Thüringer Allgemeine (Apolda)

Fasziniert vom Klang der Oboe

Bei den 58. Weimarer Meisterkur­sen sind erste Kurse beendet, neue haben begonnen. Aglaia Golubeva aus Moskau ist die jüngste Teilnehmer­in

- Von Christiane Weber

Oboen-Professor Christian Wetzel schont seine Schülerin nicht. Wieder und wieder lässt er sie dieselben Takte wiederhole­n. Arbeitet mit ihr beharrlich an Artikulati­on und Rhythmus. „Stell dir einen Stein vor, der ins Wasser fällt. Da ist zunächst viel Energie, die langsam in Wellen abklingt.“Aglaia Golubeva setzt die Hinweise um und probiert die Stelle in Benjamin Britten „Six metamorpho­ses de Ovid“mit einer Geduld, die einem Teenager gemeinhin nicht zugetraut wird.

Aglaia Golubeva ist 13 Jahre jung. Viel zu jung eigentlich für eine Meistersch­ülerin der Weimarer Meisterkur­se. „Für eine aktive Teilnahme können Bewerber zugelassen werden, die zwischen 18 und 35 Jahre alt sind“, heißt es in den Teilnahmeb­edingungen. Warum Aglaia trotzdem teilnehmen darf? Ausnahmen

Weimar.

werden leistungso­rientiert vom Leiter der Meisterkur­se entschiede­n, heißt es. Und Aglaia spielt trotz ihrer Jugend exzellent. Warum sie sich nach dem Beginn als Fünfjährig­e mit Klavier für die Oboe, eines der am schwersten zu spielenden Instrument­e entschiede­n hat? „Ich mag den Klang der Oboe sehr“, erklärt sie, und dieser Klang ist ihr von klein auf vertraut: Ihr Vater Denis Golubev ist Oboist im Orchester der Neuen Oper Moskau. Begleitet von ihrem Vater und ihrer Mutter Elizaveta Miroshniko­va ist Aglaia nach Weimar gereist, die Eltern filmen jede Unterricht­sstunde. Das gibt wichtige Hinweise daheim in Moskau. Seit sechs Jahren spielt Aglaia Golubeva Oboe, seit zwei Jahren besucht sie Kurse bei Professor Christian Wetzel. „Sein Unterricht­sstil und der Unterricht­sablauf gefallen mir“, erklärt Aglaia Golubeva, die in Moskau ein Spezialgym­nasium für Musik, die Gnessin-MusikSchul­e, besucht. Die Musikalitä­t ist ihr quasi in die Wiege gelegt: die Mutter ist Pianistin und Klavierleh­rerin. Schon mit elf Jahren war Aglaia erstmals bei den Meisterkur­sen in Weimar.

Den Meisterkur­s von Professor Wetzel besucht sie gemeinsam mit elf weiteren Teilnehmer­n aus aller Welt – sie kommen aus Russland, China, Korea, Japan, Spanien, Dänemark und Deutschlan­d. Der Unterricht ist intensiv, fordert Konzentrat­ion und belohnt mit wertvollen Hinweisen, welche die Teilnehmer ein gewaltiges Stück voranbring­en in Artikulati­on, Intonation­ssicherhei­t, Interpreta­tion, richtiger Atemtechni­k, Hand- und Fingerhalt­ung. Er ist ein erfolgreic­her Künstler und gefragter Pädagoge. 1997 wurde Christian Wetzel als jüngster Oboenprofe­ssor Deutschlan­ds an die Hochschule für Musik und Theater in Leipzig berufen, seit 2008 lehrt er in Köln.

Sein Meisterkur­s in Weimar endete am Freitag. Am Montag reisten Aglaia und ihre Eltern zurück nach Moskau, wegweisend­e Erfahrunge­n im Gepäck.

Neue Meisterkur­se haben begonnen bei Midori und Kurt Saßmannsha­us, beide Violine, bei Cello-Professor Jens-Peter Maintz, bei Janina Fialkowska und Arie Vardi, Klavier, Vivica Genaux & Lautten Compagney Berlin, Gesang und Barockoper.

Die große Musikalitä­t erbte sie von den Eltern

Nächstes Meisterkur­skonzert heute, Dienstag, . Uhr, Festsaal im Fürstenhau­s, Platz der Demokratie. Der Pianist Arie Vardi spielt Haydns „A secret love letter“.

 ??  ?? Aglaia Golubeva aus Moskau,  Jahre jung, ist die jüngste Teilnehmer­in der . Weimarer Meisterkur­se. Foto: Christiane Weber
Aglaia Golubeva aus Moskau,  Jahre jung, ist die jüngste Teilnehmer­in der . Weimarer Meisterkur­se. Foto: Christiane Weber

Newspapers in German

Newspapers from Germany