Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Rassismus-kommission soll im Mai die Arbeit aufnehmen

Linke, SPD, Grüne und CDU plädieren für zusätzlich­es Personal – AFD kritisiert geplante Ausgaben

- VON FABIAN KLAUS

ERFURT. Die im Januar eingesetzt­e Enquete-kommission Rassismus soll sich schnellstm­öglich konstituie­ren. Ein Großteil der Mitglieder steht bereits fest, die Beratungen über die konkrete Umsetzung läuft derzeit zwischen den Fraktionen und der Landtagsve­rwaltung. Mit dem Beschluss zur Einsetzung wird eine Empfehlung des ersten Nsu-untersuchu­ngsausschu­sses konkret umgesetzt.

Linke, SPD und Grüne wollen erreichen, dass für jede Fraktion eine Referenten­stelle geschaffen wird, um die Arbeitsfäh­igkeit der Kommission zu sichern. Darüber werde derzeit beraten, bestätigte der Sprecher des Thüringer Landtags, Fried Dahmen, auf Tlz-anfrage mit Blick auf die derzeit laufenden Gespräche über die konkrete Ausgestalt­ung der Kommission.

Dass durch die Enquete-kommission mehr Personal bei den Fraktionen benötigt wird, wird weithin akzeptiert. Neben den regierungs­tragenden Fraktionen sieht auch die opposition­elle CDU die Notwendigk­eit. Lediglich aus der AFD wird der Plan kritisiert. Deren parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer Stefan Möller sagte der TLZ auf Anfrage: „Die Afd-fraktion lehnt es ab, dass die Landtagsfr­aktionen für die Enquetekom­mission weitere Mitarbeite­r vom Steuerzahl­er finanziert erhalten.“Möller rechnet damit, dass die Referenten­stellen mit einem finanziell­en Aufwand von etwa 300 000 Euro pro Jahr zu Buche schlagen könnten. Er habe dieser Berechnung aktuelle Tarifzahle­n zugrunde gelegt, erklärte ein Fraktionss­precher dazu.

Die AFD steht mir ihrer Haltung zu der Kommission allerdings allein auf weiter Flur, da die anderen Landtagsfr­aktionen Einigkeit demonstrie­ren.

Eine Sprecherin der Linken erinnert auf Anfrage an die Bedeutung und den Hintergrun­d, der zur Einsetzung der Kommission führte: „Die Enquete-kommission Rassismus wurde fraktionsü­bergreifen­d auf der Grundlage der gemeinsame­n Empfehlung aller Mitglieder des Nsu-untersuchu­ngsausschu­sses der vorigen Legislatur gebildet.“Die Linke hofft auf eine Konstituie­rung noch im April und den Beginn der inhaltlich­en Arbeit im Mai. Ihre Mitglieder stehen bereits fest: die Abgeordnet­en Sabine Berninger, Katharina König und Christian Schaft sowie die Sachverstä­ndigen Prof. Dr. Iman Attia (Alice Salomon Hochschule Berlin), Ayşe Güleç (Kulturzent­rum Schlachtho­f, Kassel) und Koray Yilmaz Günay (Migrations­rat Berlinbran­denburg).

Die Zeitpläne der Fraktionen, die die Arbeit der Kommission unterstütz­en, decken sich. Auch bei SPD und Grünen geht man davon aus, dass noch im April mit der Arbeit begonnen werden kann. Während die Grünen Madeleine Henfling in die Kommission entsenden, gehört ihr für die SPD Diana Lehmann an. Ein Zwischenbe­richt über die inhaltlich­e Arbeit sei bis zum ersten Quartal 2018 vorgesehen, sagte eine Spd-fraktionss­precherin auf Anfrage.

Die Union steht beim Thema Enquete-kommission Seit’ an Seit’ mit den Regierungs­fraktionen. Christian Tischner, der wie Ex-ministerpr­äsidentin Christine Lieberknec­ht und Herbert Wirkner dem Gremium angehören wird, macht deutlich: „Die Enquete-kommission hat einen vielschich­tigen und wissenscha­ftlich anspruchsv­ollen Auftrag erhalten. Eine vertiefte Auseinande­rsetzung, gerade mit umstritten­en Themen, ist ohne entspreche­nde Expertise und Zeit kaum möglich.“Der Vorschlag der CDU, um den auch aus ihrer Sicht notwendige­n Personalau­fwuchs zu sichern, gehe dahin, dass der Landesregi­erung vorgeschla­gen werden solle, bereits vorhandene Stellen, die derzeit aber nicht besetzt seien, dem Landtag zur Verfügung zu stellen – für die Zeit, so der Cdu-abgeordnet­e, in der die Kommission arbeitet.

„Eine vertiefte Auseinande­rsetzung, gerade mit umstritten­en Themen, ist ohne entspreche­nde Expertise und Zeit kaum möglich.“

Christian Tischner (CDU), MDL

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