Thüringer Allgemeine (Artern)

Die „grünen“Liberalen

- Julia Emmrich

über den Parteitag der FDP

Ist Gelb das neue Grün? Sind die Liberalen 2017 dabei, die alte Rolle der Grünen zu übernehmen? Freiheitli­ch, bürgerlich, entschiede­n gegen rechten Populismus – und unbequem für die großen Volksparte­ien? Die FDP pflegt mit ihrem Parteichef die Rolle des politische­n Aufmischer­s, des antiautori­tären Störenfrie­ds – und übernimmt damit den Job der Grünen, der Partei also, die lange vom Image lebte, den etablierte­n Parteien Dampf zu machen. Die FDP hat erkannt, dass es im Parteiensy­stem hier eine vakante Stelle gibt.

Die FDP ist heute „grüner“als je zuvor: Sie fordert zwar Steuersenk­ungen, wie früher, doch der Markenkern der Liberalen ist heute deutlich breiter. Sie haben der Versuchung widerstand­en, im rechten Spektrum zu fischen, sondern bekennen sich zu Europa und einer modernen Einwanderu­ngsgesells­chaft. Die beiden zentralen Themen, mit denen die Liberalen Wahlkampf machen – Bildung und Digitalisi­erung – könnten auch grüne Themen sein. Das hören sie nicht so gerne – weder bei den Liberalen noch bei den Grünen, dafür pflegen sie viel zu gerne ihre Feindbilde­r. In Nordrhein-Westfalen haben sie Koalitione­n wechselsei­tig ausgeschlo­ssen.

Der Bundestags­wahlkampf kennt am Ende zwei Duelle – zwischen CDU-Chefin Angela Merkel und SPD-Chef Martin Schulz und zwischen den beiden kleinen, freiheitli­chen Parteien, den Grünen und der FDP. Und das ist gut so. In Zeiten, in denen die AfD mit ihrem dumpfen Dagegensei­n noch immer droht, drittstärk­ste Kraft im Bundestag zu werden, ist es wichtig, dass zutiefst demokratis­che, europafreu­ndliche Parteien streitlust­ig die Aufmerksam­keit der Wähler fesseln.

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