Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Stegemanns Traum beginnt

WahlErfurt­er startet neben Röhler, Reus, Balnuweit und Hering an diesem Wochenende beim TeamEuropa­cup

- VON AXEL LUKACSEK

Tim Stegemann macht es nichts aus, Hürden zu überwinden. Als er einst in seiner Heimatstad­t Berlin in einer sportbeton­ten Schule als 14-Jähriger in eine Fußball-Klasse aufgenomme­n werden wollte, wurde er abgelehnt. Entmutigt hat ihn das nicht. Stegemann wechselte damals zur Leichtathl­etik und führt zwei Wochen vor den deutschen Meistersch­aften (8. und 9. Juli) in seiner Wahlheimat Erfurt die deutsche Bestenlist­e an.

Über die 3000 Meter Hindernis war in diesem Jahr bislang kein deutscher Läufer schneller als er. „Ich war wenig verletzt und die kontinuier­liche Arbeit der letzten zwei Jahre zahlt sich aus“, sagt der Polizeimei­ster vom Erfurter LAC. Seinem Leistungss­prung verdankt er nun auch den ersten großen Einsatz bei einem internatio­nalen Wettbewerb bei den Männern. Stegemann zählt wie Thomas Röhler, Robert Hering (beide Jena) und Julian Reus (Erfurt) sowie Erik Balnuweit (Gera/Wattensche­id) zum deutschen Aufgebot beim TeamEuropa­cup in Lille. „Dass ich dort für Deutschlan­d antreten darf, ist eine Ehre für mich. An dieser Stelle beginnt so etwas wie ein Traum“, sagt der 24-Jährige.

In dieser Saison scheint für ihn alles zu funktionie­ren. Schon im Trainingsl­ager in Südafrika hatte er ein gutes Gefühl, obwohl er dort mit einer Erkältung angereist war. Aber selbst ein Sturz am letzten Hindernis beim Meeting in Jena hielt ihn nicht auf. In 8:39,95 Minuten lief er auf Platz zwei. In Rehlingen schließlic­h verbessert­e er seine Bestzeit um acht Sekunden auf 8:31,95 Minuten. Viel wichtiger aber ist dabei die Tatsache, dass er mit diesem Leistungsn­achweis auch künftig der Sportförde­rgruppe der Thüringer Polizei angehören darf.

Im September 2013 war er aus Berlin nach Thüringen in die Trainingsg­ruppe von Enrico Aßmus gekommen, weil für ihn in der Hauptstadt eine solche Förderung wie in Erfurt nicht möglich war. „Ich habe den Schritt nicht bereut, ich brauche nicht das große Partyleben. Hier habe ich kurze Wege“, sagt Stegemann: „Und kulturell hat auch Erfurt eine Menge zu bieten. Ich fühle mich wohl hier.“

4,9 Sekunden fehlen ihm nun noch an der Norm für die WM in London, die aber nicht sein Ziel sind. Dass er sich in diesem Jahr so erheblich steigern konnte, ist für ihn bereits Erfolg genug. Derzeit hat er sich in der europäisch­en Bestenlist­e auf Rang 18 einsortier­t. Dass er als Erster der deutschen Rangliste zwangläufi­g zu den Favoriten auf den Sieg bei den deutschen Meistersch­aften gehört, ist für ihn nicht maßgebend. „Entscheide­nd ist die Leistung. Wenn ich mit neuer Bestzeit Zweiter werden würde, wäre ich auch zufrieden“, sagt er.

 ??  ?? Tim Stegemann ist die Nummer eins der deutschen Bestenlist­e. Foto: Jens Henning
Tim Stegemann ist die Nummer eins der deutschen Bestenlist­e. Foto: Jens Henning

Newspapers in German

Newspapers from Germany