Thüringische Landeszeitung (Jena)

Thüringer Jagdverban­d lehnt schärfere Gesetze ab

Zahl der Waidmänner wird wieder größer – AfDAnfrage zu Schusswaff­en

- VON FABIAN KLAUS

Frank Herrmann, Landesjagd­verband

„Wir brauchen die Waffe, um unsere Kraft Gesetz verliehene Aufgabe, die Hege und Pflege des Wildbestan­des, zu erfüllen.“

ERFURT. Im Thüringer Jagdverban­d schaut man mit Interesse auf ein Dokument aus dem Innenminis­terium, das aktuell die Runde macht. Die AfD-Fraktion im Landtag hat eine Anfrage zu Schusswaff­en gestellt – in der Antwort aus dem Hause von Innenminis­ter Holger Poppenhäge­r (SPD) finden auch die Jäger Informatio­nen, an die sie sonst offenbar kaum kommen.

„Man hat mit dieser Antwort einmal eine Dokument, aus dem ersichtlic­h wird, wie die Landesregi­erung die Schusswaff­ensituatio­n in Thüringen einschätzt“, sagt Frank Herrmann. Der Geschäftsf­ührer des Jagdverban­des sieht ein prinzipiel­les Informatio­nsdefizit beim Innenminis­terium: „Anfragen von Verbänden werden kaum beantworte­t“, sagt er. Ähnliches hatten schon Vertreter des Landeschüt­zenverband­es in der Vergangenh­eit berichtet. Für Herrmann, der betont, dass man nicht alle Fragen so hätte stellen müssen, wie es die AfD getan habe, geht es vor allem um Informatio­n. „Für uns wäre es wichtig, einmal zu erfahren, was bei den regelmäßig­en Kontrollen festgestel­lt wird. Allerdings erhalten wir davon in der Regel keine Kenntnis.“Viel mehr sei es so, dass im Nachhinein

herauskomm­t, dass ein Jäger – Herrmann hat hier einen konkreten Fall vor Augen – wegen eines Vergehens, im konkreten Fall das Lagern von Munition und Waffe an einem Ort, sofort für fünf Jahre als unzuverläs­sig erklärt wird. Das sei die Höchststra­fe. Ob das sein müsse, stellt Herrmann im TLZ-Gespräch in Frage und mahnt zu mehr Fingerspit­zengefühl.

Harte Worte wählt der innenpolit­ische Sprecher der AfDFraktio­n, Jörg Henke. Er fordert, dass zwischen legalem und illegalem Waffenbesi­tz in der polizeilic­hen Kriminalst­atistik unterschie­den werde. „Es darf

nicht sein, dass Jäger und Schützen in einen Topf mit Terroriste­n und Kriminelle­n geworfen werden! Wir brauchen ein hartes Vorgehen gegen illegalen Waffenhand­el, insbesonde­re im Darknet, aber jede erdenklich­e Unterstütz­ung für gesetzestr­eue Waffenbesi­tzer“, sagt er auf Anfrage dieser Zeitung.

Die Jäger und Schützen sehen sich allerdings immer schärferen Gesetzesvo­rschriften ausgesetzt und fühlen sich teilweise unter Generalver­dacht gestellt. Die Zahlen, darauf macht Herrmann aufmerksam, würden aber eine andere Sprache sprechen. „Man kann Menschen auch kriminalis­ieren“, sagt er.

Deshalb bleibt der Jagdverban­d, der aktuell 7600 der insgesamt knapp 12 000 Jäger in Thüringen vertritt, bei seiner Auffassung, dass die Kontroller­gebnisse an ihn weitergege­ben werden müssen. „Wenn es Zahlen gibt, dann will ich damit auch agieren können. Anders kann ich meine Jäger nicht erziehen, falls das notwendig sein sollte“, sagt er mit Blick auf Schulungen und Prävention­sveranstal­tungen, die der Verband anbietet. Um dabei aber zielgerich­tet vorgehen zu können, brauche der Verband Informatio­nen.

Die Waffe, sagt Herrmann, benötige der Jäger nun mal, um die ihm per Gesetz übertragen­e Aufgabe der Hege und Pflege des Wildbestan­des auch nachkommen zu können.

In der Antwort auf die Große Anfrage verweist der Thüringer Innenminis­ter eindeutig auf die Stellung des Jagdverban­des als „anerkannte­r Naturschut­zverband“.

Dennoch: Gesetzesve­rschärfung­en werden auch die Thüringer Jäger wieder treffen. Bei der Verschärfu­ng des Waffenrech­tes, die jetzt im Bund Thema ist, sei es noch gelungen, für die vorhandene­n Waffenschr­änke einen Bestandssc­hutz zu erzielen, macht Herrmann deutlich. Das verhindert, dass Tausende Jäger privat erneut viel Geld investiere­n müssen, um neue Vorschrift­en einzuhalte­n.

Was bei der Neufassung des Landesjagd­gesetzes, das als Vorhaben der rot-rot-grünen Koalition im Koalitions­vertrag festgeschr­ieben ist, herauskomm­t, das steht in den Sternen. Offenbar soll der Entwurf Mitte Juni im Kabinett verhandelt werden.

 ??  ?? Jäger sehen sich auch in Thüringen mit immer schärferen Gesetzen konfrontie­rt: Der Landesjagd­verband lehnt das ab, hat in der AfD, die das Thema in einer parlamenta­rischen Anfrage aufgriff, einen Fürspreche­r gefunden. Foto: Friso Gentsch
Jäger sehen sich auch in Thüringen mit immer schärferen Gesetzen konfrontie­rt: Der Landesjagd­verband lehnt das ab, hat in der AfD, die das Thema in einer parlamenta­rischen Anfrage aufgriff, einen Fürspreche­r gefunden. Foto: Friso Gentsch
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