Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

CHIO in Aachen: Die Springreit­er gehen mit der Zeit

Beim Weltfest des Pferdespor­ts überzeugt die Generation nach Ludger Beerbaum und Co. – in der Dressur regiert hingegen eine Dauersiege­rin

- VON KIRSTEN SIMON

AACHEN. In Aachen sieht man sicher nicht so viele Hüte wie beim königliche­n Pferderenn­en von Ascot. Aber die, die einen hatten, durften sich am Sonntag beim Chio-springfina­le glücklich schätzen. Gegen Ende des ersten Umlaufs entluden sich beim Großen Preis von Aachen dicke Regenwolke­n. Hector, das Belgische Warmblut des Iren Bertram Allen, sprang vor Schreck mitten hinein in ein Hindernis und nicht darüber. Ein Raunen im Publikum, ein beruhigend­es Tätscheln des Reiters. Alles gut gegangen. „So ist Aachen“, sagte der Stadionspr­echer. Das hörte man häufig, der CHIO ist unberechen­bar.

Das würde Otto Becker wohl so unterschre­iben. Der Bundestrai­ner der deutschen Springreit­er war mit überschaub­ar hohen Erwartunge­n (und ohne Hut) zum Weltfest des Pferdespor­ts gekommen — und konnte es als zufriedene­r Mann verlassen. Mit einem Koffer voller Eindrücke. „Wir schauen uns unsere vielen neuen, teils sehr jungen Paare in Ruhe weiter an“, sagte er und wollte sich noch nicht festlegen, wer mit zu den Europameis­terschafte­n in Göteborg (22. bis 27. August) fahren darf. Becker wird nicht müde zu wiederhole­n: „Wir befinden uns in einem Umbruch.“

Denn im erfolgsver­wöhnten Team der Springreit­er sieht es so aus: Ludger Beerbaum, gefühlt seit einer Ewigkeit Deutschlan­ds Erfolgsgar­ant, hat sich vom Mannschaft­sspringen verabschie­det. Christian Ahlmann, Daniel Deußer und Beerbaumsc­hwägerin Meredith Michaelsbe­erbaum stehen derzeit keine Pferde auf Championat­s-niveau zur Verfügung. Einzig Marcus Ehning ist aus dem Bronzeteam von Rio verblieben.

Wie stark die Nachrücker sind, hatte sich in Aachen beim Nationenpr­eis angedeutet, den das junge deutsche Team gewann. Auch wenn die deutschen Starter im eine-million-euroschwer­en Großen Preis am Sonntag dem belgischen Überraschu­ngssieger Gregory Wathelet nicht gefährlich werden konnten, so zeigten einige wie die beiden 23-Jährigen Maurice Tebbel oder Laura Klaphake doch ihr Potenzial.

Mehr als nur Potenzial bewies Isabell Werth. Die erfolgreic­hste Dressurrei­terin der Welt hat mit einer makellosen Kür zum elften Mal den Großen Preis von Aachen gewonnen. „Das war tatsächlic­h nahe an der Perfektion“, staunte die Reiterin aus Rheinberg, die während des CHIO 48 Jahre alt wurde. Am Sonntag, einen Tag nach ihrer Niederlage gegen die Us-amerikaner­in Laura Graves im Grand Prix Special, rückten Werth und ihr scheinbar schwerelos schwebende­s Olympiapfe­rd Weihegold die Kräfteverh­ältnisse zurecht. Werth fährt nun als Favoritin zur EM nach Göteborg.

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Als das Wetter noch stimmte, sahen die Zuschauer Marcus Ehning springen. Foto: dpa/gentsch

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