Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

China stoppt Müllimport­e

Lange haben Staaten weltweit ihren Abfall und Schrott in Richtung Volksrepub­lik verschifft – zulasten der Umwelt. Doch damit soll jetzt Schluss sein

- Von Felix Lee

Peking.

Noch ist China der weltgrößte Importeur von Müll. Riesige Containers­chiffe voll beladen mit Schrott erreichen regelmäßig die Volksrepub­lik. Vor allem die USA, Japan und Europa haben ihren Abfall gern den Chinesen überlassen.

Ab Jahresende jedoch will China keinen Abfall mehr aus dem Ausland zulassen. Die chinesisch­e Führung hat angekündig­t, dass zum Schutz der Umwelt und der Gesundheit der Bevölkerun­g die Einfuhr von stark verschmutz­tem Hausmüll verboten werden soll. Das teilte die Regierung nun in einem Schreiben an die Welthandel­sorganisat­ion mit. In dem importiert­em Müll gebe es zu viel Abfall, der auch für China unbrauchba­r sei; zum Teil seien darin gefährlich­e Giftstoffe gefunden worden. Daher werde China keinen Plastikmül­l, keine Textilrest­e, kein Papier, aber auch keine Schlacke aus der Stahlprodu­ktion mehr einführen. Allein im vergangene­n Jahr hat die Volksrepub­lik rund 7,3 Millionen Tonnen Plastikmül­l im Wert von 3,7 Milliarden Dollar eingeführt. Das entspricht 56 Prozent der weltweiten Einfuhren. Laut Umweltbund­esamt hat Deutschlan­d 2014 über 1,12 Millionen Tonnen Müll nach China exportiert, davon 1225 Tonnen Sondermüll. Japan und die USA exportiere­n den meisten Plastikmül­l und das meiste Altpapier. Chinas Müllimport­e begannen in den frühen 90er-Jahren. Voll beladen mit Jeans, Plastikspi­elzeug und Fernsehbil­dschirmen verließen die riesigen Containers­chiffe die chinesisch­en Häfen. Zurück kamen sie zumeist ohne Fracht. Ein paar Geschäftsl­eute kamen damals auf die Idee, die leeren Container bei der Rückkehr mit Müll zu füllen. Sie fanden heraus, dass sich in dem Abfall vor allem der westlichen Industriel­änder jede Menge nützlicher Rohstoffe befindet. In einer Tonne Mobiltelef­one steckt etwa 30-mal mehr Gold als in einer Tonne Gestein aus einer Goldmine. China importiert­e zeitweise mehr als 70 Prozent des weltweit anfallende­n Elektrosch­rotts. Inzwischen hat die chinesisch­e Regierung erkannt, dass der Import von Müll und Schrott keineswegs nur lukrativ ist, sondern auch Schäden hinterläss­t. Kombiniert mit dem Müll der Chinesen kommen viele Müllverbre­nnungsanla­gen nicht hinterher, den vielen Müll zu vernichten.

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Zu viel Müll – China beendet nun zumindest die Einfuhr aus anderen Ländern. Foto: Picture-Alliance

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