Thüringische Landeszeitung (Gotha)
„Weniger ist mehr geworden“
Die Jenaer Philharmonie stellt ihr Konzertprogramm vor – mit neuen Ideen, Formaten und Angeboten
An der Jenaer Philharmonie, dem größten Konzertorchester des Landes Thüringen und seinen drei Chören, herrscht Aufbruchstimmung. Seit einem Jahr ist die Intendantin Juliane Wandel als solche im Amt, ab September wird nun auch Simon Gaudenz als Generalmusikdirektor an die Spitze des Klangkörpers treten. Doch schon während der nun endenden Spielzeit haben die beiden die Weichen für neue Strukturen, Formate, Ideen und Projekte gestellt. Ihre Ergebnisse wurden gestern zur Pressekonferenz der Jenaer Philharmonie vorgestellt und überdies in einem Programmbuch zur neuen Spielzeit, die unter dem Motto „Perspektive“steht, öffentlich gemacht. Hauptanliegen sei eine weitere Entwicklung und Öffnung der Philharmonie hin zu Jenas Stadtgesellschaft.
Die Voraussetzungen dafür sind bestens, die Philharmonie ist mit einem Budget von 4,3 Millionen Euro im laufenden Haushaltsjahr gut aufgestellt. Wie Jonas Zipf, Werkleiter von JenaKultur, außerdem ausführte, wurde im März im Stadtrat ein Haustarifvertrag beschlossen, der bis ins Jahr 2024 die bestehenden 74,25 Musikerstellen des Orchesters garantiert und Kündigungsschutz bietet. Zudem wurde mit Theater & Philharmonie Thüringen eine Orchesterakademie gegründet und der Kooperationsvertrag mit der Hochschule für Musik in Weimar substanziell verbessert. Nicht zuletzt hat es die Philharmonie in die Auswahl der vom Bund als „exzellent“geförderten Orchester geschafft. Die zusätzlichen Mittel der Bundesregierung in Höhe von 1,1 Millionen Euro im laufenden und kommenden Jahr bieten weitere Möglichkeiten, innovative Projekte umzusetzen.
Die Struktur der Konzertreihen wurde verändert, wie die Intendantin erläutert. In den Abonnementkonzerten wurde die bisherige thematische Prägung aufgebrochen. Auch die Konzerttage haben sich geändert: Acht Konzerte sind es künftig am Donnerstag, sechs am Freitag und fünf am Sonntagnachmittag. Diese neu dazu gekommenen Konzertsonntage sind eingebettet in Thementage, jeweils von 11 bis 19 Uhr im Volkshaus, gerichtet an die gesamte Familie. Es wird Kurzkonzerte geben, Filme, Lesungen, Workshops, Überraschungen, Klangpfade, Kinderbetreuung und ein letztlich großes Konzert. An die Stelle der Mittwochkonzerte wird ein zeitgemäßes neues Format rücken, das sogenannte Probehören jeweils von 18.15 Uhr bis 19.15 Uhr. „Der Gedanke ist, dass man direkt nach der Arbeit gleich in Alltagskleidung zu uns ins Konzert zum Reinschnuppern kommt. Das Orchester wird dafür im Saal und nicht auf der Bühne aufgestellt“, verrät Simon Gaudenz.
Neben neuen Konzertformaten erschließt sich das Orchester mit dem Physikhörsaal der Universität, dem Alten Güternbahnhof und der TrafoStation auch neue Konzertorte.
Ein weiterer Paukenschlag ist die Zusammenarbeit mit einem Composer in Residence, dem Schweizer Andrea Lorenzo Scartazzini.
„Weniger ist mehr geworden“, fasst Juliane Wandel zusammen und freut sich auf das Programm und die Zusammenarbeit mit dem neuen Generalmusikdirektor.