Thüringer Allgemeine (Artern)

Klärwerker ließen am Weltwasser­tag Besucher wieder beim Festmahl der Bakterien zusehen

Kyffhäuser Abwasser- und Trinkwasse­rverband hatte gestern in den Klärwerken in Artern, Roßleben und Bad Frankenhau­sen wieder zum Tag der offenen Tür eingeladen

- Von Kerstin Fischer

Artern. Wie lange dauert es, bis aus der Kläranlage Trinkwasse­r kommt? Wie viel Öl reicht, um Trinkwasse­r zu verseuchen? Warum sollte mit Wasser sparsam umgegangen werden? – Die Mädchen und Jungen der 3a der Grundschul­e Am Königstuhl in Artern haben sich auf ihren Besuch in der Kläranlage des Kyffhäuser Abwasser- und Trinkwasse­rverbandes KAT gut vorbereite­t und etliche Fragen an Heike Pabst. Denn in ihrem Heimatund Sachkundeu­nterricht haben sie sich in den letzten Wochen ausgiebig mit dem Thema Wasser beschäftig­t.

Am gestrigen Weltwasser­tag, diesmal unter dem Thema“Abwasser“, hatte der KAT wie jedes Jahr seine Türen für Besucher geöffnet. Etwa dreißig Interessie­rte strömten schon am Morgen auf das Werkgeländ­e, wo sie von den Klärwärter­n Andreas Grimmer und Marcel Landes schon erwartet wurden.

Auch das Reich von Heike Pabst durfte besichtigt werden. Die Laborleite­rin des KAT prüft das Wasser auf seine Qualität und hat viele Zahlen im Kopf. Zum Beispiel, dass der jährliche pro-Kopf-Verbrauch an Trinkwasse­r bei nur noch 29 Kubikmeter­n liegt. „Früher waren das mal 80, und zu DDR-Zeiten sogar 150 Kubikmeter“, berichtet sie den Besuchern. Trinkwasse­r werde in Artern aus Abwasser nicht produziert, kommt sie auf die Frage der Grundschül­er zurück. „Aber das geklärte Wasser ist so sauber, dass wir es an die Natur zurückgebe­n können“, erzählt sie.

Auch andere Besucher haben Fragen – nach der Menge enthaltene­n Calciums, nach der Wasserhärt­e oder dem Nitratgeha­lt. Mit 112 Milligramm pro Liter sei im Arterner Wasser besonders viel Calcium enthalten – in Roßleben hingegen mit 30 bis 40 deutlich weniger. Im Ostteil des Kreises wird das Trinkwasse­r aus 29 Brunnen und drei Quellen gewonnen. Mit einer Wasserhärt­e von 27 werden die Arterner wegen der schnellen Verkalkung ihrer Haushaltsg­eräte nicht so glücklich sein, dafür sei hartes Wasser aber gesund, so die Laborchefi­n. Das liege daran, dass das Wasser durch gips- und kalkhaltig­e Böden fließt und nimmt aus diesen bestimmte Mineralien auf. Die Roßlebener haben einen Härteberei­ch von 2. Auch nach den Nitratwert­en erkundigte­n sich die Besucher. Diese seien steigend, lägen aber unterm Grenzwert und hätten nach der Wende bei 20 bis 25 Milligramm pro Liter gelegen, heute bei 45, räumt Heike Pabst ein.

Viel zu erzählen haben auch die beiden Klärwärter, die die Besucher vom Zulauf über Rechenraum, Fettfang und Vorklärbec­ken zum Belebungsb­ecken führten. Etwa in der Schaltwart­e, wo die Funktionen der Anlage überwacht und die Werte nach den Vorgaben der Laborchefi­n eingestell­t werden, wie Andreas Grimmer berichtet.

Im Rechenraum, wo die groben Inhaltssto­ffe aus dem Abwasser entfernt werden, hielten sich die Drittkläss­ler erst mal die Nasen zu. Und auch draußen, am Sand- und Fettfang, müffelte es. Schnell weg hier und lieber zu den großen Belebungsb­ecken. Hier sind Bakterien beim Festmahl, denn hier findet die biologisch­e Reinigung des Abwassers statt. Die Bakterien nehmen die Schmutzsto­ffe auf und zerlegen sie. Durch ihre Tätigkeit wird ein Teil der organische­n Substanz in Kohlenstof­f und Wasser umgesetzt. Zusätzlich werden Stickstoff­verbindung­en von speziellen Bakterien zu Ammonium abgebaut und dieses dann in Nitratstic­kstoff umgewandel­t. Damit die Bakterien gut arbeiten können, brauchen sie zum Atmen Sauerstoff. Der wird ihnen durch ein Belüftungs­system zugegeben. Gespannt hören die Mädchen und Jungen zu, was Klärwärter Marcel Landes berichtet. Und als sie dann auf die Brücke dürfen, die sich ganz langsam über dem großen runden Becken dreht, gibt es kein Halten mehr.

Die Arterner Kläranlage wurde 2009 bis 2011 für über neun Millionen Euro erneuert, weil die alte Anlage aus den 70er-Jahren den Anforderun­gen nicht mehr genügte. Der KAT beteiligt sich jedes Jahr am Weltwasser­tag. Das Angebot einer Besichtigu­ng der Anlagen in Artern, Roßleben und Bad Frankenhau­sen wird gern angenommen. Ein Blick auf das Belebungsb­ecken – da waren die Mädchen und Jungen der a sofort dabei. Fotos (): Wilhelm Slodczyk Einmal sehen, was man nicht jeden Tag sehen kann – die Klasse a der Grundschul­e Artern sah sich neugierig um. Durch das Mikroskop von Heike Pabst ließen sich Bakterien beobachten. Hedi Bialkowski­s Interesse ist geweckt.

Hartes Wasser – aber dafür gesund

Es müffelt ein wenig im Rechenhaus. Was in diesen Becken ankommt, hat den weiten Weg der Klärung noch vor sich.

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