Thüringische Landeszeitung (Gera)
28 Tote bei Anschlag auf Christen in Ägypten
Erst im April starben mehr als 45 Menschen in zwei Kirchen – Steckt auch hinter dem neuen Angriff die ISTerrormiliz?
KAIRO. Bei einem Angriff bewaffneter Männer auf einen Bus mit koptischen Christen sind in Ägypten mindestens 28 Menschen getötet worden. Zudem seien 22 Menschen verletzt worden, teilte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in Kairo am Freitag mit. Aus Sicherheitskreisen hieß es, Unbekannte hätten in der Nähe der Stadt AlMinja das Feuer auf das Fahrzeug eröffnet. Den Angaben zufolge waren die Opfer auf dem Weg zu einem Kloster. In der Region um Al-Minja leben zahlreiche Christen.
Als Reaktion auf den Anschlag hat das ägyptische Militär wenig später ein Ausbildungslager für militante Islamisten aus der Luft angegriffen, sagte Präsident Abdel Fattah Al-Sisi am Abend im Fernsehen. Dem Sender Al-Arabya zufolge lag das Ziel in der ostlibyschen Stadt Derna. Dabei habe es auch Tote gegeben, hieß es.
Die Bundesregierung hat den Anschlag scharf verurteilt. „Diese Art von Terrorismus gegen Menschen anderen Glaubens ist furchtbar, ist schrecklich, ist einfach nur eine Tragödie“, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts. Man wolle alles tun, „um einen Beitrag dafür zu leisten, dass so etwas in der Zukunft nicht mehr geschehen kann.“Der Bischof der koptisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, Anba Damian, hat mit Trauer und Bestürzung auf den erneuten Anschlag reagiert. Damit sei die Wunde vertieft worden, sagte er am Freitag.
In Ägypten gibt es immer wieder Attacken radikaler Islamisten auf die christliche Minderheit. Im April starben am Palmsonntag bei einem Doppelanschlag auf Kirchen in Alexandria und in Tanta über 45 Menschen. Die Terrormiliz „Islamischer Staat“(IS) reklamierte die Taten für sich. Anfang Mai drohten die Extremisten mit neuen Angriffen. Muslime sollten Ansammlungen von Christen und Ausländern aus dem Westen meiden, warnte ein Anführer der Gruppe in der IS-Publikation „Al-Nabaa“. Er forderte Muslime auch dazu auf, Einrichtungen der ägyptischen Armee, Polizei und Regierung fernzubleiben.
Christen machen rund zehn Prozent der mehr als 90 Millionen Ägypter aus. Papst Franziskus hatte Ägypten Ende April bei einem Besuch in Kairo im Kampf gegen religiösen Extremismus und Terror gegen Christen in die Pflicht genommen. Die Probleme müssten sofort angegangen werden, „um ein noch schlimmeres Abdriften in die Gewalt zu vermeiden“, sagte der Pontifex. (dpa/epd)