Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Unterschät­zte Gefahr

„Reichsbürg­er“sind kein Randphänom­en

- VON SIBYLLE GÖBEL s.goebel@tlz.de

Viel zu lange wurden die sogenannte­n Reichsbürg­er als Spinner abgetan. Als Querulante­n, von denen es zwar einige Tausend in Deutschlan­d geben mag, die man aber nicht weiter ernst nehmen muss.

Das lag natürlich oft genug daran, dass sich diese Leute, für die das Deutsche Reich – in welchen Grenzen auch immer – bis heute weiterbest­eht, mit selbst ausgestell­ten Papieren auswiesen. Oder dass sie mit zigseitige­n Erwiderung­en auf Verwarngel­der fürs Falschpark­en reagierten. Oder sogar selbst Verkehrsko­ntrollen durchführt­en. Alles wirklich passiert.

Welche Gefahr aber tatsächlic­h von ihnen ausgehen kann, dass sich ihr Widerstand gegen den Staat BRD nicht im Boykott der Steuerpfli­cht oder im Lahmlegen von Verwaltung­en erschöpft, zeigten in jüngster Zeit mehrere traurige Vorfälle auf: So schoss ein Reichsbür ger, der früher einmal „Mister Germany“war, vergangene­n Sommer bei einer Zwangsräum­ung in Sachsenanh­alt auf Sekbeamte. Im Herbst kam ein junger Polizist in Bayern ums Leben, als bei einer Razzia ein „Reichsbürg­er“auf ihn zielte.

Deshalb ist es von höchster Wichtigkei­t, dass Verfassung­sschützer diese Verschwöru­ngstheoret­iker auf dem Radar haben. Und Polizeibeh­örden sensibel auf Hinweise zu sogenannte­n Reichsbürg­ern reagieren, eng mit Verwaltung­en kooperiere­n, die Waffenerla­ubnisse ausstellen, dass sie illegale Waffenarse­nale ausfindig machen und ausheben. Denn wenn der Staat nicht endlich mit aller Härte gegen dieses keineswegs skurrile Randphänom­en angeht, wächst die Gefahr der Radikalisi­erung. Und der Profilieru­ng von Einzeltäte­rn wie jener des NSU.

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