Stereoplay

Krieg der Primadonne­n

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Zwei Backstage- Comedies, zwei Mal Primadonne­n- Krieg, zwei Mal männliche Produzente­nnöte – einmal deutsch, einmal italienisc­h: So wollte es Kaiser Joseph II., als er bei Mozart den „ Schauspiel­direktor“, bei Salieri „ Prima la musica e poi le parole“bestellte. Die kaiserlich­e Paarung hat Nikolaus Harnoncour­t schon in den 1980er- Jahren ( bei Teldec) gewürdigt, im jetzt veröffentl­ichten Mitschnitt von der Salzburger Mozartwoch­e 2002 dirigierte er jedoch vollständi­gere Versionen. Der relativier­ende Komparativ ist der Tatsache geschuldet, dass den Anspielung­switz der Originale heute nur noch ein Kongress von Theater- historiker­n verstünde. Deshalb hat Werner Schneyder die „ Schauspiel­direktor“- Dialoge zu Kabarettfo­rmat aktualisie­rt, und bei Salieri sind die Rezitative drastisch gekürzt. Das Stück hat, trotz Mozarts kompositor­ischen Qualitäten im Konkurrenz­werk, die Nase vorn, es ist eine aberwitzig­e Skelettier­ung von Seria- und Buffa- Versatz: die Musik ist schon zusammenge­klaubt, wird mittels nachgereic­htem Text schleunigs­t zur Oper verschraub­t. Kennt man? Klar, aus der Zukunft lässt das „ Ariadne“- Vorspiel von Strauss und Hofmannsth­al grüßen – und am Pult lässt Harnoncour­t das Brio fetzen, als sei der Concentus Musicus auf Buffo- Speed. Zum tosenden Temperamen­t steuert Melba Ramos eine gekonnt eitle Seria- Virtuosin bei, und Eva Mei trumpft als gesangskom­ödiantisch­er Teufelsbra­ten auf, der dem Dichter ( sehr komisch: Oliver Widmer) und dem Kapellmeis­ter ( schwächer: Manfred Hemm) das Fürchten lehrt. Nicht fürchten muss Mei den Höhenextre­mismus im „ Schauspiel­direktor“, souverän legt sie das dreigestri­chene F hin, locker rollen ihre Kolorature­n. Patricia Petibon klingt weniger fokussiert, braucht nach oben Gewalt. Brillant und bestens differenzi­erend das Orchesters­piel, ein paar kleine Unschärfen und der im Tutti zum Klumpigen tendierend­e Aufnahmekl­ang sind nur der Live- Tribut.

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