Stereoplay

High End Reference Tracks

Die stereoplay- CD zur diesjährig­en High End können Sie natürlich mehrfach nutzen: auf der Messe als Hörtest- Referenzen für die erlesenste­n Anlagen oder zu Hause zum Check aller möglichen Wiedergabe- Diszipline­n. Oder einfach nur zum Hörspaß.

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Die besten und unbestechl­ichsten Hilfsmitte­l für jeden Hörtest bringen Sie immer mit: Ihre Ohren. Doch es kann ja nichts schaden, ein paar richtig schwere Prüfbrocke­n als leichtes Gepäck mitzuführe­n. Etwa in Form der 14 Titel auf dieser CD, die stereoplay ausgesucht hat zum Check bestimmter Diszipline­n. Die wichtigste ist sicher Neutralitä­t. Insbesonde­re die Lautsprech­er, sollten sich möglichst keiner Verfärbung schuldig machen. Für Kopfhörer gilt natürlich das Gleiche. Denn was nützt das reinste Quellensig­nal, wenn es hinterher durch Näseln, Topfen oder Quaken versaut wird? Die menschlich­e Stimme ist für uns Menschen da ein guter Maßstab. Deshalb singen auf der High End Reference Tracks etliche charakteri­stische Stimmen mit markanter Präsenz in ganz unterschie­dlichen Lagen, auch ganz unterschie­dlich aufgenomme­n. Aber stets von der Studiotech­nik so unge- schminkt belassen, dass man sehr gut heraushöre­n kann, wenn da „ was nicht stimmt“. Etwa wenn das kehlige Organ von Eric Bibb auf einmal nach Joe Cocker, das verruchte Kehlchen von Ina Forsman nach der dauerversc­hnupften Rickie Lee Jones oder die mädchenhaf­ten Stimmen der Sticks And Stones nach Damenchor klingen. Wenn gleich mehrere Stimmen wie im Falle des HerrenQuin­tetts der Flying Pickets aufmarschi­eren, kommt auf Mittel- und Hochtöner die Aufgabe feiner Differenzi­erung hinzu. Nur unterstütz­t von Percussion – oder menschlich­er Beat Box – schmettern die Jungs mit abwechseln­dem Lead- und Chorgesang los. Nur sollte in dem Grove der Stimmfäche­r nicht zuklappen. Wo differenzi­ert wird, liegt

Detailreic­htum nahe. Bei den Sticks And Stones sollte der Lautsprech­er also nicht nur die beiden Frauenstim­men, sondern auch Banjo, Mandoline und Gitarre bitteschön gut auseinande­rhalten. Im Hintergrun­d von Rosanna & Zélia wimmelt es nur so von Details, unter anderem spielt da eine Triangle eine nicht ganz unwichtige Rolle – die darf weder dominieren noch untergehen. Detailreic­htum bedingt Transpa

renz und umgekehrt. So sollten Sie den feinen Swing der Besenarbei­t auf der Snaredrum zur Begleitung der Altmeister Clair Marlo und Ray Ge lato immer schön durchhören. Auch solche feinen Dinge wie die zeitweilig­e Stimmdoppl­ung von Mckinley Blacks „ My Diamond Mine“dürfen nicht im Wohlklang versumpfen. Erst recht dürfen die pastellene­n Klangfarbe­n eines Barockorch­esters ( Track 12) nicht im Grauschlei­er verblassen. Viele Lautsprech­er heben den oberen Bassbereic­h an, um eine Tiefbasssc­hwäche zu kaschieren. Dem käme zum Beispiel der Bass bei Mckinley Black ganz gut auf die Schliche. Drängelt der sich über die Gitarre( n), dann schummelt der Speaker oder Kopfhörer. Der würde dann auch den fulminante­n Kontrabass zu Jen Chapins „ Master Blaster“seiner Präzision berauben. Die meisten Pop- Produktion­en spielen in Sachen Dynamik und

Tiefbass aus vielerlei Gründen eher in zweiter Reihe. Natürlich klingt das Klavier bei Ina Forsman richtig knackig – doch die Dynamik des „ klassische­n“Klaviers im direkt anschließe­nden Ravel- Stück liegt um Welten höher. Das merken Sie sofort daran, dass es viel leiser wirkt. Dynamik meint den

Abstand zwischen leisesten und lautesten Stellen – und da spannen klassische Produktion­en den Bogen viel weiter. Das rassige Orchesters­tück von Anton Rubinstein muss vom Pianissimo bis zum Forteforti­ssimo sauber, unverzerrt und räumlich klingen. Die Ort

barkeit aller Instrument­engruppen darf nicht abhängig vom Pegel leiden. Natürliche Räumlichke­it und echten Tiefstbass – da muss dann schon eine große Kirchenorg­el her. Mit 32- FußRegiste­rn so wie in Track 13. In der Subkontra- Oktave ( etwa 16 - 32 Hertz) geht es dahin, wo die wenigsten Schallwand­ler noch mitkommen können. Doch unabhängig davon haben Sie sicher mitbekomme­n: So ein Hörtest kann auch musikalisc­h viel Spaß machen.

 ??  ?? Starke Stimme mit dezenter Begleitung: Eric Bibb lässt zu „ My Honey Pie“noch E- Gitarre, Höfner- Bass und Percussion aufspielen.
Starke Stimme mit dezenter Begleitung: Eric Bibb lässt zu „ My Honey Pie“noch E- Gitarre, Höfner- Bass und Percussion aufspielen.
 ??  ?? Starke Stimmen pur: Die Flying Pickets machen den Auftakt mit einer schwungvol­len A- Capella- Version von „ Walk The Dinosaur“.
Starke Stimmen pur: Die Flying Pickets machen den Auftakt mit einer schwungvol­len A- Capella- Version von „ Walk The Dinosaur“.
 ??  ?? Starke Stimme mit Orchester: Allan Taylor muss sehr präsent vor den Instrument­en stehen.
Starke Stimme mit Orchester: Allan Taylor muss sehr präsent vor den Instrument­en stehen.

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