Mel C
Vorbei war’s mit den Spice Girls und die Mädels suchten sich etwas anderes. Das lief ein paar Jahre lang, dann gab es 2007 doch eine Reunion und wieder etwas Glamour. Melanie Chisholm allerdings machte unabhängig davon weiter und schaffte mit Songs wie „ First Day Of My Life“auch ordentliche Hits. Jetzt geht die agile Britin mit „ Version Of Me“in die nächste Runde, schreibt vieles selbst, sucht sich die Produzenten wie Peter Vettese oder Sons Of Sonic selbst aus und ist eigenen Angaben nach ehrlicher als jemals zuvor. Die Musik jedoch klingt poppig souverän, bis auf ein paar Soundspielchen wenig ausgefallen, eigentlich wie immer. Fürs Songwriting des fünften Studiowerks der Magdeburger Mega- Stars waren diesmal die Kaulitz- Brüder zuständig. Songs und Melodien der Power- Pop- Tunes leiden zwar unter einer gewissen Beliebigkeit, doch die Produktion macht Spaß. Analoge Synthie- Sounds der Achtziger, knackige Keyboard- Bässe mit satten Sub- Sounds gefettet, Old School Drum Programming und obendrauf Kaulitz’ zig- fach geschichtete, gefilterte und verfremdete Vocals – eine große Klangästhetik im Cinemascope- Format, die über den gesamten Frequenzbereich die Spielmöglichkeiten moderner Studiotechnik auslotet. Eine Eigenproduktion, die durchaus gelungen ist. Sie kommen aus Österreich und sie rappen. Aber Bilderbuch interpretieren das Genre mindestens so frei wie hierzulande Casper. Mit etwas anderer Ausrichtung: Die vier Wiener um Maurice Ernst klingen arrogant, als hätten sie Restbestände von Falcos Koksvorräten entdeckt, fahren als voll besetzte Band ein fettes Funk- Programm wie einst Prince mit The Revolution und kultivieren in ihren Videos eine poppige, liebevoll durchkomponierte Hochglanzästhetik, wie sie sich früher vielleicht die Pet Shop Boys leisten konnten. Ein cooles Konzept, das in der Vergangenheit schon mit den Hits „ Maschin“aufging und mit diesem Album noch verfeinert wird.