Es wird Zeit
über die Ehe für alle
Natürlich ist es Taktik, bei der SPD, aber insbesondere bei der Union. Und natürlich hat die Kanzlerin wieder das getan, was machtpolitisch nötig war.
Doch was zählt, ist es das Ergebnis. Endlich sollen Lesben und Schwule auch bei der Ehe als die normalen Menschen behandelt werden, die sie sind.
Die CDU, gerade die hiesige, hat einen langen Weg hinter sich. Als Rot-Grün die Lebenspartnerschaft einführte, reichte das von der Union regierte Thüringen Klage beim Bundesverfassungsgericht an. Die neuen Regelungen, argumentierte damals Bernhard Vogel, verletzen die privilegierte Stellung der
Ehe von Mann und Frau.
Thüringen gehörte auch zu den Ländern, die homosexuellen Paaren die Trauung in den Standesämtern besonders lang verwehrten. Erst 2011wurde die demütigende Praxis beendet.
Immer wieder musste das Verfassungsgericht nachhelfen. Die Thüringer Klage scheiterte gleich zu Beginn. Im Jahr 2010 stellte Karlsruhe homosexuelle Paare bei der Erbschaftssteuer gleich, im Jahr 2013 beim Ehegattensplitting.
Inzwischen sind die Rechte und Pflichten eingetragener Lebenspartner dieselben wie in einer Ehe – ausgenommen beim Adoptionsrecht. Hier steht das Kindeswohl angeblich dem Gleichheitsgrundsatz entgegen.
Doch wer Familien mit homosexuellen Eltern erlebt, der weiß, wie absurd dieses Argument ist. Das Einzige, was diesen Kindern schadet, sind die Vorurteile ihrer Mitmenschen. Und wer vom Bruch des Grundgesetzes redet, sollte Artikel 3 lesen. Dort steht: „Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.“
Es wird Zeit, diesen Satz auch zeitgemäß zu leben.