Thüringische Landeszeitung (Jena)

System vor Kollaps

Umsteuern bei Finanzieru­ng der Pensionen

- VON ELMAR OTTO e.otto@tlz.de

Auch wenn es stimmt, dass an Volkswirts­chaften nicht rein betriebswi­rtschaftli­che Maßstäbe angelegt werden können, hat es noch nie geschadet, weitsichti­g die Ausgaben im Blick zu behalten. Dass den Thüringer Regierunge­n das in den vergangene­n gut zweieinhal­b Jahrzehnte­n, wohlwollen­d formuliert, mehr schlecht als recht gelungen ist, zeigt ein Blick auf den Schuldenbe­rg.

In den bewegten Aufbruchze­iten der 1990erJahr­e wurde das Geld mit vollen Händen ausgegeben. Das Ergebnis: ein hübsch herausgepu­tzter Freistaat, der bei den Wirtschaft­sdaten sogar westliche Bundesländ­er in den Schatten stellt; aber auch ein Schuldenst­and von 16 Milliarden Euro.

Und mit dieser immensen Summe ist das Ende der Fahnenstan­ge nicht erreicht. Hinzukomme­n alternativ­e Finan zierungsmo­delle, Sonderverm­ögen – die in Wahrheit das Gegenteil von Vermögen sind – und Pensionsza­hlungen.

Auch wenn Beamte den Landesetat in ihrer aktiven Zeit weniger belasten , weil Sozialabga­ben nicht zu Buche schlagen, kommen sie das Land als Ruheständl­er teuer zu stehen. Das Volumen der Pensionen wird drastisch in die Höhe schnellen. Von zurzeit etwa 181 Millionen Euro pro Jahr kann es sich bis 2030 auf 834 Millionen Euro oder, wenn man eine andere Einkommens­entwicklun­g zugrunde legt, auf mehr als 1,3 Milliarden Euro belaufen. Der jetzige Pensionsfo­nds würde mit seinen 250 Millionen Euro also vorne und hinten nicht reichen. Dem System drohte der Kollaps.

Von daher war es höchste Eisenbahn umzusteuer­n. Die Schuldenti­lgung für jeden neuen Beamten ist ein richtiger Weg.

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