Friedliche Feiern in Ulm und Neu-ulm
Die Diakonie-herberge sucht für 2020 neue Räumlichkeiten, Dekan Gohl spricht von einem „Mut-mach-fest“.
Die Diakonie-herberge bot 320 Menschen einen Abend in netter Gesellschaft. Für 2020 müssen die Organisatoren neue Räume suchen. Die Kirchen waren zu den Christmetten gut besucht.
Bei den Klängen von „Kling, Glöckchen, klingelingeling“wurde es deutlich leiser im Saal. Die Unterhaltung der rund 320 Menschen an den festlich gedeckten Tischen im großen Raum des Barfüßers verstummte, viele stimmten in das Lied ein. Andere schauten vor sich hin oder zu den mit Lichtergirlanden geschmückten Fenstern hinaus ins Dunkle. Zum 17. Mal hat an Heiligabend die Diakonie-herberge in Neu-ulm stattgefunden für Menschen, die einsam, bedürftig, wohnungslos oder psychisch krank sind.
„Schön, dass Sie alle hier sind und mit uns feiern“, sagte Heike Wiedenmaier zur Begrüßung. Sie, ihre Kollegin Gertrud Reitberger und ein Team von gut 30 Ehrenamtlichen halfen mit, dass die Gäste ein paar nette Stunden in Gesellschaft und bei einem leckeren Essen verbringen konnten.
Riedmüller kocht selbst
Für letzteres – heuer gab es Rindergulasch, Blaukraut und Spätzle – sorgte Gastronom Ebbo Riedmüller. Traditionell stellte er der Diakonie dafür unentgeltlich den Barfüßer zur Verfügung und sich selbst an den Herd, um mit Unterstützung seiner Familie zu kochen. „Wir machen das gern und sind inzwischen ein eingespieltes
Team, in dem jeder weiß, was er zu tun hat. Es gibt uns auch selber etwas. Man sieht, wie gut es einem selber geht“, sagte Riedmüller zu diesem weihnachtlichen Einsatz.
Die 320 Gäste genossen das Essen und die Tatsache, dass sie ein paar Stunden freundlich und aufmerksam umsorgt wurden. Alle bekamen zum Schluss ein Paket: Für die Erwachsenen befinden sich Hygieneartikel und andere nützliche Kleinigkeiten darin, für Kinder Schreibsachen und Spielzeug.
Die Diakonie-herberge gibt es seit 2003, seit 2009 findet sie im Barfüßer statt. Doch das war jetzt das letzte Mal: Wie berichtet, schließt Riedmüller das Restaurant, er will den Komplex abreißen und neu bebauen. Doch über die Pläne ist noch nicht entschieden. „Für 2020 gibt es noch keine Lösung, aber wir haben dafür ja ein Jahr Zeit“, antwortete der Gastronom auf die Frage einer Fortsetzung: „Wir sind offen.“
Auch die Diakonie hat bislang „noch keinen Plan B“, meinte Geschäftsführerin Corinna Deininger. „Aber wir hoffen, dass Ebbo Riedmüller an Bord bleibt.“Man werde ab Januar überlegen, wie das Projekt weitergeführt werden kann, wo und mit welchen Kooperationspartnern. Denn eines ist sicher: „Der Bedarf ist da“, betont Deininger.
In der Neu-ulmer Stadtmitte freuten sich derweil die Katholiken, dass sie an Heiligabend erstmals wieder St. Johann Baptist nutzen konnten. Das Ergebnis der Renovierung beeindruckte die Kirchenbesucher: Mit gereinigten Wänden und neuem Licht zeigte sich die lichte Weite des Innenraums ganz neu.
Zurück in St. Johann Baptist
Dazu predigte Stadtpfarrer Karl Klein über die Weihnachtsbotschaft von einem Gott, der das Gegenteil von dem tut, was man von ihm erwarten würde. Er macht sich klein, wird Mensch und „zeigt uns den Weg zum Leben: Nicht den anderen besiegen, sondern mich selbst besiegen und von der Eigenliebe zur Nächstenliebe zu kommen“, so Klein.
Der evangelische Dekan Ernst-wilhelm Gohl blickte in der Christmette im Münster auf die Zerstörung der Stadt vor 75 Jahren zurück: „Aus dem Trümmerfeld ragte der Münsterturm. Als Zeichen der Hoffnung inmitten von Tod und Leid. Das meint Weihnachten: Hoffnung für unsere Welt, die so oft von Unrecht und Tod gezeichnet ist. Dort kommt Gott zur Welt. Weihnachten ist ein Mut-mach-fest.“