Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Zauber des Gesangs
Von der Scala zum Broadway: Operngala der ThüringenPhilharmonie GothaEisenach
Randall Bills und Sooyeon Kim waren die gefeierten Solisten der Operngala. Sie sangen Arien und Duette aus romantischen italienischen Opern sowie Songs und Duette aus amerikanischen Musicals. Foto: Dieter Albrecht
Sommergala der Klassik: Große romantische Oper Italiens war im letzten B-Konzert der Spielzeit angesagt – und nach der Pause amerikanisches Musical. Zwei international renommierte Solisten bot die von Russel Harris geleitete Thüringen-Philharmonie Gotha-Eisenach auf, um das Publikum zu begeistern.
Nach der fröhlichen Ouvertüre zu Giuseppe Verdis Opera buffa „Un Giorno di Regno” (König für einen Tag) betrat die Koreanerin Sooyeon Kim die Bühne und sang die Szene „É strano“aus Verdis „La Traviata“– und dazu gehört eine außerordentlich schwierige Koloraturarie, die auch in puncto Intonation höchste Anforderungen an die Sängerin stellt. Ihre stimmliche Qualität nicht zuletzt in extremer Höhe war überzeugend.
In einer Arie aus Gioacchino Rossinis „Cenerentola” bewies der US-amerikanische Tenor Randall Bills Ebenbürtigkeit, und in Gaetano Donizettis „Pagliacci“(Der Bajazzo) hatten beide erstmals Gelegenheit, die Schönheit ihrer Stimmen im Duett „Tronami a dir che m‘ami“zu vereinigen.
Damals wie heute wünschen Teile des Publikums neben der Musik vor allem Stimmakrobatik. Und die sollten sie haben: Randall Bills wagte sich an die mit ihrem wiederkehrenden hohen C fast nicht singbare Arie des Tonio „Ah! Mes amis, quel jour de fête“aus Gaetano Donizettis „Regimentstochter“. Nicht ohne Grund hatte Harris dazu „Viel Glück!“gewünscht.
Sehr berührend trug Sooyeon Kim „Un bel di vedremo“(Eines Tages sehen wir) aus Giacomo Puccinis „Madame Butterfly“vor. Und mit dem Duett „O soave fanciulla“(O süße kleine Dame) aus Puccinis „La bohéme“endeten die gesanglichen Kostbarkeiten des ersten Teils.
Zwischendurch aber erklangen orchestrale Einlagen: das Intermezzo aus Ruggiero Leoncavallos „Bajazzo“, die schelmisch-beschwingte Ouvertüre zu Ermanno Wolf-Ferraris „Il segreto di Susanna“(Susannens Geheimnis) und das zwischen Zartheit und Inbrunst pendelnde Intermezzo aus Puccinis „Manon Lescaut“. Nach der Pause gab es Proben aus George Gershwins „Porgy and Bess“, Richard Rodgers‘ „Sound oft the Music“und „South Pacific“, Leonard Bernsteins „Westside Story“und Andrew Lloyd Webbers „Phantom of the Opera“.
Die Sensation: Im Orchester saß jetzt auch der 14-jährige Kreismusikschüler Conrad Hähnlein, Sieger im Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“, mit seiner Klarinette.
Sooyeon Kim sang ganz hinreißend „Summertime“aus „Porgy and Bess“, und Randall Bills gestaltete, ebenfalls aus „Porgy and Bess“, einen Song aus jener Zeit, in der in Nachrichtensendungen noch gesungen wurde: „It Ain‘t necessarily So“(Es muss nicht notwendigerweise so sein).
Wieder wurde einem bewusst, dass Bernsteins Musik tiefer lotet als die vieler seiner Kollegen. Und bei Webbers „Phantom“hatte man den Eindruck, im Hintergrund führe heimlich Puccini musikalische Regie …
Auch im zweiten Teil gab es wieder großartige solistische Leistungen. Der Abend endete mit der Ouvertüre zu Gershwins „Girl Crazy“und zwei Zugaben: „Time to say Good Bye“von Andrea Bocelli und dem Trinklied aus Verdis „La Traviata“.
Das Publikum war begeistert – und ein schöner Abend zu Ende.
Conrad Hähnlein neben dem Soloklarinettisten