„Erzählzeit ohne Grenzen“startet
Begegnungen mit den Autoren herausragender neuer Romane
SINGEN (sz) - Die achte „Erzählzeit ohne Grenzen“Singen-Schaffhausen von Freitag, 31. März, bis Sonntag, 9. April, verspricht spannende Begegnungen an außergewöhnlichen Leseorten in der Region zwischen Bodensee und Rheinfall. Das deutschschweizerische Literaturfestival bietet einen Überblick über Neuerscheinungen und das persönliche Erleben der Autoren.
39 Schriftsteller aus der Schweiz, aus Deutschland und aus Österreich präsentieren ihre neuen Werke, zumeist Romane, bei 60 Lesungen in 39 Städten und Gemeinden. Ihre Geschichten spannen den Bogen von der unmittelbaren Nachkriegszeit bis in die Gegenwart mit wenigen Abstechern in frühere Jahrhunderte.
Friederike Gösweiner wurde für ihren Erstling „Traurige Freiheit“im November 2016 mit dem Österreichischen Buchpreis in der Kategorie Debüt ausgezeichnet. Wilhelm Genazino variiert auf virtuose Weise die Klage vom überforderten Mann in der modernen Lebenswelt, im neuen Buch „Außer uns spricht niemand über uns“. Mit der Leichtigkeit dieser Jahreszeit kommt André Kubiczeks hinreißende „Skizze eines Sommers“daher.
Im neuesten Band von Wolfgang Hermanns Romanreihe um „Herrn Faustini“muss dieser im Winter notgedrungen zu Hause bleiben und entdeckt dort einen ganzen Kosmos. Peter Stamm erzählt im neuen Roman „Weit über das Land“, wie ein Familienvater plötzlich aus seinem scheinbar wohlgeordneten bürgerlichen Leben ausbricht.
Als Zeitgeistreise in die 1980er Jahre, aber auch als melancholische Lebensbetrachtung lässt sich Arnold Stadlers auf zwei Zeitebenen spielender Roman „Rauschzeit“lesen. Autobiographisch geprägt ist Kathy Zarnegins Roman „Chaya“über eine junge Frau aus Teheran, die in den 70er Jahren beschließt, Schriftstellerin zu werden.
Eine Roadmovie-Komödie über die Freiheit suchenden Eltern des Autors ist Tilman Rammstedts Roman „Morgen mehr“. In den frühen 1960er Jahren erlebt Felix Huby seine „Lehrjahre“als junger Redakteur in Blaubeuren und eckt bei vielen Ewiggestrigen an.
Jochen Metzger erzählt in seinem ersten Roman „Und doch ist es Heimat“die Geschichte seines Heimatdorfes Sandheim gegen Ende des Zweiten Weltkriegs. Vom Ringen um jüdisches Selbstverständnis im Deutschland des 21. Jahrhunderts erzählt Dmitrij Kapitelman in seinem zu einem dichten Text geformten Roman „Das Lächeln meines unsichtbaren Vaters“. In „Sturm in den Himmel“schildert Asta Scheib die Schulund Studienjahre von Martin Luther.
Eröffnet wird das Literaturfestival am Freitag, 31. März, um 19.30 Uhr mit einer Literaturperformance von Nora Gomringer und dem Jazzduo „Hely“im Kulturzentrum Kammgarn in Schaffhausen.
Als Tochter von Eugen Gomringer, der die Konkrete Poesie begründete, ist Nora Gomringer ein Urgestein und prägendes Gründungselement der noch jungen SpokenWord-Szene des deutschsprachigen Raumes. Die Deutsch-Schweizerin verdiente sich ihre Sporen in der deutschsprachigen Poetry-SlamSzene und verabschiedete sich auf dessen Höhepunkt, um zu ihren lyrischen Wurzeln zurückzukehren.
Fortan widmete sie sich der Lyrik auf experimentelle Art. 2015 gewann sie den Ingeborg-Bachmann-Preis. Ihre „Lyrischen Zwischenrufe” im Fernsehsender 3Sat haben Kultcharakter. Ihre Auftritte sind irritierend, berührend und von beeindruckender Virtuosität.
Und auch wenn ihr neuester Gedichtband „Ich bin doch nicht hier, um Sie zu amüsieren“heißt: Nora Gomringer performt auf höchstem Niveau und stets mit einem Quäntchen subtilem Humor.
Zum Abschluss des Literaturfestivals ist der Schweizer Schriftsteller Adolf Muschg am 9. April, um 10.30 Uhr zu einem Sonntagsfrühstück in der Stadthalle zu Gast. Er liest aus seiner neuen Erzählung „Der weiße Freitag“. Darin thematisiert er Goethes zweite Schweizer Reise 1779 und setzt diese in Bezug zur heutigen Zeit.
Für Musik sorgt ein HolzbläserTrio der Südwestdeutschen Philharmonie Konstanz mit Alexander Hanßmann (Oboe), Erich Born (Klarinette) und Yuki Hanßmann (Fagott). Bis auf das abschließende Sonntagsfrühstück in der Stadthalle Singen ist der Eintritt zu allen Veranstaltungen frei. Weitere Informationen: Städtische Bibliotheken Singen, Telefon 07731 / 85 292, oder Bibliotheken@singen.de www.erzählzeit.com