Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Mitreißendes Triospiel auf Tod und Leben
Bei den Tagen der Kammermusik zeigen Studenten der Weimarer Hochschule für Musik die Bandbreite des Ensemblespiels
Weimar. Jeweils zum Semesterende zeigen Studenten der Weimarer Musikhochschule was sie kammermusikalisch draufhaben. Die hörenswerten Leistungen lassen sich öffentlich bei freiem Eintritt überprüfen und werden teilweise als Prüfung gewertet. Die Konzerte im Festsaal der Hochschule, im Saal am Palais sowie im Forum Seebach zeigen gegenwärtig bis zum 12. Juli eine große Bandbreite des Ensemblespiels. Diesbezüglich könnte die hochschulische Leistungsschau „Tage der Kammermusik“durchaus als Festival beziffert werden.
„Der Enthusiasmus“, so die Professorin für Kammermusik Larissa Kondratjewa, „unter den Studierenden ist sehr groß.“Darüber hinaus bezeichnet die erfahrene Pianistin und Lehrmeisterin hinsichtlich Umfang, Technik und Anspruch besonders ein Werk als Höhepunkt, das Klaviertrio a-moll von Peter Tschaikowski, welches den Titel „Dem Andenken eines großen Künstlers“trägt. Und es kommt nicht von ungefähr, dass dieses epochale, 50-minütige Werk nach über zehn Jahren erstmals wieder von Studierenden in Angriff genommen wurde. Tatsächlich war die Aufführung dieses Trios durch Nadeshda Singer (Klavier), Katarina Kutnar (Violine) und Zuzanna Sosnowska (Violoncello) das überragende Erlebnis, welches viele Besucher mit stehendem Beifall honorierten.
Nach depressiven Monaten, verursacht durch den Tod seines Freundes Nikolai Rubinstein, fand Tschaikowski sozusagen zurück ins Leben sowie in eine Phase intensiver Produktivität. Das Klaviertrio gilt deshalb als seine „Pathetique“, denn es zeichnet sich aus durch eine Fülle elegischer Melodien, Leidenschaft in jedem Ton, krasse Stimmungsumbrüche von resignativ zurückgenommen, quasi in sich zusammenfallend, bis hin zu walzerhaften Ausbrüchen der Lebensfreude. Diese Spannbreite des Ausdrucks nicht nur spieltechnisch bewältigt, sondern emotional verinnerlicht zu haben, ist den obengenannten Ausführenden zu attestieren. Ihr Triospiel auf Tod und Leben war überaus mitreißend.
Zu den am zweiten Kammermusikabend geboten Perlen gehörten ebenfalls Beethovens frisches „Gassenhauer-trio“mit Can Cakmur (Klavier), Lisa Mayer (Violine) und Mirijam Korsowsky (Violoncello). Ein klangfarblich ganz anderes Itüpfelchen setzen die vier Posaunisten Antonio Martinez Yeste, Alberto Garcia Martin, Raul Benito Losantos und Alexis Gonzalez. Das Quartett amüsierte das Publikum glänzend mit der „Nacht in Granada“des spanischen Komponisten Emilio Cebrián Ruiz. Spanische Nächte, so darf man schlussfolgern, sind glühend, feurig und erlebenswert wie die „Tage der Kammermusik“.