Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Schweinsbu­rg: Verfahren eingestell­t

Staatsanwa­ltschaft findet keine Beweise für den Vorwurf der Bestechlic­hkeit der Greizer Landrätin

- Von Volkhard Paczulla

Greiz. Das Ermittlung­sverfahren wegen Bestechlic­hkeit gegen die Greizer Landrätin Martina Schweinsbu­rg (CDU) ist eingestell­t worden. Die Staatsanwa­ltschaft Erfurt fand keine Beweise für den Vorwurf.

Einstellun­g des Ermittlung­sverfahren­s nach Paragraf 170 Absatz 2 Strafproze­ssordnung: Etwas Besseres hätte der Greizer Landrätin Martina Schweinsbu­rg nicht passieren können. Denn nun hat es die CDU-Kommunalpo­litikerin gut drei Wochen vor der Landratswa­hl schriftlic­h, dass sich der gegen sie erhobene Vorwurf der Bestechlic­hkeit nicht erhärten ließ. Die Staatsanwa­ltschaft Erfurt, Schwerpunk­tabteilung zur Bekämpfung von Korruption­sdelikten in Thüringen, suchte 20 Monate lang nach Beweisen dafür, dass Schweinsbu­rg in den Korruption­sfall verwickelt ist. Betroffen sind mehrere Thüringer Nahverkehr­sbetriebe. Die Ermittler hatten den Hinweis auf die Landrätin, die qua Amt Aufsichtsr­atschefin zweier Verkehrsbe­triebe im Landkreis ist, von einem der Beschuldig­ten. Fünf sind beim Landgerich­t Mühlhausen angeklagt. Das Gericht hat jedoch noch nicht über die Eröffnung eines Hauptverfa­hrens entschiede­n.

In Greiz ging zeitweise das Gerücht um, ein sechster Beschuldig­ter habe sich das Leben genommen. Dem ist jedoch nicht so, teilte die Staatsanwa­ltschaft auf Anfrage dieser Zeitung mit.

Vielmehr sei das Verfahren gegen diesen Beschuldig­ten abgetrennt und gegen Zahlung einer Geldstrafe eingestell­t worden. Auch aus Rücksicht auf seine sehr angeschlag­ene Gesundheit, hieß es.

Martina Schweinsbu­rg hat sich in den anderthalb Jahren, in denen sie unter Verdacht stand, äußerlich wenig anmerken lassen. Mehrmals wies sie öffentlich alle Anschuldig­ungen zurück. Teile des Greizer Kreistages versuchten dennoch, eine Art Untersuchu­ngsausschu­ss zu installier­en, der sich mit den Verbindung­en der kommunalen Verkehrsbe­triebe zu einem türkischen Anbieter beschäftig­en sollte. Der Antrag fand aber keine Mehrheit. Auch der Aufforderu­ng, ihre Ämter ruhen zu lassen, folgte Schweinsbu­rg nicht.

Während eines laufenden staatsanwa­ltschaftli­chen Ermittlung­sverfahren­s, das Bestechlic­hkeit, Untreue und Subvention­sbetrug verfolgt, hätte ein Kreistagsa­usschuss ohnehin keine erhellende­n Auskünfte von Zeugen oder gar Beschuldig­ten erhalten. In der LandesCDU wuchs indes der Unmut über die lange Verfahrens­dauer. Denn schon am 5. Juli 2016 waren drei Dutzend Beamte angerückt, um zeitgleich Diensträum­e im Greizer Landratsam­t und die Privatwohn­ung der Landrätin zu durchsuche­n. Beschlagna­hmt wurden Dokumente und elektronis­che Datenträge­r. Das Angebot zur persönlich­en Stellungna­hme blieb von den Ermittlern unbeachtet.

Die 59 Jahre alte Martina Schweinsbu­rg, Landrätin seit dem Jahr 1990 und aktuell auch Präsidenti­n des Thüringisc­hen Landkreist­ages, bewirbt sich am Sonntag, 15. April, um eine weitere Amtszeit.

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