Klärwerker ließen am Weltwassertag Besucher wieder beim Festmahl der Bakterien zusehen
Kyffhäuser Abwasser- und Trinkwasserverband hatte gestern in den Klärwerken in Artern, Roßleben und Bad Frankenhausen wieder zum Tag der offenen Tür eingeladen
Artern. Wie lange dauert es, bis aus der Kläranlage Trinkwasser kommt? Wie viel Öl reicht, um Trinkwasser zu verseuchen? Warum sollte mit Wasser sparsam umgegangen werden? – Die Mädchen und Jungen der 3a der Grundschule Am Königstuhl in Artern haben sich auf ihren Besuch in der Kläranlage des Kyffhäuser Abwasser- und Trinkwasserverbandes KAT gut vorbereitet und etliche Fragen an Heike Pabst. Denn in ihrem Heimatund Sachkundeunterricht haben sie sich in den letzten Wochen ausgiebig mit dem Thema Wasser beschäftigt.
Am gestrigen Weltwassertag, diesmal unter dem Thema“Abwasser“, hatte der KAT wie jedes Jahr seine Türen für Besucher geöffnet. Etwa dreißig Interessierte strömten schon am Morgen auf das Werkgelände, wo sie von den Klärwärtern Andreas Grimmer und Marcel Landes schon erwartet wurden.
Auch das Reich von Heike Pabst durfte besichtigt werden. Die Laborleiterin des KAT prüft das Wasser auf seine Qualität und hat viele Zahlen im Kopf. Zum Beispiel, dass der jährliche pro-Kopf-Verbrauch an Trinkwasser bei nur noch 29 Kubikmetern liegt. „Früher waren das mal 80, und zu DDR-Zeiten sogar 150 Kubikmeter“, berichtet sie den Besuchern. Trinkwasser werde in Artern aus Abwasser nicht produziert, kommt sie auf die Frage der Grundschüler zurück. „Aber das geklärte Wasser ist so sauber, dass wir es an die Natur zurückgeben können“, erzählt sie.
Auch andere Besucher haben Fragen – nach der Menge enthaltenen Calciums, nach der Wasserhärte oder dem Nitratgehalt. Mit 112 Milligramm pro Liter sei im Arterner Wasser besonders viel Calcium enthalten – in Roßleben hingegen mit 30 bis 40 deutlich weniger. Im Ostteil des Kreises wird das Trinkwasser aus 29 Brunnen und drei Quellen gewonnen. Mit einer Wasserhärte von 27 werden die Arterner wegen der schnellen Verkalkung ihrer Haushaltsgeräte nicht so glücklich sein, dafür sei hartes Wasser aber gesund, so die Laborchefin. Das liege daran, dass das Wasser durch gips- und kalkhaltige Böden fließt und nimmt aus diesen bestimmte Mineralien auf. Die Roßlebener haben einen Härtebereich von 2. Auch nach den Nitratwerten erkundigten sich die Besucher. Diese seien steigend, lägen aber unterm Grenzwert und hätten nach der Wende bei 20 bis 25 Milligramm pro Liter gelegen, heute bei 45, räumt Heike Pabst ein.
Viel zu erzählen haben auch die beiden Klärwärter, die die Besucher vom Zulauf über Rechenraum, Fettfang und Vorklärbecken zum Belebungsbecken führten. Etwa in der Schaltwarte, wo die Funktionen der Anlage überwacht und die Werte nach den Vorgaben der Laborchefin eingestellt werden, wie Andreas Grimmer berichtet.
Im Rechenraum, wo die groben Inhaltsstoffe aus dem Abwasser entfernt werden, hielten sich die Drittklässler erst mal die Nasen zu. Und auch draußen, am Sand- und Fettfang, müffelte es. Schnell weg hier und lieber zu den großen Belebungsbecken. Hier sind Bakterien beim Festmahl, denn hier findet die biologische Reinigung des Abwassers statt. Die Bakterien nehmen die Schmutzstoffe auf und zerlegen sie. Durch ihre Tätigkeit wird ein Teil der organischen Substanz in Kohlenstoff und Wasser umgesetzt. Zusätzlich werden Stickstoffverbindungen von speziellen Bakterien zu Ammonium abgebaut und dieses dann in Nitratstickstoff umgewandelt. Damit die Bakterien gut arbeiten können, brauchen sie zum Atmen Sauerstoff. Der wird ihnen durch ein Belüftungssystem zugegeben. Gespannt hören die Mädchen und Jungen zu, was Klärwärter Marcel Landes berichtet. Und als sie dann auf die Brücke dürfen, die sich ganz langsam über dem großen runden Becken dreht, gibt es kein Halten mehr.
Die Arterner Kläranlage wurde 2009 bis 2011 für über neun Millionen Euro erneuert, weil die alte Anlage aus den 70er-Jahren den Anforderungen nicht mehr genügte. Der KAT beteiligt sich jedes Jahr am Weltwassertag. Das Angebot einer Besichtigung der Anlagen in Artern, Roßleben und Bad Frankenhausen wird gern angenommen. Ein Blick auf das Belebungsbecken – da waren die Mädchen und Jungen der a sofort dabei. Fotos (): Wilhelm Slodczyk Einmal sehen, was man nicht jeden Tag sehen kann – die Klasse a der Grundschule Artern sah sich neugierig um. Durch das Mikroskop von Heike Pabst ließen sich Bakterien beobachten. Hedi Bialkowskis Interesse ist geweckt.
Hartes Wasser – aber dafür gesund
Es müffelt ein wenig im Rechenhaus. Was in diesen Becken ankommt, hat den weiten Weg der Klärung noch vor sich.