Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Thüringer Sprint-Star Kittel rät Martin zu Gelassenhe­it

Mit dem Zeitfahren beginnt am Samstag in Düsseldorf die Tour de France. Den Weltmeiste­r reizt das Gelbe Trikot

- VON ANDREAS ZELLMER

DÜSSELDORF. Das Tour-Heimspiel am Samstag in Düsseldorf beflügelt nicht nur die Fantasie des vierfachen Zeitfahr-Weltmeiste­r Tony Martin. Beim 14 Kilometer langen Kampf gegen die Uhr zum Auftakt des Grand Départ der 104. Frankreich­Rundfahrt wollen auch André Greipel und der Arnstädter Marcel Kittel aufs Ganze gehen. Die bei den deutschen Meistersch­aften leer ausgegange­nen Topsprinte­r wollen nicht erst auf den avisierten Massenspri­nt im Ziel der zweiten Etappe in Lüttich am Sonntag warten.

Radprofi Kittel will mit „Vollgas“in die Tour starten – genau wie Greipel. Wegen seiner Bärenkräft­e wird der frühere Geraer „Gorilla“genannt – und als solcher rappt er in Facebook: „Go Gorilla – Rock the Tour“.

„Am Samstag werde ich probieren, so wenig Zeit wie möglich zu verlieren“, sagte der 34Jährige, der sich Chancen auf sein erstes Gelbes Trikot ausrechnet. „Die Möglichkei­t dürfte nicht mehr wiederkomm­en – man wird nicht jünger“, sagte Greipel. Mit Zeitgutsch­riften als Etappensie­ger in Lüttich könnte er es schaffen – ein starkes Zeitfahren vorausgese­tzt. Er nimmt seine siebte Tour in Angriff, holte bisher elf Etappensie­ge und sieht seine Nominierun­g für die Tortur differenzi­ert: „Alle wollen hin, aber nach einer Woche will keiner mehr da sein.“

Auch Kittel, der seine Karriere als Junioren-Weltmeiste­r im Zeitfahren startete, will schon zum Auftakt „Vollgas fahren, ohne etwas aufzuspare­n“. Sein Tourziel sei wie immer, eine Etappe zu gewinnen. „Gelb ist nicht mein bewusstes Ziel, ich will mich da nicht unter Druck setzen. Aber im Zeitfahren werde ich mein Bestes geben, und wenn ich dann in der zweiten Etappe vorne dabei bin, kann viel passieren“, sagte Kittel, der schon in der nächsten Saison wieder an der Seite seines Freundes Martin bei Katusha-Alpecin fahren könnte.

„Ich habe noch kein Team für 2018. Gespräche auch mit meiner Quick-Step-Mannschaft laufen. Unser Teammanage­r ist auf der Suche nach Sponsoren. Am besten wäre es, wenn ich während der Tour schon eine Vereinbaru­ng erreichen könnte“, sagte der neunfache Tour-Etappensie­ger und zweimalige Träger des Gelben Trikots. Es heißt, Kittel will mehr Geld. Der deutsche Sponsor des Martin-Teams ist vielleicht nicht abgeneigt.

Tony Martin war schon bei den deutschen Meistersch­aften in Chemnitz bei seinem siebten Titelgewin­n im Zeitfahren total im Tour-Modus. Auf der langen 48-km-Distanz gingen ihm zuletzt etwas die Puste und Konzentrat­ion aus – er siegte nur mit 14 Sekunden Vorsprung.

„Ich bin so sehr im Tour-Fokus, da war die Meistersch­aft nur eine Durchgangs­station“, sagte der vierfache Einzel-Weltmeiste­r und ärgerte sich über eine 2500-Franken-Strafe des in der Schweiz ansässigen Weltverban­des UCI, weil er in Chemnitz reglementw­idrig nicht das WM-Trikot getragen hatte. Auch wenn er mit seinen Leistungen in Sachsen nicht hundertpro­zentig zufrieden war, ist er für Düsseldorf zuversicht­lich: „Meine Leistungsd­aten stimmen.“

Nach der Nicht-Nominierun­g des ehemaligen Stunden-Weltrekord­lers Rohan Dennis droht ihm vom ehemaligen Skispringe­r Primoz Roglic aus Slowenien oder dem Schweizer Stefan Küng die größte Gefahr im Unternehme­n Gelb.

Aber sein Freund Kittel rät zu Gelassenhe­it: „Tony sollte sich vor der ersten Etappe nicht verrückt machen lassen. Selbst wenn es nicht klappen sollte, gibt die Tourstreck­e ähnlich wie 2015 noch etwas her.“

Vor zwei Jahren holte Martin nach dem Etappensie­g in Cambrai sein erstes Maillot Jaune.

 ??  ?? Tony Martin (links) und Marcel Kittel während der deutschen Kinopremie­re des Films „Neue Helden“vor zweieinhal­b Jahren in Erfurt. Beide durchliefe­n die Nachwuchss­chule in Thüringens Landeshaup­tstadt. Archiv-Foto: Sascha Fromm
Tony Martin (links) und Marcel Kittel während der deutschen Kinopremie­re des Films „Neue Helden“vor zweieinhal­b Jahren in Erfurt. Beide durchliefe­n die Nachwuchss­chule in Thüringens Landeshaup­tstadt. Archiv-Foto: Sascha Fromm

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