Ohne Müll, dafür mit Botschaft: Restlos-Bistro sucht Unterstützer
Ulrike Nonn will mit ihrer Gastronomie-Idee schon bald auf eigenen Beinen stehen
Erfurt. Es geht auch ohne. Ohne Verpackung und Plastikmüll. Dazu braucht es nur einen Plan, etwas mehr an Zeit, vor allem aber den festen Entschluss – dann klappt es mit dem „No Waste“-Lifestyle. Davon ist Ulrike Nonn überzeugt. Seit vor zweieinhalb Jahren ihre Tochter Ronja auf die Welt kam, hat die 35-jährige Erfurterin sich noch intensiver mit Müllvermeidung beschäftigt, kauft unverpackt ein und macht alles, was für sie und ihre Familie auf den Tisch kommt, selbst, verzichtet auf Fertigprodukte oder sonstige Zutaten aus dem Tetrapack, der Tüte oder Dose. Nun will sie mit einem „Restlos Bistro“auch anderen ermöglichen, sich weitestgehend müllfrei zu ernähren.
Lang schon hat Ulrike Nonn in der Gastronomie in Erfurt gearbeitet, war im Steinhaus der EBurg zu treffen, im CKB oder im Stadtgarten. „Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, auf eigenen Füßen zu stehen“, sagt sie. Dabei will sie die eigene Lebenseinstellung mit einem Bistro verbinden, erklärt sie im Gespräch bei „Luise genießt“, dem verpackungsfreien Laden, den eine Freundin in der Paulstraße betreibt. Sie weiß daher: Verpackungsfrei zu leben ist das eine, damit auch die notwendigen Umsätze zu erzielen das andere. Oder anders gesagt: Zwar ist das Thema „Zero Waste“für viele Menschen in Erfurt interessant, nicht alle aber setzen diesen Anspruch auch konsequent um und landen am Ende doch beim Discounter.
Der Einzelhandel aber, davon ist Ulrike Nonn überzeugt, stehe unter stärkerem Druck als die Gastronomie. „In einem Bistro zähle am Ende vor allen Dingen, ob es schmeckt.“Wenn dann das Essen noch ohne großes Müllaufkommen produziert werde, nehme das der Gast gern als Zugabe an, so ihre Überlegung. Nicht ums Belehren oder Bekehren gehe es ihr dabei: „Ich finde gut, wenn Leute auf Verpackung verzichten, soweit es in ihr Leben passt“, sagt die angehende Gastronomin. Grundsätzlich dürfe kein Zwang oder Verzicht dahinter stehen: „Dann ist es wie mit einer Diät, bringt nicht die erwünschte Wirkung“, sagt Ulrike Nonn.
Bislang gibt es Flyer für das Vorhaben und eine Crowdfunding-Kampagne, die, gut 20 Tage vor dem Ende 4700 der geplanten 10000 Euro an Startkapital eingespielt hat. Ein Weg, den auch „Luise genießt“gegangen ist: Der Laden feiert nun am 3. Juni sein einjähriges Bestehen.
Kaffee in Bambusbechern, vegane Suppe und andere ebenso regionale wie saisonale Gerichte in Thermobehältern soll es im Bistro geben, Salate ebenso wie trendige „Overnight-Oats“. Dahinter verbergen sich Hafer- und andere Getreideflocken, Buchweizengrütze oder auch Chiaund Leinsamen, die mit weiteren Zutaten wie Nüssen in Saft oder Milch eingeweicht werden und über Nacht im Kühlschrank auf den Morgen warten. Alles in Behältern, die mitgebracht oder gegen Pfand ausgegeben werden. Wie das funktionieren kann, bei allen Hygieneanforderungen und -gesetzen, darüber hat sich Ulrike Nonn beim Veterinäramt schlau gemacht. „Es geht in der Hauptsache darum, dass die Thekenkraft den mitgebrachten Behälter nicht anfasst“, sagt die 35-Jährige. Wer mit einer Schüssel komme, der stelle sie einfach auf‘s Tablett, sie wird gefüllt und auf dem Tablett wieder über die Theke gereicht. „Eigentlich ist‘s ganz einfach, es kommt nur auf den Trick an“. Beim Amt sei sie jedenfalls auf offene Ohren gestoßen. Am schwierigsten gestalte sich in Erfurt die Suche nach geeigneten Räumlichkeiten. Sind die gefunden, könne im September eröffnet werden. Gerne mit der Crowdfunding-Starthilfe, „ganz gewiss aber auch ohne“, ist Ulrike Nonn von ihrem Konzept überzeugt.
Inzwischen hat sich auch ein Verein gegründet in Erfurt, der das verpackungsfreie Leben propagiert: Der UmSoAktiver-Verein befindet sich noch in der Gründungsphase, trifft sich jeden ersten Mittwoch im Monat – in den Räumen des verpackungsfreien Ladens „Luise genießt“in der Paulstraße.
Schwierige Suche nach geeigneten Räumen