Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Erste Niederlage für Martin Schulz

Der SPDChef und Kanzlerkan­didat verfehlt sein Ziel bei der Testwahl an der Saar, CDUSpitze sieht ihren Kurs bestätigt

- VON CHRISTIAN KERL

BERLIN. Es sollte die große Martin-Schulz-Feier werden in der Berliner SPD-Zentrale, es wurde ein Abend der enttäuscht­en Gesichter: Bei der ersten Landtagswa­hl seit der Nominierun­g des Kanzlerkan­didaten gab es für die SPD zwar einen „SchulzEffe­kt“– gemessen an den Umfragewer­ten von Januar –, aber der Zuwachs fiel deutlich geringer aus als erhofft. „Wir haben zugelegt, aber unser Ziel für diesen Abend nicht erreicht“, räumte Schulz 40 Minuten nach Schließung der Wahllokale ein. Er appelliert­e an die SPD, jetzt müsse die Mannschaft zusammenrü­cken. Dämpfer statt Traumstart ins Wahljahr: Sollte die SPD an der Saar am Ende doch wieder als Juniorpart­ner in die große Koalition gehen, wäre das für die Parteistra­tegen im Bund so ziemlich das schlimmste Signal zum Auftakt des Bundestags­wahlkampfs.

Entspreche­nd zufrieden reagierte die CDU-Spitze auf den „klaren Wahlsieg“der Christdemo­kraten. Generalsek­retär Peter Tauber, der wie üblich statt der CDU-Vorsitzend­en Angela Merkel vor die Kameras trat, sprach unter dem Jubel von Parteianhä­ngern von einer „klaren Absage an Rot-Rot-Grün“und einem „tollen Start ins Wahljahr 2017“. Als die CDU an der Saar zuletzt in den Umfragen schwächelt­e, verbreitet­e mancher in der Bundespart­ei schon Krisenstim­mung – Merkels Gegner in der Union hatten sich bereits auf eine große Abrechnung vorbereite­t. Der starke Stimmenvor­sprung sei nun aber eine Bestätigun­g für Merkels Kurs, gelassen auf ein Abebben des SchulzHype­s zu warten, hieß es in der CDU-Spitze. Zugleich kann die Union gewiss sein, dass ihre Warnung vor einem „Linksruck“durch Bündnisse der SPD mit der Linken zumindest ihre Anhänger stark mobilisier­t. Zuletzt hat Unionsfrak­tionschef Volker Kauder noch beklagt, dass sich Schulz „den Kommuniste­n an den Hals werfen“wolle. Der Linksparte­i hat das nicht geschadet, wie die Berliner Führung zufrieden registrier­t. Aber: Als Konsequenz forderte LinkeChefi­n Katja Kipping von der SPD sogleich, sich klarer zu RotRot-Grün im Bund und zu einem Politikwec­hsel zu bekennen.

Ob das hilft? Der SPD-Chef hatte Rot-Rot im Saarland schon offensiv seinen Segen gegeben, er hat sich verrechnet. Schulz wird seine Strategie jetzt überdenken müssen.

Die kleinen Parteien auch. Grüne und FDP machten aus der Enttäuschu­ng keinen Hehl. Zwar sind beide Parteien im Saarland traditione­ll schwach – aber bei ihnen hat auch der Schulz-Effekt negativ gewirkt. Das Duell zwischen CDU und SPD, das mit Schulz wieder Spannung verspricht, dürfte Grüne und FDP auch im Bund Stimmen kosten. Und auch die AfD blieb klar hinter ihren Erwartunge­n zurück. AfD-Chefin Frauke Petry sagte trotzig, das Ergebnis sei nicht repräsenta­tiv für den Bund – immerhin habe man „FDP und Grüne verjagt“.

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Enttäuscht: Martin Schulz im Willy-Brandt-Haus. Foto: dpa

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