audia Flight FL three s
Von Audia Flight aus Italien kommen eigenständige Geräte in den deutschen Markt. Das betrifft sowohl das Design als auch die Technik dahinter. Wir wollten wissen, ob die beiden Geräte auch außergewöhnlich klingen.
Beim japanischen Chiphersteller Asahi Kasei Microdevices hat es gebrannt. Das gesamte Werk und das Lager sind dabei Opfer der Flammen geworden. Ein Schock für alle, die von AKM etwa mit DACS beliefert werden. Aber: Die Firma hat bereits angekündigt, in etwa einem Jahr wieder liefern zu können.
Auch Audia Flight setzt auf AKM. Sollten Sie nach diesem Artikel Lust auf eines der beiden Geräte haben und beim Vollverstärker die Usb-platine mitbestellen wollen, können Sie aber beruhigt sein. Jan Sieveking, Chef des deutschen Vertriebs Sieveking Sound, hat noch eine Reihe von Geräten auf Lager.
Während das „lächelnde“Design der Geräte in die Kategorie „Geschmacksache“fällt, ist das bei der Technik der beiden Audia Flights nicht der Fall. Auch hier bekommt man ein paar Besonderheiten geliefert. Das fängt damit an, dass der Vollverstärker FL Three S nicht einfach einen Doppel-monoAufbau hat, sondern tatsächlich symmetrisch geschaltet ist. Die symmetrischen Ausgänge sind hier also wirklich sinnvoll. Man sollte sie auch unbedingt ausprobieren, denn uns haben sie klanglich einen Hauch besser gefallen.
Transimpedanz
Blickt man dem FL Three S Vollverstärker unter die Haube, sieht man zudem zwei Trafos. Der kleine kümmert sich um die Leuchtdioden, das Display, die Lautstärkeeinstellung sowie die Fernbedienung. Der große dient allein der Stromversorgung der klagrelevanten Teile. Die große Besonderheit ist jedoch die Schaltung. Beim FL Three S handelt es sich nämlich um einen der recht seltenen Transimpedanzverstärker (siehe Kasten auf Seite 26).
Was seine Leistungsdaten (und auch seinen Klang) angeht, wurde der Verstärker mit dem Ziel entwickelt, in einem normalen Wohnzimmer und einer normalen Stereo-anlage „die Sonne aufgehen zu lassen“(Jan Sieveking). Sprich: Seine Leistung reicht locker aus, um die meisten Lautsprecher, die sich in Wohnzimmern befinden, anzutreiben. Die vom Hersteller versprochenen 100 Watt an acht und 160 Watt an vier Ohm bestätigt unser Testlab mit 109 und 156 Watt.
Der Audia Flight FL Three S bringt zudem einige Annehmlichkeiten mit: Zum einen eine sehr solide Fernbedienung, zum anderen ein Display, das man zwar nicht zwingend benötigt, mit dessen Hilfe sich aber etwa die Eingänge mit individuellen Namen (maximal 10 Zeichen) versehen lassen. Die Displayhelligkeit lässt sich dreistufig einstellen (inklusive „aus“). Die Bedienung, das gilt insbesondere für den Cd-player, ist dabei manchmal ein wenig frickelig. Will man etwa per Fernbedienung den Eingang wechseln, muss man zunächst die InputTaste und dann + oder - drücken. Aber immerhin ist die Fernbedienung aus Metall und sehr hochwertig. Man muss nur für sich entscheiden, ob man ihre kleinen Druckknöpfe mag, die sich übrigens auch am Gerät finden. Ich persönlich mag die Eingangswahl per Drehrad lieber.
Schaltet man den Verstärker aus oder schaltet man ihn stumm, fährt er die Lautstärke
herunter. Beim Einschalten fährt er sie entsprechend der letzten Einstellung wieder hoch. Das ist Spielerei, aber cool.
Power für den Kopfhörer
Auch Kopfhörer-fans finden hier, was sie brauchen: Einen leistungsstarken Kopfhörerverstärker, der so manchen externen KHV links liegen lässt. Bis zu 14 Volt stehen hier bereit. Das ist einer der beeindruckendsten Werte, die unser Labor bisher in der Gattung Kopfhörerverstärker gemessen hat. Mit dem Ausgangswiderstand von 370 Ohm ist der Anschluss ideal für eher hochohmige Kopfhörer, wie man sie unter den edlen Hifi-hörern ja öfter mal findet (etwa Sennheiser HD 800 S und HD 820).
Hinzu kommen noch Vorverstärkerausgänge, eine Einschleifmöglichkeit für Heimkino-receiver sowie die heute recht seltene Monitorfunktion (Stichwort Hinterbandkontrolle), für Aufnahmefreunde.
Optional sind ein USB-DAC und eine Phonoplatine erhältlich. Die Phonoplatine kostet 380 Euro, die sie mehr als wert ist. Hier kann man MMS und MCS anschließen und praxisgerecht anpassen (MC mit 20 bis 1000 Ohm in sieben Schritten, MM mit 50 bis 400 Pikofarad in sechs Schritten). Klanglich ist das wirklich ordentlich! Dynamisch, fein auflösend und irgendwie kraftvoll-leichtfüßig. Toll. Wer noch mehr will, muss schon zu einem Kaliber wie der brillanten ifi iphono2 greifen.
Der USB-DAC kostet 450 Euro. Ihn zu empfehlen, fällt hingegen schwer. Hires ist nicht so sein Ding: Bei PCM ist bei 192 khz/24 Bit Schluss und DSD „kann“er gar nicht. Aber das bringt uns zu unserem zweiten Testgerät.
Gib mir fünf
Wie der Verstärker entstammt auch der Cd-player der 3er
Das italienische Duo ist wahlweise
mit schwarzer oder silberner Frontplatte erhältlich.
Serie von Audia Flight. Das ist der Einstieg in die Klangwelt der Italiener. Der FLCD Three S ist ein reiner Cd-player, SACDS sind ihm fremd. Dafür setzen die Entwickler auf ein dezidiertes Cd-laufwerk und greifen nicht auf (häufig minderwertige) Computerlaufwerke zurück. Pro Kanal findet sich hier ein AKM 4493EQ 32-Bit DAC. 2800 Euro kostet der Player, 360 Euro mehr sind es, wenn man die fünf (!) steckbaren Digitaleingänge mitbestellt, was wir klar empfehlen. Mit dieser Platine wird der Player zum DAC, der sich um einen ganzen Digitalfuhrpark kümmern kann. Per Kabel zugeführte Digitalsignale werden von diesem auf Wunsch auf 784 khz/32 Bit upgesampelt. Hier kann man für jeden Eingang seine Wunscheinstellung speichern. Auch umbenennen lassen sich die Eingänge (wenn diese Vorgänge auch ein wenig Geduld erfordern).
Wer noch mehr Spielerei will, kann Dither zuschalten, also ein „nach Zufallsmuster erzeugtes Rauschen“, das dem Digitalisierungsrauschen entgegengestellt wird. Und last, but not least gibt es fünf Filter zur Auswahl, die bei allen Betriebsarten verwendet werden
können, plus zwei Dsd-filter, die die oberste Grenzfrequenz beeinflussen. Es gibt also viel auszuprobieren.
Weniger Spielerei und vielmehr überaus praktisch hingegen ist die Möglichkeit, am Cdplayer die Lautstärke einstellen zu können. Diese VorverstärkerFunktion lässt sich aber auch abschalten.
Messwerte
Unser Labor hatte neben Lob auch Tadel auszusprechen. Zum einen ist der Klirr des Verstärkers für ein Transistorgerät etwas zu hoch und die Phonoplatine könnte noch rauschärmer sein. Die von uns simulierte komplexe Last zeigte zudem
Leistungseinbrüche: Bei 3 Ohm liefert der Amp noch 70 Watt und bei 2 Ohm nur noch 40.
It Aint’t Too Hard For me To Jam
Die klangliche Auslegung des FL Three S war im Hörraum dann deutlich zu hören: Er gibt Musik dynamisch, kraft- und schwungvoll wieder. Zumindest, solange man ihm nicht einen (zu) dunkel timbrierten Lautsprecher als Partner hinstellt.
Mit der wunderbaren Magico A3 (um 16 000 Euro) klang es ein klein wenig grenzwertig: Stimmen waren zu voluminös, der Grundton war zu voll und etwas zu dunkel. Mit der nicht weniger wunderbaren Franco Serblin Accordo Essence (13 500 Euro, beide in stereoplay 6/20) aber ging das von Jan Sieveking versprochene Licht im Hörraum auf: Die Kombi klingt phänomenal! Michael Jacksons „Jam“knallte nur so aus den Boxen, der Amp hatte die Chassis dabei immer unter absoluter Kontrolle. Und es ist toll, wie der Audia Flight im Bass auflöst.
Er lässt Töne scheinbar ansatzlos entstehen und so schnell wie sie da sind, sind sie auch verklungen. Man kann das auch Präzision nennen.
Alanis Morissettes starkem „Supposed Former Infatuation Junkie“kam diese Präzision zugute. Alles klang sehr schön durchhörbar, auch wenn die Produktion stellenweise nicht eben zurückhaltend ausgefallen ist („Front Row“).
Auch die komplett ungleiche Paarung mit der B&W 606 S (750 Euro, stereoplay 12/20) beeindruckte. Mit dem Audia Flight konnte man die Kompakte locker frei aufstellen, sie behielt ihren quirligen Charakter, klang aber zwei Nummern erwachsener und nun auch nach einer deutlich teureren Box.
Die Abbildung ist nie übertrieben und auch einzelne Klangereignisse werden nicht unnötig betont oder hervorgehoben. Selbst im Vergleich mit unserem Arbeitsgerät Symphonic Line RG 14 Edition (4440 Euro) fiel der Audia nicht sonderlich ab. Der klingt etwas wenig dynamisch und bietet dafür ein wenig mehr Klangcharme.
Der Cd-player bekam es mit dem Technics SL-G700 (2500 Euro) und dem Exposure XM CD (1500 Euro) zu tun. Der Technics war obenrum aufgeräumter und klang ein klein wenig heller. Der Exposure kam dem Audia schon recht nahe, erreichte aber nicht ganz die unaufdringliche Geschmeidigkeit, Energie und Präsenz des Audia Flight FL CD Three S. Zudem punktet dieser mit seiner üppigen Ausstattung und seinen Möglichkeiten, den Klang per Filter, die man überraschend gut raushört, ein wenig an den persönlichen Geschmack anzupassen.