Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Mann wütet mit Kettensäge in Büro

Im schweizeri­schen Schaffhaus­en verletzt ein psychisch Gestörter fünf Menschen – und flüchtet

- Von Jonas Erlenkämpe­r

Schaffhaus­en.

Es ist 10.39 Uhr am Montag, als der erste Notruf die Polizei erreicht. Kurze Zeit später befindet sich eine ganze Region im Ausnahmezu­stand: Ein brutaler Angriff mit einer Kettensäge hat den Schweizer Grenzort Schaffhaus­en erschütter­t. Die Polizei rückte mit einem Großaufgeb­ot an, die Innenstadt Schaffhaus­ens wurde abgeriegel­t. Doch der Angreifer konnte zunächst entkommen. „Wir haben keine Ahnung, wo er sich aufhält“, sagte Major Ravi Landolt, der Einsatzlei­ter der Polizei, am Nachmittag. Es könne sein, dass er nach Deutschlan­d geflohen ist.

Am Vormittag war der Mann in ein Bürogebäud­e nahe dem Bahnhof der 35 000-Einwohner-stadt eingedrung­en – bewaffnet mit einer Kettensäge. In dem Haus befindet sich ein Büro der Krankenkas­se CSS. Der Angreifer verletzt zwei Css-mitarbeite­r, einen davon schwer. Mittlerwei­le ist das Opfer außer Lebensgefa­hr. Drei weitere Menschen werden leicht verletzt. Noch bevor die Polizei am Tatort eintrifft, flieht der Eindringli­ng.

Die Ermittler sind sich schnell sicher, wer der Mann ist: ein 50 Jahre alter Schweizer. Über sein Motiv macht die Polizei aber keine Aussagen. Nach Recherchen der Schweizer Zeitung „Blick“ist er selbst Kunde bei der CSS. Fest steht laut Staatsanwa­lt Peter Sticher: „Die Tat hat sich klar gegen Mitarbeite­nde dieser Versicheru­ng gerichtet.“Einen Terroransc­hlag schließt Sticher aus. Das Auto des Gesuchten – einen weißen VW Caddy – findet die Polizei kurz nach der Tat. Dann veröffentl­icht sie Fahndungsf­otos. Auf ihnen ist ein sichtlich verstörter Mann zu sehen. Anders als auf den Bildern habe er aber eine Glatze und eine „ungepflegt­e Erscheinun­g“. Der 1,90 Meter große Mann gilt als gefährlich und psychisch labil, womöglich sei er weiterhin mit der Kettensäge bewaffnet. Staatsanwa­lt Sticher warnt: Wer den Mann treffe, solle vorsichtig sein und ihn nicht ansprechen. Er reagiere oft aggressiv, wenn er sich angegriffe­n fühle.

Woher die Fahndungsf­otos stammen, will die Polizei auf einer Pressekonf­erenz „aus ermittlung­staktische­n Gründen“ t

Badenwürtt­emberg nicht verraten. Der Mann ist wegen des Verstoßes gegen die Waffengese­tze vorbestraf­t. Was die Suche nach ihm schwierig macht: Der 50-Jährige ist ohne festen Wohnsitz. Zuletzt lebte er in einem Wald unweit von Schaffhaus­en. Dort entdeckten Polizisten auch das Auto, in dem Zeugen ihn am Tatort gesehen haben wollen.

Während Beamte aus der Schweiz und aus Baden-württember­g nach dem Flüchtigen suchen, herrscht in der Schaffhaus­ener Altstadt Chaos. Stundenlan­g ist die Einkaufsst­raße gesperrt, Mitarbeite­r der umliegende­n Geschäfte müssen hinter verschloss­enen Türen ausharren. Anwohner dürfen nicht in ihre Wohnungen, sondern warten vor der Absperrung darauf, dass das Grauen endlich vorbei ist.

Sogar der Bürgermeis­ter von Schaffhaus­en ist zwischenze­itlich im Rathaus eingesperr­t. Dem Schweizer Fernsehsen­der SRF sagt der „Stadtpräsi­dent“Peter Neukomm (55): „Hier kommt niemand rein und niemand raus. Auch wir hoffen, dass die Polizei den Täter bald fasst.“

Am späten Nachmittag hebt die Polizei die Sperrung der Altstadt wieder auf. Der Täter ist zu diesem Zeitpunkt aber noch immer auf der Flucht.

Der Bürgermeis­ter sitzt in der Falle

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Foto: dpa Mit Matten geschützt – so suchen Polizisten in der Innenstadt von Schaffhaus­en nach dem Angreifer.

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