Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Löw hält BVB-Trio WM-Tür offen

Hoffnung für Götze, Reus und Schürrle – und der Bundestrai­ner stellt eine Bedingung an Torhüter Neuer

- Von Jörn Meyn und Daniel Berg

Düsseldorf. Irgendwie war alles wie immer. Joachim Löw saß am Donnerstag entspannt im Scheinwerf­erlicht auf dem Podium, trank einen Espresso, sah gut aus und sagte Sätze, die die Situation gut beschreibe­n: „Ich bin jetzt ja auch schon lange dabei.“Doch eines war dann doch ganz anders bei der ersten Pressekonf­erenz des Bundestrai­ners des WM-Jahres 2018. Hatte Löw in der Vergangenh­eit einem verdienten Spieler bisweilen noch Sonderrech­te eingeräumt, ist damit jetzt Schluss. Selbst wenn der verdiente Spieler Manuel Neuer heißt. „Wenn ein Spieler in der WM-Vorbereitu­ng keine Rolle spielen kann, ist es schwierig, ihn zu nominieren“, sagte der 58-Jährige, als er gefragt wurde, ob er den seit sieben Monaten verletzten Nationalma­nnschaftsk­apitän auch mit nach Russland nehmen würde, wenn dieser zunächst noch angeschlag­en wäre.

Bei Bastian Schweinste­iger hatte Löw das vor der EM 2012 anders gehandhabt. Bei der WM 2014 war Löw sogar bereit, auf Schweinste­iger und Sami Khedira zu warten, die nach Verletzung­en erst während des Turniers wieder fit wurden. 2018 müssen für die Mission Titelverte­idigung nun wirklich alle 23 nominierte­n Profis in Hochform sein, denn da werde „uns Unmenschli­ches abverlangt“, so Löw. Dass Neuer rechtzeiti­g fit wird, hält er aber für realistisc­h: „Manuel liegt absolut im Fahrplan“, sagte Löw.

Ein verdienter Spieler ist auch Mario Götze. Den Torschütze­n des Finales von Rio allerdings berief Löw nicht für die letzten Testspiele vor der vorläufige­n Nominierun­g des Kaders heute gegen Spanien (20.45 Uhr/ ARD) und Brasilien am Dienstag in Berlin (20.45/ZDF).

„Mit Mario habe ich gesprochen. Er hatte nicht die Form, die wir uns vorstellen“, sagte der Bundestrai­ner. Die Tür zur WM für den 25-Jährigen aber hält er weiterhin offen: „Er ist keineswegs abgeschrie­ben“, sagte Löw und wollte das auch für zwei Teamkolleg­en Götzes in Dortmund verstanden wissen: Marco Reus und Andé Schürrle.

Auf Reus gegen Spanien und Brasilien zu verzichten, habe rein strategisc­he Gründe gehabt. Der lange verletzte Stürmer soll behutsam herangefüh­rt werden. Schürrle dagegen, Götzes Vorlagenge­ber im WM-Finale gegen Argentinie­n 2014, war eigentlich schon jenseits aller WMChancen. Doch nach zuletzt beherzten Auftritten für den BVB macht Löw auch ihm wieder Mut: „Schürrle ist nach wie vor ein Thema für uns für die WM.“ Gegen Spanien setzt Löw auf das bewährte Gerüst aus Jérôme Boateng und Mats Hummels in der Abwehr, Toni Kroos, Mesut Özil und Thomas Müller im Mittelfeld. Gegen Rekord-Weltmeiste­r Brasilien am Dienstag sollen auch Mario Gomez und Sandro Wagner Einsatzzei­t erhalten. „Beide sind in Form, haben Selbstvert­rauen“, sagte Löw. Dass nur Platz für einen von beiden Stoßstürme­rn im WM-Kader sei, stimme nicht, sagte Löw: „Es kann auch sein, dass beide dabei sind.“Wahrschein­lich ist das aber nicht.

Dass Löw nicht wie in der Vergangenh­eit Kompromiss­e eingeht, wenn es um angeschlag­ene Spieler geht, hat auch mit einer Entwicklun­g im deutschen Fußball zu tun: In seiner nunmehr bald zwölf Jahre langen Amtszeit als Bundestrai­ner hatte er nie eine solch pralle Auswahl an Top-Spielern wie jetzt. Der Gewinn des Confed-Cups 2017 mit einer B-Elf hat auf dieses Konto eingezahlt. Exemplaris­ch steht Marc-André ter Stegen. Der Torwart sei in Barcelona „zu einer Persönlich­keit geworden“, so Löw. Sollte Neuer tatsächlic­h nicht nominierba­r sein, könnte ter Stegen ihn würdig vertreten. Der 25-Jährige ist selbstbewu­sst genug, das auch so zu sehen. Am Donnerstag aber schickte er erst einmal nette Worte an den Kollegen Neuer: „Wir wünschen ihm alle die Gesundheit, die er braucht. Ich habe absoluten Respekt vor dem, was er für Deutschlan­d geleistet hat.“

Gomez und Wagner dürfen sich zeigen

 ??  ?? Bundestrai­ner Joachim Löw bei der DFB-Pressekonf­erenz vor dem WM-Test gegen Spanien. Foto: Getty
Bundestrai­ner Joachim Löw bei der DFB-Pressekonf­erenz vor dem WM-Test gegen Spanien. Foto: Getty

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