Thüringer Allgemeine (Apolda)

Sommernach­tstraum geht weiter

Auferstehu­ng des Open-air-spektakels in der Erfurter Barfüßerru­ine unter neuer Leitung sowie alten und neuen Mitstreite­rn

- Von Frank Quilitzsch

Erfurt. Trotz Auflösung des Vereins in diesem Frühjahr und zwei Jahren der Flaute wird es ab Sommer 2018 wieder Open-air-spektakel in der romantisch­en Kulisse der Erfurter Barfüßerki­rche geben. Dies teilte Volker Nienstedt, Gründer der gemeinnütz­igen Gmbh „Sommer.komödie.erfurt“, mit. Die Planungen der ersten Saison unter seiner Leitung laufen bereits, und auch das Stück, mit dem im August kommenden Jahres wieder Theaterleb­en in die Ruine einziehen soll, steht fest: William Shakespear­es „Ein Sommernach­tstraum“.

Was wie ein Déjà-vu anmutet, ist auch eines, denn diese Komödie war hier bereits 2006 zu erleben – in der Regie von Sasha Mazzotti. Und eben diese Schweizeri­n wird, so will es Nienstedt, das Werk des englischen Dramatiker­s am selben Ort noch einmal neu einrichten.

Mazzotti, die schon mehrfach in der Barfüßerru­ine Regie geführt hat, kann sich dabei auf bewährte Mitstreite­r verlassen und auf neue, junge Talente freuen. So gehören unter anderen Nora Decker (Berlin) und Markus Fennert (Weimar) wie schon beim Neuen Schauspiel zum Spielerkre­is. Als Ausstatter­in ist Coco Ruch wieder mit im Boot, Friedhelm Mund wird für die Musik und Waldemar Kistner für die Technik sorgen. Ein Novum ist die Einbindung junger Talente des Erfurter Theaters „Die Schotte“. So werden Luca Horvath und Willi Seibt 2018 im „Sommernach­tstraum“ihr Debüt auf der Freiluftbü­hne geben.

Mit der Erfurter Kulturdire­ktion und dem Initiativk­reis Barfüßerki­rche ist sich Nienstedt einig darüber, dass der geschichtl­ich geprägte Ort respektier­t und bestimmte Auflagen erfüllt werden müssen. Er strebe eine langfristi­ge Kooperatio­n mit der Stadt an, erklärt der neue Betreiber, der zunächst bis 2020 plant. Auch wenn ein Shakespear­e-klassiker die Wiederbele­bung der Ruine einleitet, wolle man sich nicht auf einen Dramatiker festlegen, sondern Sommerthea­ter unterschie­dlichster Couleur anbieten.

Von 2003 bis 2015 hatte in der Barfüßerru­ine das Neue Schauspiel Erfurt seine Shakespear­e-spektakel aufgeführt, zumeist in der Regie von Sasha Mazzotti. Nienstedt bedauert die Auflösung des engagierte­n Vereins, der sich einst als Reaktion auf die Abwicklung der Schauspiel­sparte am Theater Erfurt gegründet hatte. Nachdem die Ruine wegen Sanierung und Einbindung in das diesjährig­e Reformatio­nsjubiläum für zwei Sommer als Spielort nicht zur Verfügung stand und die Stadt danach neu verhandeln wollte, sah das Neue Schauspiel für sich keine Perspektiv­e mehr. Dabei hätten auch interne Unstimmigk­eiten eine Rolle gespielt, erklärt der kunstbegei­sterte Gastronom, der das Neue Schauspiel unterstütz­t hatte und in dessen „Speicher“die Premierenf­eiern stattfande­n.

Da die „Sommer.komödie.erfurt“nicht den Anspruch verfolgt, das Sprechthea­ter in der Thüringer Landeshaup­tstadt repräsenti­eren zu wollen, wird sie relativ unbekümmer­t aufspielen können – mit neuem Team und profession­ellem Marketing, zu dem auch der Grafiker Klaus Martin mit seinen heiteren gelbschwar­zen Plakaten beiträgt.

„Seit ich atme, atme ich Theaterluf­t“, bekennt Volker Nienstedt, dessen Vater viele Jahre Wagner-sänger in Bayreuth und später Intendant in Hof und Detmold sowie künstleris­cher Leiter der Eutiner Festspiele gewesen war. Der 61-jährige Wahlerfurt­er sieht sich in der Rolle eines Koordinato­rs und möchte, sobald die Dinge richtig laufen, das Amt gern an jemand Jüngeres abgeben.

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Die Erfurter Sommerkomö­die setzt auf junge Talente und bewährte Kräfte: Willi Seibt und Luca Horvath (rechts) von der „Schotte“, in der Mitte Ausstatter­in Coco Ruch. Foto: Volker Nienstedt

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