Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Das System Hack
Schafft die Awo einen transparenten Neustart?
Mehr als drei Jahrzehnte ist Michael Hack bei der Awo, er hat den Landesverband mit aufgebaut, war bis 2007 Landesgeschäftsführer. Seit beinahe 20 Jahren ist er Chef der Awo AJS gGmbH, der Cashcow der Thüringer Arbeiterwohlfahrt, die mit Dienstleistungen für Alten, Jugend und Sozialhilfe viel Geld verdient.
Hack ist ein Macher, einflussreich, gut vernetzt und vor allem erfolgreich. Aus dieser Stellung heraus ist ihm offensichtlich der Blick für Selbstverständlichkeiten abhanden gekommen. Arbeitsverhältnisse von Familienangehörigen wurden nicht oder zu spät an das zuständige Aufsichtsgremium gemeldet. Beim Kauf von Eigentumswohnungen wurde nicht die nötige Transparenz an den Tag gelegt. Der Aufsichtsratsvorsitzende konnte jahrelang mit der AJS, die er beaufsichtigen soll, Geschäfte machen.
Die Wirtschaftsprüfer von KPMG, die – im Auftrag der Awo – das Geschäftsgebaren untersuchten, listen gleich mehrfach Verstöße gegen den Unternehmenskodex des Bundesverbandes auf.
Das alles kam durch eine anonyme Anzeige ans Licht und mag aus Sicht der Prüfer juristisch nicht zu beanstanden sein, ein Musterbeispiel für ein kaum durchschaubares System gegenseitiger Abhängigkeiten ist es allemal. Am Ende muss abgewartet werden, wie die Staatsanwaltschaft die Angelegenheit bewertet.
Bis dahin bleibt zu hoffen, dass Hack, der für dieses System verantwortlich ist, wirklich einen Neuanfang will und schafft.