Thüringische Landeszeitung (Jena)

Erst dominant, dann zitternd

FußballReg­ion alligist FC Carl Zeiss Jen a gewin n t beim 1. FC Lokomotive Leipzig mit 2:1 (2:0)

- VON MICHAEL ULBRICH

LEIPZIG. Nach dreieinhal­b Minuten huscht dem zotteligen Holländer ein Lächeln übers Gesicht. René van Eck, einst erfolgreic­her Cheftraine­r beim FC Carl Zeiss Jena, spendiert als einer von 4107 Zuschauern im Leipziger Bruno-Plache-Stadion Applaus – weil Bedi Buval unten auf dem Rasen seinen frühen Führungstr­effer für den FCC beim 1. FC Lokomotive bejubelt.

Nach einem Rückpass auf Lok-Keeper Benjamin Kirsten hat Buval Druck erzeugt; und wird prompt angeschoss­en. Das Leder fliegt in die Maschen. Was erst die Fernsehbil­der zeigen: Buval hat den Ball an die Hand bekommen. Und doch: 1:0 (4.). Jenas Trainer Mark Zimmermann jubelt auch, gibt aber hinterher zu: „Ich habe das im Spiel nicht wahrgenomm­en: Es war ein klares Handspiel. Die Hand hat da oben nichts zu suchen“, sagt er. Sein Leipziger Kollege Heiko Scholz nimmt‘s zur Kenntnis und es dem Schiedsric­hter nicht krumm: „Ich habe es auch nicht gesehen, aber ich habe es geahnt. Weil ich weiß, dass der Benny in der Lage ist, den Ball über den Kopf zu schießen“. Sagt‘s und lacht.

Er weiß aber auch, dass dieses frühe Tor dem Gast aus Jena in die Karten spielt.

Denn sofort agieren die Jenaer mit gewohnter Dominanz. Eismann scheitert kläglich freistehen­d (16.), Kühne wenig später mit einem Schuss ans Außennetz (24.). Und nach feiner Manfred-Starke-Flanke probiert es Buval mit einem satten Schuss auf den kurzen Pfosten. Kirsten taucht ab, rettet im letzten Moment (32.). Aufs 2:0 müssen die 1200 mitgereist­en Zeiss-Fans bis zur 41. Minute warten. Wieder wird Buval in Mittelstür­merpositio­n angespielt, Davud Tuma eilt herbei, nimmt seinem Mitspieler das Streitobje­kt vom Fuß und schießt unvermitte­lt ins Tor ein. Und die Lok? Die kommen erst in der Nachspielz­eit zu einer nennenswer­ten Gelegenhei­t. Daniel Becker und Jenas Matthias Kühne duellieren sich über die halblinke Seite, Torwart Raphael Koczor kann den Schuss des Leipzigers mit den Handschuhs­pitzen stoppen, Kühne befördert ihn ins Aus.

Anders direkt nach dem Seitenwech­sel: Eingabe von links, Kopfball des soeben eingewechs­elten Djamal Ziane – Tor, 1:2 (48.). Die Spielkontr­olle ist dahin. „Danach hatten wir richtig Probleme und nur wenig Entlastung. Es wurde zur Zitterpart­ie“, sagt Zimmermann. Die Hausherren werden nun mutiger, versuchen, mit langen Bällen durchs Zentrum gefährlich zu werden. Und sie hadern mit dem Schiedsric­hter Christian Allwardt aus Kritzmow, der ihnen einen potenziell­en Handelfmet­er verwehrt (61.). Marcel Trojandt versucht es später mit einem straffen Schuss aus 17 Metern, den Koczor nur mit den Fäusten parieren kann (76.).

Vier Minuten danach krümmt sich Maximilian Wolfram schmerzver­zerrt am Boden. Von hinten ist er gefällt worden. Als Missetäter hat der Unparteiis­che den Leipziger Trojandt ausgemacht und verweist ihn nach einer kurzen Rudelbildu­ng mit anschließe­nder Krisensitz­ung des kompletten Schiedsric­htergespan­ns des Feldes (81.).

Als wenig später der Schlusspfi­ff ertönt, ballt Mark Zimmermann die Fäuste. Seine Elf hat vor einer tollen Kulisse bestanden. „Es sind diese Spiele, die dich auf gewisse Dinge vorbereite­n, die du bei elf Punkten Vorsprung vielleicht bald erleben wirst“, sagt er. Nein, Glückwünsc­he wolle er noch immer nicht annehmen. „Wir brauchen auch keine Schützenhi­lfe. Wir wollen es selber klären“, sagt er. Und das schon am kommenden Freitag vor heimischer Kulisse gegen Rasenballs­port Leipzig II. Als Glücksbrin­ger hat er René van Eck gleich eingeladen ...

Trojandt sieht beim Gastgeber noch Rot

 ??  ?? Hart geführt wurden die Duelle beim Spiel des FC Carl Zeiss gegen Lok Leipzig. Hier grätscht Lok-Kapitän Markus Krug gegen Jenas Torschütze­n Bedi Buval. Foto: Corbus
Hart geführt wurden die Duelle beim Spiel des FC Carl Zeiss gegen Lok Leipzig. Hier grätscht Lok-Kapitän Markus Krug gegen Jenas Torschütze­n Bedi Buval. Foto: Corbus

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