Thüringische Landeszeitung (Gera)
Bei Essen mehr über Religionen erfahren
In Weimar zu Gast in Kirchen und Moschee
WEIMAR. Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen. So heißt es im Sprichwort. Und daran knüpft auch das „Running Dinner der Religionen“an, das Vikar Ramón Seliger mit ganz vielen Helferinnen und Helfern für diesen Mittwoch vorbereitet hat. Und wenn sich nun Atheisten ausgeschlossen fühlen, liegt es nur an ihnen selbst, sich zu überwinden: Das Kennenlernen will alle ansprechen – über Religionsgrenzen hinweg. Start ist um 18 Uhr in der evangelischen Jakobskirche – mit inhaltlichgeistlichem dass jeder Mal Gast, mal Gastgeber ist. So soll ein Perspektivwechsel stattfinden“, erklärt der Vikar. Dazu gehört, dass auch Flüchtlinge, sonst meist Empfänger von Hilfe, selbst in die Position der Erklärenden und der Gastgebenden kommen. „Sie erklären uns ihre Kultur, ihre Tradition, ihr Essen und ihren Glauben.“
„Running Dinner“ist „Ökumene der dritten Art“, wie der Vikar sagt. „Wir sprechen explizit auch Konfessionslosen in dieser Stadt an.“In Weimar umfasst diese Gruppe immerhin 70 Prozent der Stadtbevölkerung. Es sei wichtig, „Erfahrungen mit Religion zu machen, ins Gespräch zu kommen und ein Thema mit allen Sinnen kennen zu lernen“, sagt er.
Wer über Religionsgrenzen hinweg Essen anbietet, der muss sich auch über Speisegesetze unterhalten. Und so war das auch im Vorbereitungskreis, dem 40 Personen angehören. Die Teilnehmer einigten sich auf den Verzicht von Schweinefleisch, „damit die Muslime auch überall guten Herzens zugreifen können“, so Seliger. In der Jakobskirche wird es zur Einstimmung Brot mit verschiedenen Aufstrichen geben; an den anderen beiden Stationen sollen sich die Teilnehmer überraschen lassen. Nur so viel: Bei den Muslimen wird in den Familien gekocht – und so werden ganz unterschiedliche Varianten einer Hauptspeise zu genießen sein.
Für Seliger ist das Projekt Teil seiner Ausbildung. „Interreligiöser Dialog“ist für ihn aber ein zentrales Thema – „weit über die Ausbildung als Vikar hinaus“, sagt er. Die Erfahrungen, die er hierbei in Weimar gewonnen habe, seien positiv: „Wir haben eine konstruktive muslimische Gemeinde. Wir haben gute Erfahrungen mit Konfessionslosen.“Gemeinsam gefeiert wurde bereits das Fastenbrechen. Auch beim „Kirchentag auf dem Weg“im kommenden Jahr wird der „interreligiöse Dialog“mit dabei sein.