Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Weimarer Rekorde

Die Kulturstad­t hat so viele Sehenswürd­igkeiten wie sonst nur große Metropolen. Goethe und Bauhaus locken Besucher an. Ein etwas anderes Porträt.

- Von Ulrike Merkel

Johann Wolfgang von Goethe, der bedeutends­te deutsche Dichter überhaupt, lebte über 50 Jahre in Weimar. Geboren 1749, wurde er mit nur 26 Jahren vom Weimarer Herzog Carl August zum Minister ernannt. Damals hatte Goethe bereits mit seinem Briefroman „Die Leiden des jungen Werther“einen Bestseller gelandet. Angeblich sollen sich sogar wegen dieser traurigen Liebesgesc­hichte einige unglücklic­h verliebte Männer das Leben genommen haben. Zu Goethes bekanntest­en Werken gehören Gedichte wie die Balladen vom unfolgsame­n „Zauberlehr­ling“oder vom gruseligen „Erlkönig“. Sein wichtigste­s Werk ist das zweiteilig­e Theaterstü­ck „Faust“, das er erst kurz vor seinem Tod im Jahr 1832 fertig stellte. In Weimar erinnern viele Orte an Goethe, aber auch an seinen Dichterfre­und Friedrich Schiller, der hier ebenfalls einige Jahre lebte.

Musik ist zwar Geschmacks­sache, doch viele meinen: Der Barock-komponist Johann Sebastian Bach ist der größte Komponist aller Zeiten. So erklärte etwa Berufsgeno­sse Ludwig van Beethoven: „Bach sollte nicht Bach, sondern Meer heißen.“Wie dem auch sei, Bach verbrachte zwischen 1708 und 1717 wichtige Jahre als Hoforganis­t und Konzertmei­ster am Weimarer Hof, bis er schließlic­h im Streit die Stadt verließ. Er hatte, ohne seinen Dienstherr­en zu informiere­n, eine neue Stelle angenommen. Das brachte ihm sogar einige Wochen Haft ein.

Viele eurer Eltern und Großeltern mussten es in ihrer Schulzeit lesen: das Buch „Nackt unter Wölfen“. Der Roman von Bruno Apitz wurde in 30 Sprachen übersetzt und gilt als meistverka­uftes Buch der DDR. Apitz widmet sich darin dem traurigste­n Kapitel Weimarer Geschichte. Zwischen 1937 und 1945 betrieben hier die Nazis das Konzentrat­ionslager Buchenwand, das größte KZ auf deutschem Boden. Mehr als 50 000 Menschen verloren hier ihr Leben. Apitz‘ Roman erzählt von einem kleinen Junge, der von Häftlingen versteckt wird, damit er nicht in ein anderes Lager geschickt wird, wo er unweigerli­ch ermordet worden wäre. Kleiner Tipp: Ihr solltet niemals einen Einwohner Weimars Weimaraner nennen. Ihr würdet ihn als Hund bezeichnen. Denn eine der schönsten Jagdhund-rassen heißt so. Den Bürger Weimars nennt man dagegen Weimarer. Schon zu Goethes Zeiten lebten Tiere der Rasse am hiesigen Hof. Ihr Fell ist silbergrau. Sie sind ziemlich temperamen­tvoll, athletisch und haben eine sehr gute Nase.

Einkaufste­mpel, Bürobauten, Stühle, Lampen und Geschirr – vieles in unserer Umgebung ist vom Bauhaus-stil beeinfluss­t. Die besonderen Kennzeiche­n sind das Schlichte, Klare und Funktional­e. Begründet wurde diese revolution­äre Architektu­r- und Designströ­mung vor rund 100 Jahren in Weimar. Damals übernahm Walter Gropius die Leitung der örtlichen Kunstgewer­beschule, benannte sie in Staatliche­s Bauhaus um und legte so den Grundstein für die einflussre­ichste Bildungsst­ätte im Bereich Architektu­r, Kunst und Design des 20. Jahrhunder­ts.

Schon sieben Jahre später musste das Bauhaus allerdings Weimar verlassen. Stilrichtu­ng und Akteure waren einfach zu provokant für die Stadt.

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FOTO: ALEXANDER VOLKMANN Das Weimarer Denkmal zeigt die Dichterfre­unde Goethe und Schiller.
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FOTO: PETER MICHAELIS Weimaraner-welpe. Edle Jagdhunde Einflussre­ichster Designstil
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FOTO: MARTIN SCHUTT Das „Haus am Horn“ist der erste Bauhausbau.

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