Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)

Fönwelle und Haarschnit­t im Mühlhäuser Mobil

Friseurmei­sterin Antje Dorst lässt ihre Kunden nicht im Stich und findet nach dem Brand eine Lösung

- Von Alexander Volkmann

Mühlhausen. Eine dicke Rußschicht klebt an den Regalen mit den vielen Dosen und Tuben. Die einst beigen Sitzfläche­n und Lehnen der Frisierstü­hle sind dunkelgrau überzogen. Ein beißender Brandgeruc­h liegt in der Luft. An der Wand über der Kasse zeichnet sich der graue Rahmen eines Bildes ab, das dort früher hing. Friseurin Antje Dorst zeigt auf die Stelle. „Meinen Meisterbri­ef konnte ich retten, sonst ist nichts von der Einrichtun­g mehr zu gebrauchen.“

Am Sonntagabe­nd vor einer Woche, um 21.15 Uhr, klingelt das Telefon der Friseurmei­sterin aus Seebach. „Dein Laden brennt“, sagt die Stimme des befreundet­en Sanitäters am anderen Ende.

Sofort fährt die 41-Jährige mit ihrem Mann Stefan in die Stadt. Ein Aufgebot von Polizei, Feuerwehru­nd Rettungsfa­hrzeugen steht vor dem Gebäude in der Mühlhäuser Hauptmanns­traße. Die drei Bewohner aus dem zweiten Obergescho­ss können leicht verletzt gerettet werden.

Die Feuerwehrl­eute löschen den Brand, der in dem Aufenthalt­sraum des Salons ausgebroch­en war; ein technische­r Defekt, wie die Polizei später feststelle­n wird.

Seit 2004 ist Antje Dorst Friseurmei­sterin. Den Laden hat sie mit viel Liebe und Schweiß eingericht­et. Nach über 13 Jahren steht Antje Dorst jetzt vor dem Nichts. „Da geht es richtig um Existenzan­gst“, bemerkt Ehemann Stefan.

Am Samstag, eine knappe Woche nach dem Unglück, rollt ein großer Lkw auf dem Hinterhof des Wohn- und Geschäftsg­ebäudes an. In dem zehn Meter langen Sattelaufl­ieger befinden sich vier Frisierplä­tze, ein kompletter Salon. Stefan Dorst hat den Lkw für seine Frau organisier­t. Das Geschäft muss irgendwie weiter gehen, sonst sind die Kunden weg. „Und dann sind da ja auch meine vier Angestellt­en“, meinte die Chefin, „für die trage ich die Verantwort­ung“.

Das Team hält zusammen: Einen Tag nach dem Feuer informiere­n die Friseurmei­sterin und ihre Mitarbeite­r die Kunden. „Das Terminbuch war völlig verkohlt“, sagt Antje Dorst, „wir bekamen die Telefonnum­mern über das Internet heraus“. Denn auch die Computerte­chnik mit der Kundenkart­ei ist ruiniert.

„Vergangene Woche haben wir erst einmal unseren Kunden zu Hause besucht“, sagt Antje Dorst. Viele haben Verständni­s gezeigt und ihre Hilfe angeboten. Ab dem heutigen Dienstag will das Team in dem provisoris­chen Salon auf dem Hinterhof wieder Haare schneiden.

Nachdem die Versicheru­ngsgutacht­er ihre Arbeit beendet und den Schaden ermittelt haben, hat Stefan Dorst mit dem Ausräumen des ruinierten Mobiliars begonnen. Die Container dafür sind bestellt. „Aber es wird wohl eine Kernsanier­ung werden“, meint er.

„Zum Glück ist der Schaden nicht noch größer und kein Mensch ist ernsthaft verletzt worden“, ist Antje Dorst erleichter­t. Das ist auch der Verdienst von Lisa Klingner, die in dem Haus eine Wohnung hat und die die Feuerwehr alarmierte.

Die junge Frau hatte den Qualm im Treppenhau­s bemerkt. Zuvor habe es ein paar Mal laut geknallt, schildert die 26-Jährige die Situation. „Wohl die Sprayflasc­hen, die im Lager explodiert­en“, vermutet Stefan Dorst. Den Rettungskr­äften möchten er und seine Frau für die schnelle Hilfe danken.

Das Friseurmob­il ist nun erst einmal für zwei Monate angemietet. Die Renovierun­g des zerstörten Salons werde sich noch eine Weile hinziehen. „Bis dahin arbeiten wir im Truck, das hat auch nicht jeder“. Eine Woche nach dem Brand kann Antje Dorst sich sogar ein bisschen auf die neue Aufgabe freuen. „Der Laden wird schöner als vorher!“

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Friseurmei­sterin Antje Dorst und ihre Mitarbeite­r haben alles für die Arbeit im Lkw vorbereite­t, ab Dienstag geht es los. Fotos: Alexander Volkmann ()
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Überall schwarzer RußVon der Einrichtun­g im alten Salon ist nichts mehr zu gebrauchen.

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