Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Herz eines Champions
über den Wechsel von Bastian Schweinsteiger
Es ist nicht ungewöhnlich, dass gealterte Stars ihre Karriere in der amerikanischen Soccer-liga ausklingen lassen. Das besitzt gleich mehrere Vorteile. Der Dollar rollt, die Spiele halten durchaus Herausforderungen bereit und, am wichtigsten, wer dort antritt, tut es nicht unter dem Brennglas der deutschen Öffentlichkeit. Niemand in Chicago legt die Blaupause großer Bayern-zeiten über das Schweinsteigersche Spiel, wie es dem Münchner passieren würde, kehrte er in die Bundesliga zurück.
Für den immerhin erst 32-Jährigen ist die Flucht über den großen Teich deshalb kein Abstieg. Auch oder vielleicht gerade, weil er das alles nicht mehr nötig hätte – nicht das Geld, nicht den sportlichen Anspruch, nicht die Öffentlichkeit. Ewige Wertschätzung ist demwm-helden von Rio längst sicher.
Mehr noch als der Anfang in Chicago war der Abschied von Manchester überfällig. Weder van Gaal noch Mourinho wussten etwas anzufangen mit ihm. Oder wollten es nicht. Schweinsteigers größte Leistung in dieser für ihn nicht einfachen Zeit: er hat bis zuletzt Haltung bewahrt, fand noch im Gehen selbstkritische Worte.
Am Michigansee kann er nun wieder das tun, was ihm offenbar auch mit 32 immer noch großen Spaß bereitet: Fußball spielen. Und die Amerikaner ahnen, wen sie da geholt haben: einen Spieler, der auf jedem Niveau Siege gefeiert hat, wie es Klubmanager Rodriguez ausdrückte. Einer, der das Herz eines Champions besitzt.
Und dessen Charakter.