Silent Wire KV Alpha
Ein Kopfhörerverstärker vom Kabelspezialisten? Ja. Und was für einer! Doch Silent Wire bleibt auch bezüglich dieses Zweiteilers, der trocken „ KV α“( Alpha) heißt, absolut silent. Kein Kommentar, heißt es zur Technik des Geräts...
Ein wenig gibt immerhin die Bedienungsanleitung her: Bei Hörtests, so Silent Wire, habe man festgestellt, dass es für Top- Kopfhörer kaum adäquate ( Kopfhörer-) Verstärker auf dem Markt gebe. Und frei nach dem Firmenmotto „ Das Beste, oder nichts“habe man sich mit einem renommierten deutschen Elektronik- Entwickler zusammengesetzt, „ um diesen Missstand zu beseitigen“. Starker Tobak. Lo- gisch, dass weithin bekannte und etablierte Hersteller von Kopfhörer- verstärkern dieses Statement von Silent Wire nicht unterschreiben würden. Und wer so laut auf den Busch klopft, der sollte besser etwas Großes in der Hinterhand haben, nicht wahr?
Zu dem, was aus dieser nun sicht- und anfassbar ersprießlichen Zusammenarbeit erwuchs, hat der niedersächsische Kabelhersteller natürlich auch etwas zu sagen. Nämlich so viel: „ Herausgekommen sind dabei kompromisslos highendig konstruierte, voll linear aufgebaute Kopfhörerverstärker, die klanglich ihresgleichen suchen.“
Das Topmodell dieser beiden Geräte ist der KV , der mit immerhin 3800 Euro zu Buche schlägt. In der überschaubaren Riege der derzeit besten Kopfhörer- Amps stellt das zwar noch nicht die höchstmögliche Investition dar, aber immerhin eine stolze Ansage für einen Newcomer. Der womöglich gar keiner ist. Doch was den Namen des besagten renommierten deutschen Elektronik- Entwicklers angeht, bleibt Silent Wire ebenfalls – Sie ahnen es natürlich – silent.
Wir wissen also, dass wir nichts wissen. Und das ist doch schon mal was. Was wir dagegen sicher wissen, ist, dass der KV in zwei rund 20 Zentimeter breiten und etwa 30 Zenti-
meter tiefen Gehäusen steckt, die eine an den Wangen stark abgerundete, verchromte Front aufweisen. Seitlich an den beiden aus dickem Blech gefertigten Gehäusen be nden sich Schlitze, um der in Verstärkerschaltung und Netzteil aufgetrennten Elektronik etwas kühlende Luft zuzuführen.
Puristisch weist der Silent Wire lediglich einen ( analogen) Hochpegeleingang sowie einen Pegelsteller auf. Eine Fernbedienung gibt es nicht. Aber Silent Wire wäre nicht Silent Wire, wenn dieser Amp nicht mit dem besten Kabelmaterial des Hauses verdrahtet wäre. Obendrein besitzt er rhodinierte Kontakte in der KaltgeräteNetzdose und ganz feine Cinchbuchsen. Die Gehäuse selbst seien resonanzgedämpft, so der Hersteller; außerdem werde das Gerät in Deutschland gefertigt, in Handarbeit zusammengebaut und überdies könne man individuelle Aufbauten nach Kundenspezi kation liefern.
Super- Messwerte
Was wir über diesen Kopfhörerverstärker ebenfalls mit Sicherheit wissen, sind seine Messwerte. Denn die liefert unser Testlab. Auch hier gilt im positivsten Sinne: „ silent“. So liegt etwa das Verzerrungsverhalten des KV auf einem Niveau, das jede Diskussion ad absurdum führt. Die Klirranalyse zeigt eine Kurve, die bei minus 120 Dezibel liegt und ein zartes Ansteigen des „ guten“K2 erst bei etwa 500 Millivolt Ausgangsspannung offenbart. Auch das Klirrspektrum zeigt uns praktisch ein Nichts, abgesehen von einer zu vernachlässigenden Störspannung bei 150 Hertz, die auch von einer Einstreuung herrühren könnte. Unterm messtechnischen Strich betrachtet, dürfen sich die Kabelspezialisten und unser unbekannter Entwickler also völlig zu Recht auf die eigenen Schultern klopfen.
Bleibt die große Frage, wie sich der Newcomer klanglich schlägt. In einem hochkarätigen Umfeld, versteht sich, denn eine kleine Handvoll spezialisierter Kopfhörer- Amps gilt nicht zu Unrecht als legendär.
Machen wir es kurz: In besagtem Umfeld reiht sich der KV ohne Wenn und Aber in die Riege der vielleicht vier oder fünf herausragendsten Geräte ein. Das wirklich Erstaunliche ist freilich, dass er in diesem anspruchsvollen Revier auch noch zu wildern imstande ist, arbeitet er doch auf einem Niveau, das klanglich unangreifbar ist. Vielmehr zählen hier eher der persönliche ( Klang-) Geschmack sowie eine glückliche Paarung mit einem absoluten Top- Kopfhörer, denn weniger hat dieses traumhaft gut klingende Gerät einfach nicht verdient.
Warme Farbenpracht
Das wohl Schönste am Klang des Silent Wire ist seine warme Farbenpracht, die jedem Ton Frische, Eindringlichkeit und Emotionalität verleiht, fast so, als stecke ein Hauch Röhrenverstärker mit drin. Und das ist der wohl größte Unterschied zur Konkurrenz, die gerne mal zu übertriebener Sachlichkeit tendiert.
Mit dem KV ( der sich mit dem Denon D7200 hörbar gut vertrug) kommt nun eine Komponente hinzu, die für echten Hörspaß sehr wichtig ist: Sinnlichkeit. Die Tester waren vom KV so fasziniert, dass sie die fehlende Fernbedienung unter der Rubrik „ verzeihlich“abbuchten...