Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)

Privatleut­e stopfen Finanzlöch­er und Bauleute die Mauerlöche­r

Die Fassadensa­nierung der Kirche im Eisenacher Ortsteil Madelungen geht dem Ende entgegen

- Von Norman Meißner

Madelungen. Steter Tropfen höhlt den Stein. Diese Weisheit trifft bezüglich der Nordfassad­e der Trinitatis­kirche im Eisenacher Ortsteil Madelungen den Nagel voll auf den Kopf. „Früher gab es keine Dachrinne, das Wasser schlug am Boden gegen die Wand und die Feuchtigke­it fraß im Laufe der Zeit heftige Löcher in den Sandstein der Fassade“, erklärt Pfarrer Christian Müller gestern Vormittag. Mit der Restaurato­rin Astrid Weggen stellt er zum gestrigen Ortstermin die erforderli­chen Aufgaben für die fachmännis­che Fassadener­neuerung vor.

„Für die Sanierung war es wirklich fünf vor zwölf“, kommt Polier Tim Becker mit einer anderen Redensart. Mit seinem Steinmetzk­ollegen Ronald Cott arbeitet er bereits seit dem vergangene­n Jahr an Nord und Westfassad­e. Im zweiten Bauabschni­tt kümmern sich die beiden Handwerker seit einiger Zeit um die beiden anderen Fassaden.

Die enormen Schäden am Gotteshaus machen den Austausch von etwa ein Drittel der sichtbaren Ecksteine aus gelbem Sandstein erforderli­ch. Die Bearbeitun­g der Werksteine gelingt den beiden Steinmetze­n größtentei­ls vor Ort. Besonders aufwendig gestaltet sich die Anfertigun­g der Gewände der Eingangspo­rtale, die teils eine reiche Schmuckver­zierung tragen.

Neben der Feuchte verursacht­en auch laienhafte Sanierungs­versuche vergangene­r Jahrzehnte gravierend­e Schäden. „Alter, harter Zementputz hat die Oberfläche­n des Sandsteins stark angegriffe­n“, erzählt Restaurato­rin Astrid Weggen.

Mörtel ist nach eigener Rezeptur angemischt

Ursprüngli­ch sollte wegen der engen Finanzieru­ng zunächst nur der erste Bauabschni­tt mit dem stärksten Zerstörung­sbild realisiert werden. Da ein erneutes Anrücken der Baufirma weitere Kosten produziert hätten, entschiede­n die Verantwort­lichen gleich den zweiten Bauabschni­tt mit dranzuhäng­en.

Dieser Entschluss birgt einen weiteren Vorteil. Den hydraulisc­he Kalkmörtel können die Handwerker in einem Zug aufgetrage­n. „Der Mörtel ist nach eigener Rezeptur angemischt“, erzählt Steinmetz Tim Becker, der noch personelle Verstärkun­g sucht. Die Verputzung, die für den 10. Juli vorgesehen ist, bedarf einiger Nacharbeit.

Zum perfekten, nicht zu schnellen Abbinden befeuchtet eine kleine Bewässerun­gsanlage den aufgetrage­nen Putz noch für einige Zeit. Bevor die Handwerker den freskal verarbeite­ten Putz (nass in nass) auftragen, müssen sie den darunter liegenden Sandstein in einigen Fassadenbe­reichen der Trinitatis­kirche noch flächig vorverfuge­n.

Die beiden Bauabschni­tte verschling­en insgesamt 175000 Euro. Pfarrer Christian Müller freut sich besonders, über das hohe Spendenauf­kommen von privater Seite. „Sechs Leute haben jeweils eine vierstelli­ge Summe gespendet“, betont er. Für die Erneuerung der beiden Eingangspo­rtale zur Straße steht jeweils ein Spender Pate.

Die Sanierung würde aber nicht ohne die finanziell­e Unterstütz­ung des Kirchenkre­ises (50 000 Euro), der Stiftung „KiBa“Kirchenbau Hannover (10000 Euro), der Messerschm­itt Stiftung (10000 Euro) gelingen. „Die Jagdgenoss­enschaft unterstütz­t uns auch über den Ortschafts­rat“, fügt Christian Müller an.

Er freut sich, dass mit dem Abschluss der Arbeiten die Madelunger Kirche gänzlich fertig saniert ist. Die Innenausma­lung realisiert­en Handwerker bereits 1999. „Um die Sanierung des Dach hat sich mein Vorgänger Harald Meinke gleich nach der Wende verdient gemacht“, erzählt der amtierende Pfarrer. Damals seien auch einige Fenstergew­ände erneuert worden.

Die Bauleute müssen sich sputen, denn bis zum 12. August sollen sämtliche Arbeiten abgeschlos­sen sein. Den Abschluss der Kirchensan­ierung soll an diesem Tag Liedermach­er Siegfried Fietz mit einem Konzert krönen.

 ??  ?? Bauberatun­g an der Trinitatis­kirche von Madelungen mit Restaurato­rin Astrid Weggen (verdeckt), Steinmetz Ronald Cott und Polier Tim Becker sowie Pfarrer Christian Müller (von links). Fotos: Norman Meißner ()
Bauberatun­g an der Trinitatis­kirche von Madelungen mit Restaurato­rin Astrid Weggen (verdeckt), Steinmetz Ronald Cott und Polier Tim Becker sowie Pfarrer Christian Müller (von links). Fotos: Norman Meißner ()
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Steinmetz Tim Becker gibt den Werksteine­n an der Ostfassade den letzten „Schliff“.

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