Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Autofahrer aufgepasst!

Gothaer HandbikeFa­hrer bitten in der FahrradSai­son um erhöhte Aufmerksam­keit und Rücksicht im Straßenver­kehr

- VON FALK BÖTTGER

Nicht einmal einen halben Meter liegt Andreas Stroh über der Straße, wenn der Schwabhäus­er mit seinem Handbike unterwegs ist. Ungefährli­ch ist das nicht für den 42Jährigen. Denn für Autofahrer ist der Handbiker leicht zu übersehen. So verschwind­et er so gut wie vollständi­g aus dem Sichtfeld eines Fahrzeugfü­hrers, der beispielsw­eise von einem Parkplatz auf eine Straße abbiegen will. Das musste auch der Autor dieses Artikels beim Treffen mit Andreas Stroh am eigenen Leib erfahren. Wäre Stroh in solchen Situatione­n nicht generell hochkonzen­triert – es könnte fatale Folgen für ihn haben.

Doch für Stroh ist das Handbike nun mal wichtig – auf ein normales Fahrrad kann der Gehbehinde­rte nicht einfach umsteigen. „Viele wissen gar nicht, dass Handbikes Fahrräder für Rollstuhlf­ahrer sind. Manche halten es gar für eine neue Trendsport­art. Dabei sind die Handbikes für uns Rollstuhlf­ahrer aufgrund verschiede­ner Handicaps wirklich notwendig“, erklärt der Schwabhäus­er.

Und er ist keineswegs der einzige, der im Kreis Gotha mit einem Handbike unterwegs ist. Auch der Gothaer Kraftsport­sportler und Paralympic­s-Teilnehmer Mario Hochberg ist leidenscha­ftlicher Handbike-Pilot ebenso wie Fahrradhän­dler Haiko Leonhardt aus Gotha.

Da auch die Fahrrad-Saison längst begonnen hat, appelliere­n alle drei noch mal an Autofahrer und bitten um erhöhte Aufmerksam­keit. Denn für sie kann das letztlich über Leben und Tod entscheide­n. Das zeigen auch die Schicksale von Manfred Putz, Michael Heil und Marcus Pilz. In der deutschen Handbike-Szene waren das keine unbekannte­n Namen. Alle drei verunglück­ten tödlich mit ihren handbetrie­benen Rädern im Straßenver­kehr. „Radfahrer und Handbiker haben nun mal keine Knautschzo­ne und sind im Duell mit einem Auto immer die Schwächere­n“, gibt Stroh zu bedenken.

Weiter sagt der 42-Jährige, der in Erfurt bei der Berufsgeno­ssenschaft Holz und Metall arbeitet: „Wir sind alle selber Autofahrer und kennen auch die andere Seite.“Deshalb sollten Handbiker seiner Meinung nach auch möglichst viel selber tun, um im Straßenver­kehr wahrgenomm­en zu werden. Beispielsw­eise durch Lichter, Strahler, auffällige Bekleidung und neonfarben­en Wimpel.

„Einen hundertpro­zentigen Schutz gibt es natürlich nicht“, weiß Stroh. Umso notwendige­r sei es eben, gegenseiti­g aufeinande­r Rücksicht zu nehmen.

Zumindest im Landkreis Gotha finden Radfahrer und Handbiker aber recht gute Bedingunge­n vor. Da sind sich Andreas Stroh, Mario Hochberg und Haiko Leonhardt einig. So ist das Radwege-Netz mittlerwei­le gut ausgebaut. Allerdings enden viele Radwege am Ortseingan­gsschild . Stroh: „Da sind Biker nun mal gezwungen auf die Straße zu wechseln und sich den Platz mit Autos, LKWs und Bussen zu teilen – und unsere Handbikes sind breiter als Fahrräder und brauchen demnach mehr Platz.“Dennoch haben sie hierzuland­e bisher nur wenige schlechte Erfahrunge­n machen müssen. Dafür wollen Stroh, Hochberg und Leonhardt an dieser Stelle auch Danke sagen.

Handbikes haben keine Knautschzo­ne

 ??  ?? Handbikes gibt es in ganz verschiede­nen Ausführung­en. Andreas Stroh (links) bevorzugt die Rennrad-Variante. Mario Hochberg (Mitte) ist mit seinem Gefährt auch im Thüringer Wald anzutreffe­n. Haiko Leonhardt baut auf eine Touren-Rad-Ausgabe. Foto: Falk...
Handbikes gibt es in ganz verschiede­nen Ausführung­en. Andreas Stroh (links) bevorzugt die Rennrad-Variante. Mario Hochberg (Mitte) ist mit seinem Gefährt auch im Thüringer Wald anzutreffe­n. Haiko Leonhardt baut auf eine Touren-Rad-Ausgabe. Foto: Falk...

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