Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Geht doch!

Erfurts Geher Karl Junghannß wird bei der deutschen Meistersch­aft Dritter – und knackt einige Rekorde

- VON SANDRA ARM

ERFURT. Auch in der neuen Saison wird es in Erfurt erstklassi­gen Volleyball geben. Wie gestern der deutsche Volleyball­Verband bestätigte, bleibt Schwarz-Weiß Erfurt der Damen-Bundesliga erhalten. Erfurt hat in der abgelaufen­en Saison den 11. Tabellenpl­atz belegt. Aus sportliche­r Sicht hätte es mit der Platzierun­g eine Etage tiefer gehen müssen. Doch da die Meister der 2. Ligen nicht von ihrem Aufstiegsr­echt Gebrauch gemacht haben, hat Erfurt den Antrag auf einen freien Platz in der 1. Liga gestellt. Dieser wurde vom Vorstand der Volleyball-Bundesliga mit Berufung auf ein nachhaltig­es Strategiep­apier des Vereins befürworte­t.

Währenddes­sen wechselt die Mittelbloc­kerin Selma Hetmann zum Ligakonkur­renten 1. VC Wiesbaden. ERFURT. Mächtig Eindruck hinterließ Karl Junghannß bei den deutschen Meistersch­aften im Straßengeh­en in Naumburg. Da war dieses beherzte und engagierte Rennen über 20 Kilometer. Der 21-Jährige griff auf den letzten drei, vier Runden den bis dahin Drittplatz­ierten Hagen Pohle (SC Potsdam) an. „Ich habe in dem Moment gemerkt, das wird heute was. Wenngleich das Gefühl ein sehr gutes war, habe ich doch lieber bis zur Schlussrun­de gewartet, ehe ich ihn dann im Endspurt überholt habe“, schildert der Mann vom LAC Erfurt Top-Team die entscheide­nden Schlussmin­uten.

Die Uhr stoppte nach 1:22:08 Stunden. Eine Zeit, die nicht nur für Platz drei sorgte, sondern auch für reichlich Furore. Europäisch­e U23-Jahresbest­leistung, Thüringer U23-Landesreko­rd, persönlich­e Bestzeit: Junghannß kam gar nicht mehr nach, die Leistung richtig einzuordne­n. Dem nicht genug, bestätigte er die Norm für die U23-Europameis­terschafte­n in Bydgoszcz. Empfohlen hatte er sich für den internatio­nalen Höhepunkt im Juli bereits vor zwei Wochen. Beim Geher-Meeting in Podebrady standen 1:22:40 Stunden im Protokoll.

Eine andere Norm lag indes in Reichweite. Die für die WM in London im August. Gefordert sind 1:21:45 Stunden. Deprimiert war er keinesfall­s, sie nicht abgehakt zu haben. „Wenn ich sie angepeilt hätte, dann wäre ich sie vielleicht auch gegangen. Da ich die WM-Norm über 50 Kilometer schon habe, bin ich nicht enttäuscht.“Dabei war zunächst unklar, wie er den Wettkampf in Naumburg angehen sollte. Es gab zwei Optionen: ein richtig schneller Wettkampf oder doch lieber eine gute Platzierun­g.

In der Summe war es eine Mischung aus beiden Optionen. Es war von Anfang an ein zügiges Rennen. Den Takt gab das Potsdamer Spitzenduo Christophe­r Linke und Nils Brembach vor. Dahinter sortierten sich die Verfolger ein. Mittendrin Junghannß, der anfänglich­en gut mithielt, zwischendr­in mit muskulären Probleme zu kämpfen hatte und sich im dritten Abschnitt wieder steigern konnte. In der Gruppe um Carl Dohmann (Baden-Baden) und Nathaniel Seiler (Bühlertal) saugte er sich an den lange auf Platz drei liegenden Pohle heran.

Im Ziel übermannte­n ihn die Gefühle. Groß war die Freude über den Titel in der U23Wertung. „Das war mein Ziel. Der dritte Platz in der Gesamtwert­ung war für mich Zugabe.“Seinen ersten 50er in dieser Saison wird er beim Europacup in Podebrady (21. Mai) in Angriff nehmen. Über diese Distanz sieht ihn nicht nur der Bundestrai­ner Ronald Weigel. „Die 50 Kilometer liegen mir mehr, weil dort meine Stärken in der Ausdauer noch besser zum Ausdruck kommen“, blickt Junghannß voraus.

Der Weg zur WM-Norm war ein beschwerli­cher. Der erste Versuch scheiterte vor einem Jahr in Naumburg. Nach 36 Kilometern flog er raus. „Ich habe danach keine Wettkämpfe mehr bestritten, sondern mich zielgerich­tet auf die deutsche Meistersch­aft in Andernach vorbereite­t“, offenbart Junghannß, der dort in 3:52:46 Stunden glänzte und den Richtwert (3:53:00) knapp unterbot. In London wird er erstmals bei den Männern starten, demzufolge fällt es ihm zum jetzigen Zeitpunkt schwer, eine Prognose über Zeiten oder Plätze abzugeben. Leichter fällt ihm der Ausblick auf die U23EM: „Derzeit führe ich die Jahresbest­enliste an. Die Chance, um eine Medaille mitzugehen, besteht. Ein Platz in den Top 5 wäre sicher denkbar.“

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