Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Der lange Weg zur Unterricht­sgarantie

Landeselte­rnvertretu­ng tagt und geht zur Demo

- VON GERLINDE SOMMER

GERA/ERFURT. Eltern sehen, was nicht läuft in der Schule ihres Kindes. Und sie hören von anderen Eltern, was anderswo nicht klappt. Dann stellt sich heraus, dass in Tausenden Fällen massiv Unterricht ausgefalle­n ist, während zuvor seitens der Verantwort­lichen immer von bedauerlic­hen Einzelfäll­en gesprochen worden war... Vor diesem Hintergrun­d – so ließe sich annehmen – hätte der Auftritt von Bildungsst­aatssekret­ärin Gabi Ohler (Linke) einem Gang nach Canossa gleichen können. Doch Ohler wurde bei

den 36. Landeselte­rntagen in Gera freundlich empfangen – und sie hatte, ehe die Fragerunde eröffnet wurde – reichlich Gelegenhei­t darzustell­en, wo die Probleme liegen, welche Lösungsans­ätze es gibt und was nicht so schnell zu verbessern sein wird; etwa deshalb, weil es zu wenig am Thüringer Schuldiens­t interessie­rte Lehrer gibt.

Die Landeselte­rnvertretu­ng lädt – gemeinsam mit Schülerund Lehrerverb­änden – am 1. Juni, dem Kindertag in diesem Land, vor dem Landtag zur Demo gegen Unterricht­sausfall ein. Dort wird sich neben Ohler auch Benjamin-immanuel Hoff (Linke) den Protestier­enden stellen. Hoff vertritt derzeit Ministerin Klaubert (Linke), die bereits seit Jahresbegi­nn erkrankt ist; Rückkehr-termin ungewiss.

Hoff und Ohler haben eine Unterricht­sgarantie als großes Ziel vor Augen. Wann diese Garantie wirksam werden könnte, wurde von Ohler aber beim Landeselte­rntag zeitlich nicht fixiert.

Wichtiges Thema in Gera war zudem Inklusion. Roul Rommeiß sagt: „Wir Eltern stehen zur Inklusion. Wir stehen auch zur Förderung des gemeinsame­n Unterricht­s – aber nicht um jeden Preis.“So sei zu klären, wie Elternwahl­recht zwischen Förderschu­le und gemeinsame­m Unterricht ausgefüllt werden könne. Auch die Schulwege müssten geklärt werden – so gehe es um die Frage, wie viel Zeit der Schulweg in Anspruch nehmen dürfe.

Bei den Klassengrö­ßen gehe es „um verbindlic­he und verlässlic­he Schülerzah­len im Verhältnis zur Lehrerzahl. Denn im Moment sehen wir hier wegen des Lehrermang­els Defizite“, erläutert der Landeselte­rsprecher. Der Lehrermang­el erschwere nicht nur die Einführung neuer Lehrmethod­en, sondern wirke sich auch negativ auf den ganz klassische­n Unterricht aus.

Und es stelle sich die Frage nach dem Schulbau. „Wir haben neben schönen Schulen eine ganze Reihe von Schulen mit hohem Sanierungs­stau“, so Rommeiß. Barrierefr­eiheit ist da nur ein Thema. Eine Elternspre­cherin hatte erklärt, bei manchen maroden Schulgebäu­den müsse befürchtet werden, dass irgendwann ein Unglück geschehe...

Vor all diesen Hintergrün­den sei eine Entscheidu­ng zu treffen, „ob wir vorübergeh­end mit Schwerpunk­tschulen arbeiten oder ob es gleich Inklusion an jeder Schule und dies für jede Behinderun­g oder für jeden sonderpäda­gogischen Bedarf gibt“, umreißt Landeselte­rnsprecher Rommeiß die zentrale Frage, die nach einer Antwort verlang.

Wer am 1. Juni nicht nach Erfurt zur Demo kommen kann: Es gibt Aktionen gegen Unterricht­sausfall von Altenburg und Gera bis Zella-mehlis...

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