Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Die Sache mit der Farbwahl
Beim 18. Zeulenroda-meeting sorgen Gina Lückenkemper und Rebekka Haase für die sportlich wertvollsten Ergebnisse
Zeulenroda. Vielleicht hätte Rebekka Haase am Vortag zu einem anderen Nagellack greifen sollen. Aber die zweifache deutsche Meisterin über 200 Meter vom LV 90 Erzgebirge, nach eigener Aussage mit einem „Nageltick“behaftet, griff zum Goldenen für Freundin Gina Lückenkemper. Und „weil wir eben Mädchen sind“, kam die Siegerfarbe für sie nun nicht mehr infrage. Der silberne Lack tats schließlich auch. Dass die 24-Jährige durch die Farbwahl einen Tag später beim 18. Zeulenroda-meeting irgendwie auch ein bisschen den Zieleinlauf bestimmte, damit hätte sie nicht gerechnet.
Am Ende der schnellen 100Meterläufe der Frauen strahlten der Dortmunderin Lückenkemper ihre goldenen Nägel auf Platz eins des Siegerpodest, während Haases Silberne mit Rang zwei vorliebnehmen mussten. Doch natürlich konnte es die Sächsin verschmerzen, schließlich war sie im Vorlauf mit 11,06 Sekunden nicht nur persönliche Bestleistung gelaufen, sondern hatte auch die Norm für die Weltmeisterschaften in London geknackt.
Den Meeting-rekord aber sicherte sich Lückenkemper in 11,04 Sekunden, die extra nach Zeulenroda gekommen war, um gegen ihre Freundin anzutreten. „Wenn dann der Startschuss ertönt, rennt natürlich jede für sich“, sagte sie.
Eine, die auch für sich lief, war Constanze Dietzsch. Die 20-Jährige Lokalmatadorin vom Ausrichter TSV Zeulenroda war froh und stolz, in so einem Klassefeld zu laufen. Und mit 11,73 Sekunden sprang auch noch eine persönliche Bestzeit heraus, mit der sie sich die Teilnahe an den deutschen Meisterschaften in Erfurt sicherte. Am Ende wurde sie im Top-feld Fünfte. Die 200 Meter, die Nele Halliant (LV 90 Erzgebirge) gewann, ließ sie wie Haase und Lückenkemper aus. „Die laufe ich am Samstag beim Meeting in Jena. Vielleicht klappt es dort dann auch mit der Dm-norm.“
Die Blicke der etwa 500 Zuschauer richteten sich natürlich auch gebannt auf die 110 Meter Hürden. Schließlich ging mit Alexander John ein gebürtiger Zeulenrodaer an den Start. Doch John blieb im Vorlauf gleich zu Beginn an einer Hürde hängen und brach ab. Im Finale durfte er außer Konkurrenz noch einmal ran. Diesmal kam er ein Stück weiter, doch wegen einer Berührung mit einem anderen Läufer kam er auch hier aus dem Tritt und sprintete nicht bis zum Ende. Der 31-Jährige nahm es gelassen. „Zum Saisonstart muss man ruhig bleiben. Am Samstag startete ich in Weinheim, da wird es besser.“
Schon fast in Wm-form präsentierte sich derweil ein anderer Thüringer: Erik Balnuweit aus Gera. Er gewann im Waldstadion Vorlauf und Finale souverän, auch wenn die 13,57 Sekunden noch nicht zur Normerfüllung für London reichten. „Ich bin ganz zufrieden. Ich komme gerade aus dem Trainingslager aus den USA zurück und habe noch ein bisschen mit der Umstellung gekämpft. Es waren zwei gute Läufe, auf denen wir aufbauen können. Ich brauche jetzt einfach die Wettkämpfe, um reinzukommen, dann klappt es auch mit der Norm für die WM.“
Nicht so zufrieden war Robert Hering. Der Hermsdorfer wollte eigentlich die 100-Meterläufe zum Warmwerden nutzen, um dann über 200 Meter richtig anzugreifen. Aber es lief nicht wie gewünscht, der Muskel machte zu, so dass er diese Distanz schließlich ausließ. Den Sieg sicherte sich über die 100 und 200 Meter der Männer der Leverkusener Aleixo Platini Menga, der mit 10,23 Sekunden beziehungsweise 20,50 Sekunden einmal mehr unter Beweis stellte, dass in Zeulenroda richtig schnelle Zeiten möglich sind.
In 52,23 Sekunden steuerte Ruth Sophia Spelmeyer aus Oldenburg über 400 Meter noch einen Meeting-rekord bei. Alexander Donchenko heißt der Sieger der Internationalen deutschen Juniorenmeisterschaften. Im Schachdorf Ströbeck behauptete sich der 19-Jährige im Finale gegen Dmitrij Kollars mit 4:3 – die Entscheidung fiel erst im Stichkampf in der sogenannten Armageddon-partie. Das Turnier der 16 besten Nachwuchsspieler wurde im Weltcup-modus ausgetragen, in jeder Runde entschied ein Minimatch von jeweils zwei Partien über das Weiterkommen. In folgender Partie aus Runde eins drohte dem mit Schwarz spielenden künftigen Meister zwar Matt auf h8, doch mit einem kleinen Entfesselungstrick befreite er sich. Wie? Auflösung vom 20. Mai: Der Nadelstich 1. b5! unterbricht mit Tempo (Angriff auf die Dame) die Diagonale a6-e2. Der Läufer ist plötzlich ungedeckt. Schwarz gab auf.