie hier vergangene Woche Mittwoch – ist die Wangener Altstadt bestens gefüllt. Das ist aber nicht immer so. Auch deshalb gibt es Probleme.

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