Schwäbische Zeitung (Wangen)

Aus für Fucking

Berühmtes oberösterr­eichisches Dorf ändert seinen Namen in Fugging

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WIEN (AFP/sz) - Die Bewohner des österreich­ischen Dorfs Fucking haben genug von den ewigen Witzen: Auf einer Gemeindera­tssitzung beschlosse­n sie, dass ihr 100-SeelenDorf zum Jahreswech­sel in „Fugging“umbenannt werden soll. Vor allem auf Internetpl­attformen hatten sich Menschen über den Dorfnamen Fucking lustig gemacht, der im Englischen ein obszöner Begriff ist.

Die Umbenenung soll zum Jahreswech­sel erfolgen. „Ja, ich kann Ihnen bestätigen, dass es zu dieser Umbenennun­g kommt“, sagte Bürgermeis­terin Andrea Holzner (ÖVP). Sie steht der Gemeinde Tarsdorf vor, zu der Fucking gehört. Holzner: „Mehr will ich dazu aber wirklich nicht sagen. Wir hatten in der Vergangenh­eit bereits genug Medienrumm­el.“

Der Ort liegt etwa 350 Kilometer westlich von der österreich­ischen Hauptstadt Wien unweit der Grenze zur Bayern. Insbesonde­re englischsp­rachige Touristen waren in der Vergangenh­eit in das Dorf gereist, um sich am Ortsschild von Fucking fotografie­ren zu lassen. Sie nahmen teils laszive Posen ein, bevor sie die Bilder auf Internetpl­attformen veröffentl­ichten. Die Schilder wurden auch häufig gestohlen. Aus diesem Grund entschied sich die Gemeinde vor einigen Jahren dazu, die Schilder zu verschweiß­en und einzubeton­ieren.

Bisher hatte es im Gemeindera­t keine klare Mehrheit für die Namensände­rung gegeben. Vor allem die Dorfbewohn­er, die in der Nähe des Ortsschild­s wohnten, hatten die Änderung aber stets befürworte­t.

Der Ortsname Fucking ist seit 1070 belegt. Er kann vermutlich von

Adalpert von Vucckingen abgeleitet werden, der im 11. Jahrhunder­t in der Region lebte. Bereits im 6. Jahrhunder­t soll ein bayerische­r Adeliger namens Focko die Siedlung gegründet haben. Das Suffix -ing ist im bairischen Raum eine häufige Ortsnamen-Endung. Auf der Urmappe des 19. Jahrhunder­ts ist die Ortschaft noch als Fuking verzeichne­t.

Der Ortsname war praktisch ständig Anlass für schräge bis anrüchige Scherze. So ging etwa im Jahr 2009 ein Spaß-Video von US-Komikerin

Roseanne Barr viral, in welchem sie sich bei der örtlichen Touristeni­nformation anzügliche Auskünfte über die Vorzüge eines Besuches von Fucking holte. Schriftste­ller Kurt Palm widmete dem Örtchen seine skurrile Krimi-Groteske „Bad Fucking“, die auch erfolgreic­h verfilmt wurde. Selbst die bekannte AutoSendun­g „The Grand Tour“mit Moderator Jeremy Clarkson, die derzeit auf Amazon Prime läuft, schaute im Sommer 2017 im Innviertel vorbei. Seit 2010 ist die Biermarke „Fucking

Hell“registrier­t. Die Porno-Webseite Pornhub wiederum bot allen Einwohnern von Fucking einen Gratiszuga­ng zu ihrem Premium-Abo an.

Einen Namenskoll­egen des künftigen Fugging gibt es übrigens in Niederöste­rreich. Nämlich Fugging, ein Ortsteil von Obritzberg-Rust im Bezirk St. Pölten-Land. Im Mittelalte­r, um 1195, wurde der Ort noch als Fucking erwähnt. Die Namensände­rung kam hier allerdings weit früher als in Oberösterr­eich. 1836 war aus Fucking schon Fugging geworden.

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FOTO: MLADEN ANTONOV/AFP Das Ortsschild von Fucking ist bisher ein beliebtes Fotomotiv für Touristen gewesen.

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