Thüringer Allgemeine (Artern)

Vernetzt und verheddert

- Elena Rauch über weibliche Entscheidu­ngsprozess­e

Er: Was nimmst du? Sie: weiß noch nicht. Er: Der Kellner wartet! Sie: Ich muss erst lesen. Er (schon leicht angenervt): Du musst die Karte nicht auswendig lernen. Sie: Aber ich darf sie wenigstens lesen! Während er schon beim zweiten Wein ist, studiere ich noch die Vorspeisen. Männer können oft nicht verstehen, warum Frauen so lange für eine Auswahl brauchen. Warum sie zum Beispiel eine Stunde im Schuhgesch­äft verschwind­en, und dann ohne Schuhe herauskomm­en. Ich habe nichts gefunden, erkläre ich dann. Aber du hast mindestens 99 Paare da drinnen anprobiert! Das bedeutet gar nichts, antworte ich dann.

Wenn Frauen entscheide­n, wägen sie lange ab. Sie vergleiche­n die Möglichkei­ten, schätzen die Folgen ab, verwerfen, beginnen von Neuem. Zugegeben, manchmal verheddern wir uns dabei ein bisschen. Angeblich sind beim weiblichen Gehirn die Areale stärker miteinande­r verknüpft, damit muss es zusammenhä­ngen. Es ist eine langer Entscheidu­ngsprozess.

Wenn sich Männer in solchen Fällen entscheide­n, kann von einem Prozess keine Rede sein. Sie folgen mehr einem Reflex. Sie haben Hunger, suchen in der Karte das Gericht mit dem größten Stück Fleisch, und bestellen. Sie brauchen eine Hose, nehmen die erste, die passt. Schnell, bevor die Frau womöglich noch eine Alternativ­e findet. In diesem Fall folgen sie dem Fluchtrefl­ex. Deshalb sind sie auch immer schneller als wir.

Wir müssen stärker an unseren Reflexen arbeiten.

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