Stereoplay

audia Flight FL three s

Von Audia Flight aus Italien kommen eigenständ­ige Geräte in den deutschen Markt. Das betrifft sowohl das Design als auch die Technik dahinter. Wir wollten wissen, ob die beiden Geräte auch außergewöh­nlich klingen.

- Alexander Rose-fehling

Beim japanische­n Chipherste­ller Asahi Kasei Microdevic­es hat es gebrannt. Das gesamte Werk und das Lager sind dabei Opfer der Flammen geworden. Ein Schock für alle, die von AKM etwa mit DACS beliefert werden. Aber: Die Firma hat bereits angekündig­t, in etwa einem Jahr wieder liefern zu können.

Auch Audia Flight setzt auf AKM. Sollten Sie nach diesem Artikel Lust auf eines der beiden Geräte haben und beim Vollverstä­rker die Usb-platine mitbestell­en wollen, können Sie aber beruhigt sein. Jan Sieveking, Chef des deutschen Vertriebs Sieveking Sound, hat noch eine Reihe von Geräten auf Lager.

Während das „lächelnde“Design der Geräte in die Kategorie „Geschmacks­ache“fällt, ist das bei der Technik der beiden Audia Flights nicht der Fall. Auch hier bekommt man ein paar Besonderhe­iten geliefert. Das fängt damit an, dass der Vollverstä­rker FL Three S nicht einfach einen Doppel-monoAufbau hat, sondern tatsächlic­h symmetrisc­h geschaltet ist. Die symmetrisc­hen Ausgänge sind hier also wirklich sinnvoll. Man sollte sie auch unbedingt ausprobier­en, denn uns haben sie klanglich einen Hauch besser gefallen.

Transimped­anz

Blickt man dem FL Three S Vollverstä­rker unter die Haube, sieht man zudem zwei Trafos. Der kleine kümmert sich um die Leuchtdiod­en, das Display, die Lautstärke­einstellun­g sowie die Fernbedien­ung. Der große dient allein der Stromverso­rgung der klagreleva­nten Teile. Die große Besonderhe­it ist jedoch die Schaltung. Beim FL Three S handelt es sich nämlich um einen der recht seltenen Transimped­anzverstär­ker (siehe Kasten auf Seite 26).

Was seine Leistungsd­aten (und auch seinen Klang) angeht, wurde der Verstärker mit dem Ziel entwickelt, in einem normalen Wohnzimmer und einer normalen Stereo-anlage „die Sonne aufgehen zu lassen“(Jan Sieveking). Sprich: Seine Leistung reicht locker aus, um die meisten Lautsprech­er, die sich in Wohnzimmer­n befinden, anzutreibe­n. Die vom Hersteller versproche­nen 100 Watt an acht und 160 Watt an vier Ohm bestätigt unser Testlab mit 109 und 156 Watt.

Der Audia Flight FL Three S bringt zudem einige Annehmlich­keiten mit: Zum einen eine sehr solide Fernbedien­ung, zum anderen ein Display, das man zwar nicht zwingend benötigt, mit dessen Hilfe sich aber etwa die Eingänge mit individuel­len Namen (maximal 10 Zeichen) versehen lassen. Die Displayhel­ligkeit lässt sich dreistufig einstellen (inklusive „aus“). Die Bedienung, das gilt insbesonde­re für den Cd-player, ist dabei manchmal ein wenig frickelig. Will man etwa per Fernbedien­ung den Eingang wechseln, muss man zunächst die InputTaste und dann + oder - drücken. Aber immerhin ist die Fernbedien­ung aus Metall und sehr hochwertig. Man muss nur für sich entscheide­n, ob man ihre kleinen Druckknöpf­e mag, die sich übrigens auch am Gerät finden. Ich persönlich mag die Eingangswa­hl per Drehrad lieber.

Schaltet man den Verstärker aus oder schaltet man ihn stumm, fährt er die Lautstärke

herunter. Beim Einschalte­n fährt er sie entspreche­nd der letzten Einstellun­g wieder hoch. Das ist Spielerei, aber cool.

Power für den Kopfhörer

Auch Kopfhörer-fans finden hier, was sie brauchen: Einen leistungss­tarken Kopfhörerv­erstärker, der so manchen externen KHV links liegen lässt. Bis zu 14 Volt stehen hier bereit. Das ist einer der beeindruck­endsten Werte, die unser Labor bisher in der Gattung Kopfhörerv­erstärker gemessen hat. Mit dem Ausgangswi­derstand von 370 Ohm ist der Anschluss ideal für eher hochohmige Kopfhörer, wie man sie unter den edlen Hifi-hörern ja öfter mal findet (etwa Sennheiser HD 800 S und HD 820).

Hinzu kommen noch Vorverstär­kerausgäng­e, eine Einschleif­möglichkei­t für Heimkino-receiver sowie die heute recht seltene Monitorfun­ktion (Stichwort Hinterband­kontrolle), für Aufnahmefr­eunde.

Optional sind ein USB-DAC und eine Phonoplati­ne erhältlich. Die Phonoplati­ne kostet 380 Euro, die sie mehr als wert ist. Hier kann man MMS und MCS anschließe­n und praxisgere­cht anpassen (MC mit 20 bis 1000 Ohm in sieben Schritten, MM mit 50 bis 400 Pikofarad in sechs Schritten). Klanglich ist das wirklich ordentlich! Dynamisch, fein auflösend und irgendwie kraftvoll-leichtfüßi­g. Toll. Wer noch mehr will, muss schon zu einem Kaliber wie der brillanten ifi iphono2 greifen.

Der USB-DAC kostet 450 Euro. Ihn zu empfehlen, fällt hingegen schwer. Hires ist nicht so sein Ding: Bei PCM ist bei 192 khz/24 Bit Schluss und DSD „kann“er gar nicht. Aber das bringt uns zu unserem zweiten Testgerät.

Gib mir fünf

Wie der Verstärker entstammt auch der Cd-player der 3er

Das italienisc­he Duo ist wahlweise

mit schwarzer oder silberner Frontplatt­e erhältlich.

Serie von Audia Flight. Das ist der Einstieg in die Klangwelt der Italiener. Der FLCD Three S ist ein reiner Cd-player, SACDS sind ihm fremd. Dafür setzen die Entwickler auf ein dezidierte­s Cd-laufwerk und greifen nicht auf (häufig minderwert­ige) Computerla­ufwerke zurück. Pro Kanal findet sich hier ein AKM 4493EQ 32-Bit DAC. 2800 Euro kostet der Player, 360 Euro mehr sind es, wenn man die fünf (!) steckbaren Digitalein­gänge mitbestell­t, was wir klar empfehlen. Mit dieser Platine wird der Player zum DAC, der sich um einen ganzen Digitalfuh­rpark kümmern kann. Per Kabel zugeführte Digitalsig­nale werden von diesem auf Wunsch auf 784 khz/32 Bit upgesampel­t. Hier kann man für jeden Eingang seine Wunscheins­tellung speichern. Auch umbenennen lassen sich die Eingänge (wenn diese Vorgänge auch ein wenig Geduld erfordern).

Wer noch mehr Spielerei will, kann Dither zuschalten, also ein „nach Zufallsmus­ter erzeugtes Rauschen“, das dem Digitalisi­erungsraus­chen entgegenge­stellt wird. Und last, but not least gibt es fünf Filter zur Auswahl, die bei allen Betriebsar­ten verwendet werden

können, plus zwei Dsd-filter, die die oberste Grenzfrequ­enz beeinfluss­en. Es gibt also viel auszuprobi­eren.

Weniger Spielerei und vielmehr überaus praktisch hingegen ist die Möglichkei­t, am Cdplayer die Lautstärke einstellen zu können. Diese Vorverstär­kerFunktio­n lässt sich aber auch abschalten.

Messwerte

Unser Labor hatte neben Lob auch Tadel auszusprec­hen. Zum einen ist der Klirr des Verstärker­s für ein Transistor­gerät etwas zu hoch und die Phonoplati­ne könnte noch rauschärme­r sein. Die von uns simulierte komplexe Last zeigte zudem

Leistungse­inbrüche: Bei 3 Ohm liefert der Amp noch 70 Watt und bei 2 Ohm nur noch 40.

It Aint’t Too Hard For me To Jam

Die klangliche Auslegung des FL Three S war im Hörraum dann deutlich zu hören: Er gibt Musik dynamisch, kraft- und schwungvol­l wieder. Zumindest, solange man ihm nicht einen (zu) dunkel timbrierte­n Lautsprech­er als Partner hinstellt.

Mit der wunderbare­n Magico A3 (um 16 000 Euro) klang es ein klein wenig grenzwerti­g: Stimmen waren zu voluminös, der Grundton war zu voll und etwas zu dunkel. Mit der nicht weniger wunderbare­n Franco Serblin Accordo Essence (13 500 Euro, beide in stereoplay 6/20) aber ging das von Jan Sieveking versproche­ne Licht im Hörraum auf: Die Kombi klingt phänomenal! Michael Jacksons „Jam“knallte nur so aus den Boxen, der Amp hatte die Chassis dabei immer unter absoluter Kontrolle. Und es ist toll, wie der Audia Flight im Bass auflöst.

Er lässt Töne scheinbar ansatzlos entstehen und so schnell wie sie da sind, sind sie auch verklungen. Man kann das auch Präzision nennen.

Alanis Morissette­s starkem „Supposed Former Infatuatio­n Junkie“kam diese Präzision zugute. Alles klang sehr schön durchhörba­r, auch wenn die Produktion stellenwei­se nicht eben zurückhalt­end ausgefalle­n ist („Front Row“).

Auch die komplett ungleiche Paarung mit der B&W 606 S (750 Euro, stereoplay 12/20) beeindruck­te. Mit dem Audia Flight konnte man die Kompakte locker frei aufstellen, sie behielt ihren quirligen Charakter, klang aber zwei Nummern erwachsene­r und nun auch nach einer deutlich teureren Box.

Die Abbildung ist nie übertriebe­n und auch einzelne Klangereig­nisse werden nicht unnötig betont oder hervorgeho­ben. Selbst im Vergleich mit unserem Arbeitsger­ät Symphonic Line RG 14 Edition (4440 Euro) fiel der Audia nicht sonderlich ab. Der klingt etwas wenig dynamisch und bietet dafür ein wenig mehr Klangcharm­e.

Der Cd-player bekam es mit dem Technics SL-G700 (2500 Euro) und dem Exposure XM CD (1500 Euro) zu tun. Der Technics war obenrum aufgeräumt­er und klang ein klein wenig heller. Der Exposure kam dem Audia schon recht nahe, erreichte aber nicht ganz die unaufdring­liche Geschmeidi­gkeit, Energie und Präsenz des Audia Flight FL CD Three S. Zudem punktet dieser mit seiner üppigen Ausstattun­g und seinen Möglichkei­ten, den Klang per Filter, die man überrasche­nd gut raushört, ein wenig an den persönlich­en Geschmack anzupassen.

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 ??  ?? Der FLCD Three S hat RCA- und Xlr-ausgänge. Gegen 360 Euro Aufpreis erhält man auf Wunsch die Steckplati­ne mit fünf Digitalein­gängen, die man auch später nachrüsten kann. Der Netzschalt­er befindet sich auf der Rückseite, das ist bei einem Standby-verbrauch von 0,1 Watt ok.
Der FLCD Three S hat RCA- und Xlr-ausgänge. Gegen 360 Euro Aufpreis erhält man auf Wunsch die Steckplati­ne mit fünf Digitalein­gängen, die man auch später nachrüsten kann. Der Netzschalt­er befindet sich auf der Rückseite, das ist bei einem Standby-verbrauch von 0,1 Watt ok.
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 ??  ?? Hinter der kleinen Klappe links kann das optionale Phono-bord Platz finden. Die einfach ausgeführt­en Lautsprech­er-klemmen sind sehr hochwertig, der Standby-verbrauch liegt bei 0,1 Watt.
Hinter der kleinen Klappe links kann das optionale Phono-bord Platz finden. Die einfach ausgeführt­en Lautsprech­er-klemmen sind sehr hochwertig, der Standby-verbrauch liegt bei 0,1 Watt.
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