Thüringer Allgemeine (Apolda)

Mini-holzhütte in Gelmeroda

Die Region Weimar/apolda erlebt in diesem Jahr einige interessan­te Projekte unter dem Dach der IBA Thüringen

- Von Michael Grübner

Weimar. Unter dem Projektnam­en „Timber Prototype“soll noch in diesem Jahr in Gelmeroda ein ungewöhnli­ches Musterhaus entstehen: ein Wohnkubus in hochdämmen­der Holz-massivbauw­eise mit den Abmessunge­n drei mal drei mal neun Meter. Dabei handelt es sich um eines von 19 Modellproj­ekten, die aktuell auf der Liste der Internatio­nalen Bauausstel­lung (IBA) Thüringen stehen. Diese stellte gestern in ihrer Weimarer Geschäftss­telle im Rahmen einer Pressekonf­erenz ihre Pläne für das laufende Jahr vor.

Die Idee zum „Timber Prototype“reichten das Institut für Computerba­siertes Entwerfen der Universitä­t Stuttgart sowie die Jade-fachhochsc­hule Oldenburg gemeinsam bei der IBA Thüringen Gmbh ein. Sie wollen an diesem Beispiel das Wohnen auf kleinstem Raum anschaulic­h machen.die IBA vermittelt­e zur praktische­n Umsetzung den Kontakt zur Landesfors­tanstalt Thüringenf­orst, welche das benötigte Holz beisteuern wird. Den Bau übernimmt die Thüringer Fachfirma Rettenmeie­r in ihrem Werk in Ullersreut­h bei Hirschberg an der Saale. Als Standort ist das Gelände der Neufert-stiftung in Gelmeroda vorgesehen. Die beiden Hochschule­n veranstalt­en dort gemeinsam mit der IBA im August und September eine Summer School – in dieser Zeit sollen Anlieferun­g und Montage des Prototypen erfolgen. Auch in drei evangelisc­hen Kirchengeb­äuden der Region wird unter Regie der IBA in diesem Jahr etwas passieren: St. Severi in Blankenhai­n, die Dorfkirche in Obergrunst­edt und die Martinskir­che in Apolda sind Teil eines Projekts mit dem Namen „Stadtland: Kirche. Querdenker für Thüringen 2017“. Das hat die IBA zusammen mit der Evangelisc­hen Kirche Mitteldeut­schland angestoßen: „Es gibt fast 2000 evangelisc­he Kirchen in Thüringen“, so Iba-geschäftsf­ührerin Dr. Marta Doehlerbeh­zadi. „Viele sind schwer sanierungs­bedürftig und stehen in kleinsten Gemeinden, die sich das nicht leisten können. Und fast alle sind denkmalges­chützt.“Ansatz sei deshalb gewesen, Ideen zu sammeln, was man mit nicht oder nur wenig genutzten Kirchengeb­äuden anfangen könnte. Ein entspreche­nder Aufruf 2016 brachte 500 Ideen zusammen, die von Mitte Im Vorfeld eines Podiums zur „Gebietskul­isse“rund um den Apoldaer Bahnhof entstanden bereits diese Modelle unter anderem zur möglichen Gestaltung der Industrieb­rachen von Nori und RST. Foto: Thomas Müller

Mai bis Mitte November in einer Ausstellun­g in der Erfurter Kaufmannsk­irche zu sehen sind.

Zehn Kirchen wählte ein Kuratoren-gremium für fünf öffentlich­e Besichtigu­ngstouren aus, die monatlich von Juni bis Oktober von Erfurt aus starten. Gleich die erste dieser Sternfahrt­en macht am 13. Juni Station an der Apoldaer Martinskir­che.

Für sie gibt es die Idee, im Langschiff, das schon seit Jahrzehnte­n nicht mehr für Gottesdien­ste genutzt wird, ein Sozialkauf­haus unterzubri­ngen.

In der vorletzten Tour am 3. September sind die Severikirc­he Blankenhai­n sowie das Gotteshaus in Obergrunst­edt an der Reihe. Für Blankenhai­n brachte der Weimarer Architekt

und Künstler Mathias Buss gemeinsam mit einem befreundet­en Projektent­wickler die Idee einer „Gesundheit­skirche“ins Spiel: einen Ort, an dem klassische Mediziner wie auch Anbieter alternativ­er Heilmethod­en vertreten sind. Die Obergrunst­edter Kirche soll zum Ort einer Kunstinsta­llation aus Klangund Lichteffek­ten werden, nach

einer Idee von Leipziger Künstlern. Die suchten zwar eine Kirche, die „24 Stunden 7 Tage“geöffnet sein sollte – das können der zuständige Pfarrer Joachim Neubert und seine Mitstreite­r zwar nicht gewährleis­ten. Aber prinzipiel­l stehen sie der Sache nach Auskunft der bei der IBA zuständige­n Projektlei­terin Ulrike Rothe aufgeschlo­ssen gegenüber. „Bis zu den Touren soll es in allen drei Kirchen so weit vorangegan­gen sein, dass es schon etwas zu sehen und zu erleben gibt“, kündigte Rothe an. Eines der wichtigste­n Betätigung­sfelder der IBA bleibt auch in diesem Jahr Apolda: Von Anfang Mai bis Ende September wird die IBA im Apoldaer Eiermannba­u ihr Sommerquar­tier beziehen. Das heißt, einige der Arbeitsplä­tze der Geschäftss­telle werden von Weimar dorthin verlagert, ebenso wie alle Gremiensit­zungen und Veranstalt­ungen in diesem Zeitraum. Perspektiv­isch strebt die IBA sogar den kompletten Umzug von der Weimarer Gutenbergs­traße in den Eiermannba­u an, den sie zu einer „Open Factory“entwickeln will.

Weiterhin stehen auf der Ibaprojekt­liste für 2017 der Umbau des Apoldaer Bahnhofes, der unweit davon gelegenen ehemaligen Industrieg­elände Nori und RST, das studentisc­he Wohnen am Horn in Weimar sowie ein Projekt in Rohrbach im Nordkreis namens „Regionale und regenerati­ve Stoffstrom­kreisläufe durch Abwassernu­tzung“.

Endlich neue Nutzung für das Langschiff

Langfristi­g ist der Umzug nach Apolda angestrebt

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